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Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit einem Blick auf Semjonow.
    »Du hast es gesehen! Pawel Konstantinowitsch, dein Täubchen hat es auch gesehen!« In die Kirstaskaja kam eine hektische Bewegung. Sie rannte hin und her und schlug mit den Händen gegen ihre Hüften. »Wir fahren! Wir fahren gleich! Spanne die Pferdchen an, Pawel Konstantinowitsch. Jede Stunde, die ich ihn nicht sehe, ist leer.« Plötzlich blieb sie stehen, faßte Semjonow am weiten Hemd, jenem russischen Sommerhemd, das man über die Hose trägt und das am Hals einen runden Ausschnitt hat. »Sieh mich an!« sagte sie, und ihre Stimme bebte und grollte. »Sag mir die Wahrheit: Bin ich verrückt? Los, hab keine Angst: Bin ich verrückt?«
    »Sie lieben, Katharina Iwanowna. Und das ist bei Ihnen wie Wahnsinn …«
    Da lachte sie. Sie bog sich zurück, ihr Leib war wie eine gespannte Sehne, und ihre vollen Brüste sprengten fast das enge, geblümte Sommerkleid mit den bunten mongolischen Perlen am Hals und am Gürtel.
    Zwei Stunden später erreichten sie die erste Sperre des Lagers. Zwei Rotarmisten lehnten am Schlagbaum, rauchten und unterhielten sich mit zwei Mädchen aus Bulinskij. In einem Wachhäuschen war eine Sprechanlage, die mit der Kommandantur verbunden war.
    »Sagen Sie Major Kraswenkow, daß die Genossin Kirstaskaja hier ist, um nach dem Operierten zu sehen. Bei mir sind Ludmilla, meine Assistentin, und Pawel, mein Pfleger.«
    Der Rotarmist, ein junger Unteroffizier, sah kritisch auf den hochrädrigen Bauernwagen und auf die drei Zivilpersonen.
    »Ich weiß nicht«, sagte er und blieb am Schlagbaum stehen. »Wenn man Sie nicht gerufen hat, Genossin …«
    »Beweg dich, du lahmer Floh!« brüllte die Kirstaskaja und stand im Wagen auf. »Hat man so etwas schon gesehen? Man macht Schwierigkeiten! Soll ich dem General in Jakutsk Meldung machen über einen hirnlosen Unteroffizier? Wie ein Häschen läufst du jetzt zum Telefon und meldest uns!«
    Bei der zweiten Sperre stand – wie konnte es anders sein? – der junge, forsche Leutnant Stepan Maximowitsch. »Halt!« rief er und hob die rechte Hand. Er sah sehr militärisch aus mit seiner Maschinenpistole und dem erdbraunen Dienstanzug. »Halt! Kontrolle!«
    »Noch ein Idiot!« fauchte die Kirstaskaja. »Wie kann man mein Gesicht vergessen, Leutnant?«
    »Es geht nicht um Ihr Gesicht, Genossin, sondern um den Inhalt des Wagens. Ich muß kontrollieren.«
    »Im Wagen sind zwei Freunde und Gehilfen, und unter den Decken am Boden vielleicht alter Kuhmist. Zusammengekratzt vielleicht hundert Gramm. Brauchen Sie ihn für einen Blumentopf, Leutnant?«
    Leutnant Stepan Maximowitsch verzog das Gesicht. Immer dieser Ärger mit den Zivilisten, dachte er. Und man tut doch nur seine Pflicht. Warum wird Pflichtbewußtsein immer so schlecht bewertet?
    »Jeden Tag finden im Lager Sabotageakte statt, Genossin«, sagte er und trat an den Wagen heran. Er blickte Ludmilla an, dann Semjonow und verzog den Mund. Sie kamen ihm bekannt vor, nicht so, als sehe er sie zum erstenmal an diesem Nachmittag. In Bulinskij muß ich sie gesehen haben, beim Stadtbummel. Man geht vorbei, sieht ein Gesicht und behält es in der Erinnerung. Ja, so ist es.
    »Lebensmittel, Fleisch, Konserven, Tabak, Kleidungsstücke, ein ganzes Warenhaus wird seit Tagen ins Lager geschmuggelt«, sagte Stepan Maximowitsch. »Die Deutschen leben besser als wir. Sie haben Bärenschinken und Lachs, trinken Kwass und rauchen goldgelben Tabak. Und wir? Wir fressen Kascha und haben borkigen Machorka. Ist das gerecht? Ist das nicht Sabotage am Strafvollzug? Verbrecher sind es, die wir bewachen! Sollen sie leben wie die Wojwoden? Also, Bürger, macht es mir nicht so schwer … laßt mich kontrollieren.«
    Es war vorauszusehen: Im Wagen Semjonows fand sich nichts. Stepan Maximowitsch grüßte, ließ die zweite Schranke hochkurbeln, und Semjonow fuhr in den inneren Lagerbereich.
    Die Mehrzahl der deutschen Gefangenen war noch in der Taiga und fällte Bäume. Nur die Stubendienste, die Küchenhilfen und die Revierkranken waren im Lager. Sie hatten um die Baracken Beete ausgehoben und waren nun dabei, Stauden und Blumen zu pflanzen. Major Kraswenkow hatte nichts gegen einen Garten für die Lebenslänglichen. Er liebte das Schöne; und gibt es Schöneres als eine duftende Rose?
    Während Katharina Kirstaskaja auf den Stufen der Kommandanturbaracke Major Kraswenkow begrüßte und Ludmilla die Verbandstasche auslud, suchte Semjonow einen Pfahl, wo er seine Pferdchen anbinden konnte. Es gab genug

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