Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
am meisten –, war den Blicken des KGB entzogen.
    James Bradcock landete an einem strahlenden Vormittag auf dem Flugplatz Wnukowo. Der Schnee blendete, und Bradcock setzte seine dunkle Sonnenbrille auf, als er die IL-18 über die hohe Gangway verließ. Hinter der Zolltheke erwartete ihn der Militärattaché der Botschaft und begrüßte ihn als alten Freund mit Schulterklopfen und Händeschütteln.
    »Das ist schön, James, daß du uns im alten Moskau besuchst!« sagte der Attaché und trug Bradcocks Koffer zu dem vor dem Gebäude wartenden Chrysler. »Hoffentlich hast du gute Laune mitgebracht. Wir haben ein paar süße Dolmetscherinnen in der Botschaft. Die sind ganz scharf darauf, einen Kerl wie dich auf die Federn zu legen!«
    Bradcock lächelte sauer. In schneller Fahrt ging es zur Botschaft, und dort erwartete ihn weder eine wohlgeformte Pussi noch ein Drink, sondern der Oberstleutnant Hadley, der als Presseattaché ein schönes Leben an der Moskwa führte.
    »Guten Flug gehabt, James?« fragte Hadley und bot Bradcock eine Papyrossa an. »Dein Zimmer siehst du gleich, auch deinen Whisky habe ich schon kalt gestellt. Doch zuerst die rauhe Wirklichkeit.« Hadley drückte auf einen Klingelknopf. Die Tür ging auf, und herein kam James Bradcock.
    Bradcock starrte den Mann an, schüttelte den Kopf, als sei er ins Wasser gefallen und tauche nun auf, wischte sich über die Augen und sah dem Doppelgänger sprachlos in die listig blinzelnden Augen.
    »Das haut einen vom Stuhl, was, James?« lachte Hadley und klopfte Bradcock auf die Schulter. »Das ist Mike Lohrfeld. Durch Zufall entdeckten wir ihn in unserer Konsulatsabteilung. Junge, dachte ich, wenn wir dem die Haare färben, dann sieht er aus wie der gute James. Wir färbten ihm die Mähne, und nun sieht er James Bradcock so ähnlich, daß nicht einmal die Mädchen im Bett es merken würden, daß er vertauscht ist.«
    Bradcock lächelte schwach. »Hallo, Mike!« sagte er und hob die Hand. »Was soll die Maskerade?«
    »Dreimal erlaubte die gute Fee, zu raten.« Hadley ging zum Barschrank, holte den Whisky heraus und goß drei Gläser ein. »Übermorgen fliegt Mike als James Bradcock zurück nach Bonn, womit wir den guten Oberst Karpuschin beruhigt haben. Du, James, bleibst hier. Wir haben noch allerhand vor mit dir. Zum Wohl, Junge.«
    Sie stießen an und tranken ihr Glas Whisky. Dann ging Mike Lohrfeld wieder hinaus, um sich aus Bradcocks Koffer die Wäsche und den Reiseanzug zu holen. Hadley drückte Bradcock auf einen Stuhl und wedelte mit einem dünnen Schnellhefter durch die Luft.
    »Du sprichst ein gutes Russisch«, sagte er. »Du hast die gleiche Ausbildung wie Heller gehabt. Ihr wart Freunde. Die siamesischen Zwillinge hat man euch früher genannt. Nun ist der eine Zwilling verschollen …«
    »Ich weiß es, Bill.« Bradcock sah auf seine Papyrossa. Sie schmeckte ihm abscheulich. »Ihr habt ihn hochgehen lassen.«
    »Was blieb uns anderes übrig, James? Spione arbeiten entweder, oder sie schweigen – für immer! Heller ist uns durch die Lappen gegangen. Was liegt näher, als den anderen Zwilling zu holen?« Hadley warf die dünne Akte auf den Tisch zurück und setzte sich auf die Schreibtischkante. »Wir haben bestimmte Vorstellungen, James, was du tun sollst. Man baut da im Norden an geheimnisvollen Dingern. Uns ist gemeldet worden, daß an verschiedenen Stellen eine neue Weltraumraketenabschußrampe in Einzelteilen gebaut wird und dann irgendwo im Schnellverfahren montiert werden soll. Fertigbauweise gewissermaßen. Noch kennen wir den neuen Standort nicht, aber ein großer Teil der Fertigteile lagert in Jakutsk. Wir denken, daß du erst einmal dorthin fährst und dich auf die Lauer legst.«
    Hadley schwieg. Er sah James Bradcock an und bemerkte, wie dieser die Zigarette zwischen den Fingern zerbröselte.
    »Nicht begeistert, James?« fragte Hadley.
    »Soll ich sofort die Internationale singen?« Bradcock stand auf und trat an das Fenster. Auf der Straße vor der Botschaft spielten Kinder im Schnee. Sie bauten einen Schneemann und bewarfen ihn dann mit Schneebällen. »Wer hat sich denn das ausgeknobelt?«
    »Der Chef in Washington und dein Freund Mike Wilson.«
    »Davon hat er mir in Godesberg nichts gesagt.«
    »Es sollte auch eine Überraschung sein, alter Junge. Das Geschenkpaket für Moskau.« Hadley trat hinter Bradcock und legte ihm den Arm um die Schulter. »Verstehe, wenn du sauer bist, James. Aber nimm's hin wie damals die Durststrecke in der

Weitere Kostenlose Bücher