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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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Perfekt. Da kann ich jetzt gemütlich los.«
    »Und die Zimmermädchen können in dein Zimmer.«
    Ella studierte den Stadtplan und sah sich vor allem die vielen kleinen Straßen der Altstadt genauer an. Offensichtlich hatte sie gestern die falsche Zufahrtsstraße gewählt, viel zu westlich. Sie musste sich östlicher halten, auf das Schloss zulaufen, damit war sie auch gleich näher am Stortorget, dem Platz, auf dem Margareta spielte und der nahe bei der Galerie lag. Denn dort wollte sie auf alle Fälle noch einmal hin.
    Draußen hatte sich der graue Tag inzwischen etwas aufgehellt, und Ella prüfte mit einem Blick aus dem Fenster, was die Leute auf der Straße trugen. Wieder sah sie Frauen mit bloßen Beinen und Männer in kurzärmeligen T-Shirts. Einheimische. Nach deren Kälteempfinden konnte man nicht gehen, das hatte sie inzwischen gelernt. Und auch, dass die Schwedenbeine alle die gleiche bronzefarbene Tönung hatten. Es musste hier irgendwo eine Bräunungsdusche geben. Vielleicht sollte sie sich mal erkundigen, ein bisschen mehr Farbe könnte ihr auch nicht schaden.
    Ella entschied sich für Jeans, ein weißes kurzärmeliges T-Shirt, einen leichten hellgrünen Pullover darüber und für alle Fälle eine dünne Regenjacke, die sie in ihre Tasche stopfte. Vor allem wollte sie heute nasse Füße vermeiden und zog deshalb halb hohe Stiefeletten an. So, sie schaute in den Spiegel, band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und legte einen leicht tönenden Lippenstift auf. Wenn schon keine Bräune auf der Haut, dachte sie, dann wenigstens Farbe ins Gesicht. Jetzt konnte es losgehen.
    Ihr Smartphone klingelte. Ben. Das hatte sie befürchtet, schon den ganzen Morgen über. Sie war feige, dachte sie, sie hatte sich sogar um einen netten Morgengruß gedrückt.
    Sie zögerte, bevor sie dranging.
    »Hallo, Schatz«, sagte Ben, »ich mache mir langsam Sorgen. Geht es dir gut?«
    »Sorgen? Wieso denn das?«, fragte Ella betont locker und spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog.
    »Na ja, ich höre nichts von dir. Kein Anruf, keine SMS , nichts. Das ist doch gar nicht deine Art.«
    »Ja …«, jetzt, dachte sie, jetzt müsstest du es ihm sagen. Aber was? Und wie? Ich habe hier zufällig einen Mann getroffen, mit dem ich irrsinnig tollen Sex habe? Unmöglich, damit konnte man ja jemanden umbringen. »Ja«, wiederholte sie langsam, »hier ist unglaublich viel los, ständig etwas anderes, jetzt habe ich die eine junge Frau entdeckt, weißt du, deren Portrait direkt neben dem von Moritz hängt, so ein Zufall, stell dir vor, und gleich treffe ich mich mit ihr. Vielleicht weiß ja sie etwas, die Galeristin jedenfalls wollte nichts über Inger Larsson verraten. Entweder ist sie wirklich unbedeutend oder tatsächlich scheu. Außerdem gibt es den Namen Inger Larsson leider wie Sand am Meer.« Sie merkte selbst, dass sie viel zu hastig sprach und dass dadurch alles gleich wie eine Ausrede klang.
    Es war kurz still.
    »Geht es dir wirklich gut?«, hörte sie Bens dunkle Stimme, die sie immer so geliebt hatte.
    »Ja, warum? Alles in Ordnung.«
    »Du klingst so komisch. So gar nicht nach Ella. Ein bisschen überdreht.«
    Jetzt, dachte sie. Er baut dir ja schon goldene Brücken zur Wahrheit, jetzt sagst du es ihm. »Es ist ja auch aufregend für mich. Stockholm ist groß, ich verlaufe mich ständig in den vielen Gassen, außerdem lernt man hier recht schnell neue Menschen kennen, alle sind freundlich und hilfsbereit, nehmen einen gleich mit …«
    »Lass dich besser nicht gleich mitnehmen. Nicht dass noch was passiert …«
    »Du schaust zu viele Schwedenkrimis.« Sofort fiel ihr Roger ein. Er stand förmlich vor ihr. Wo war die Erinnerung an Bens Bild hin? Konnte das so schnell gehen?
    »Hast du mich denn noch lieb?«
    Au, Scheiße!
    »Klar habe ich dich lieb!« Klar hatte sie ihn noch lieb. Nur anders halt. Aber wenn sie ehrlich war, hatte ihr sexueller Appetit auf ihn längst nachgelassen. Es war nett, mit ihm zu schlafen, sie holte sich ihre Befriedigung, aber es war halt auch ein bisschen Hausmannskost. Sie wusste immer genau, was kam, der Ablauf hatte sich über die Jahre eingespielt.
    Vielleicht musste sie mal die Initiative ergreifen. Ihn mal wieder aufwecken.
    »Bist du sicher?«
    »Sicher … was?«
    »Dass du mich noch lieb hast …?«
    »Wenn ich es dir doch sage. Sei nicht böse, ich bin etwas abgelenkt. Um eins treffe ich mich mit Margareta, und ich muss diesen Platz erst noch finden.«
    »Ich will dich ja auch

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