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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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Freundin Steffi bei ihm. Ganz überraschend, denn gerade war sie noch in New York.«
    »Und was wollte sie? Den Mann abstauben?«
    Ella dachte an Moritz. »Ne«, sagte sie langsam. »Ben passt nicht in ihr Beuteschema. Zu groß, zu schwer, ehemaliger Mehrkämpfer, heute ein Hobbymaler, mehr ein Poet als ein zupackender Mann, nein, ich denke, da wärest du schon eher gefährdet.«
    »Gefährdet? Ich?« Er lachte auf und zwinkerte ihr zu. »Dann doch wohl eher sie.« Seine braunen Augen blitzten. »Wie sieht sie denn aus, deine Freundin?«
    Ella versuchte sich Steffi vorzustellen, aber ständig schob sich das Foto mit dem Sektglas vor ihr inneres Auge, mit dem Sektglas in Moritz’ Bett.
    »Ja«, sie konzentrierte sich. »Wir sind gleichaltrig, etwa gleich groß und etwa gleich schwer. Ihre Figur ist vielleicht ein bisschen sportlicher –«
    »– das heißt, kleineren Busen –«, unterbrach Roger.
    Ella zuckte die Achseln. »Insgesamt drahtiger. Früher hatte sie ihre braunen Haare blond gefärbt, jetzt ist sie wieder braun. Dunkelbraun. Nackenlang.«
    »Schade.«
    »Wieso schade?«
    »Lange Haare gefallen mir besser.«
    »Dafür hat sie strahlend blaue Augen.«
    »Und du hast Rehaugen.«
    Seltsam, dachte Ella, das hat Ben auch immer gesagt. Vortäuschung falscher Tatsachen, hilfloser Blick im willensstarken Kopf.
    »Und was wollte sie bei deinem Freund, wenn sie ihn dir nicht wegnehmen will?«
    »He, sie ist meine Freundin!«, warf Ella ein, aber sie spürte selbst, wie lasch es klang, und eigentlich wurde ihr bei einer solchen Aussage direkt übel. Meine Freundin, meine allerbeste Freundin. Sie hätte kotzen können.
    »Sie hat ihn nach meinem Hotel gefragt.«
    »Ihn? Wieso nicht dich?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann will sie wohl kommen, um dir bei deiner Suche zu helfen. Hallo«, er hob die Stimme, »hallo, Sweetheart, Überraschung.«
    Es klopfte. Roger nahm ein Geldstück und ging zur Tür. Gleich darauf balancierte er ein Tablett mit zwei Cappuccini und zwei Croissants herein und stellte es auf dem kleinen Tisch ab.
    Sie wird wohl kommen. Der Satz ging Ella nicht aus dem Hirn. Aber warum? Das würde bedeuten, dass sie gar nicht weiß, wo Moritz abgeblieben ist. Wollte sie tatsächlich mitsuchen? Aber warum der Umweg über Ben?
    »Ich weiß es nicht.«
    Ella stand auf und setzte sich zu Roger. Er nahm einen Schluck Kaffee und wischte sich mit dem Handrücken den Milchschaum von der Lippe. Dann sah er ihr in die Augen. »Ich werde bald weg müssen. Länger als fünf Tage hier zu sein, ist echter Luxus für mich.«
    Ella erschrak. »Wie, du musst gehen?«
    Er winkte ab. »Nicht sofort. Aber wir sollten uns bald mal überlegen, was wir mit unserem kleinen Liebesabenteuer machen.«
    Liebesabenteuer. Das Wort hallte in Ella nach, und es tat seltsamerweise weh. Sie wollte kein Liebesabenteuer sein. Sie wollte immer ernst genommen werden, hatte sich nie als Spielzeug gesehen. War sie ein Spielzeug für Roger?
    »Jetzt schaust du wie ein waidwundes Reh.«
    Ella griff nach ihrer Tasse. Ist wohl besser, wenn ich meine Emotionen nicht zeige, dachte sie. Ich will mich ja nicht aufdrängen. Immer schön cool bleiben! »Liebesabenteuer«, schrie sie los und schüttete ihm ihren Cappuccino auf den Bademantel. »Wer glaubst du, dass ich bin? Ein billiges Flittchen?« Sie pfefferte ihre leere Tasse zwischen seine nackten Füße, sodass sie auf dem harten Parkettboden zerbrach und er schnell die Beine anzog.
    »Verdammter Mist«, setzte sie noch nach, bevor sie aufsprang und in der Toilette verschwand.
    Sie setzte sich zitternd auf den Klodeckel. Wie konnte das passieren?, dachte sie. Verdammt! Verdammt! Wieso hatte sie sich so wenig im Griff? Und jetzt? Wie kam sie aus dieser Nummer wieder aus? Im Spiegel auf der Innenseite der Tür sah sie sich sitzen. Sie starrte sich an. Ihre Augen funkelten, ihre Haare waren noch vom Schlaf zerzaust, ihre Lippen rissig und aufeinander gepresst. »Inka!«, schrie sie. »Lass mich in Ruhe!« Hätte sie einen handfesten Gegenstand gehabt, dann hätte sie ihn direkt in den Spiegel geworfen. Aber neben ihr stand nur der Behälter mit der Klobürste.
    Jetzt hörte sie etwas. Im Badezimmer lief Wasser. Da war Roger also seelenruhig ins Badezimmer spaziert und duschte jetzt. Ob sie ihn verbrüht hatte? Nein, so heiß war der Kaffee nicht mehr gewesen. Trotzdem, dachte sie und warf sich im Spiegel einen Blick zu: »So etwas tut man nicht!«
    Ihr Spiegelbild grinste, und Ella kickte mit dem bloßen

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