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Liebesschloesser

Liebesschloesser

Titel: Liebesschloesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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sehen, wie er unter meinen Händen schmilzt, wie er sich fallen lässt, die Kontrolle abgibt … wie ich seine Lust steuern kann. Nein, darauf kann ich noch nicht verzichten. Nur wegen ein paar dämlicher Gefühle, die sich plötzlich in meinen Körper geschlichen haben. Gefühle, für die es doch überhaupt keinen Grund gibt. Wir kennen uns nicht. Wir reden nicht miteinander über persönliche Dinge. Wir tauschen keine Lebensläufe aus, nur Körperflüssigkeiten. Und trotzdem berührt er etwas in mir. Ich möchte so viel von ihm wissen, ihn kennenlernen, sehen, wie er außerhalb dieser vier Wände ist
    Es ist - war - ein zufälliges Treffen. Ich bin ziemlich oft hier in der Cruisingbar. Er ist mir sofort aufgefallen. Das erste Mal haben wir es auf dem Klo getrieben, dann im Darkroom … Irgendwann hat es uns hierher verschlagen. In ein kleines Hotel gleich in der Nähe. Wir treffen uns seit sechs Monaten relativ regelmäßig. Ich musste nicht eine Sekunde darüber nachdenken, als er nach einem zweiten Treffen gefragt hat. Der Sex mit ihm war der Beste seit langer Zeit. Ganz offensichtlich ging es ihm ebenfalls so.  
    Je öfter ich ihn sehe, umso mehr kann ich es spüren. Zuerst habe ich es ignoriert, dann dagegen angekämpft, aber es noch immer zu leugnen macht einfach keinen Sinn. Es sind verdammte Schmetterlinge in meinem Bauch, es ist ein schreckliches Kribbeln auf meiner Haut, es ist … Zeit, die Sache zu beenden, bevor es zu spät ist. Bevor er merkt, was mit mir los ist und es selbst beendet. Besser, wenn ich es mache, wenn ich es unter Kontrolle habe.
    „Machst du mich frei?“, fragt er leise. Seine Stimme klingt ein wenig unsicher. So klingt sie schon seit ein paar Wochen. Es ist dieser Moment, der mich hoffen lässt, dass er vielleicht auch mehr fühlt. Aber bis jetzt haben sich die Hoffnungen immer schnell wieder zerschlagen. Wenn ich ihn losbinde, dann verschwindet er ins Bad. Danach zieht er sich an und geht. Diese besondere Stimmung ist weg … ich wünschte, ich könnte ihn für immer neben mir gefesselt liegen lassen. Natürlich wünsche ich mir das nicht. Es wäre schön, wenn er freiwillig bleiben würde, wenn wir den Fernseher anmachen und irgendeine bekloppte Talkshow ansehen würden. Wenn wir zusammen eine Pizza und Wein bestellen würden. Aber ich weiß gar nicht, ob er Pizza mag, oder Wein …
    „Magst du Pizza?“ Noch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, sind mir die Worte aus dem Mund gerutscht. Ich halte die Luft an, ohrfeige mich innerlich.
    „Klar! Hast du etwa Hunger?“, antwortet er und wackelt mit seinen immer noch gefesselten Armen. Ich starre ihn einen Moment an, dann rapple ich mich auf. Ohne ihm zu antworten, knie ich mich neben ihn, löse zuerst die rechte, dann die linke Hand. Mit leichtem Druck streiche ich über seine Oberarme, um die Blutzirkulation anzuregen. Er seufzt leise. Das Geräusch fährt mir sofort in den Unterleib. Gott, er kann so verdammt sexy stöhnen.
    „Besser?“, fragte ich. Ich muss mich räuspern, weil meine Stimme merkwürdig rau klingt. Er hebt den Kopf, lächelt mich an und nickt.
    Ich drehe mich zu seinen Füßen, befreie auch sie, kann es nicht lassen, mit den Fingern seine Waden entlang zu fahren. In den Kniekehlen ist er kitzelig. Leise lachend dreht er sich um, setzt sich auf und wischt über seine Beine. Er sieht mich an und scheint auf irgendetwas zu warten. Aber ich weiß nicht genau worauf.
    „Wieso die Frage nach der Pizza?“ Noah mustert mich intensiv und ich spüre, wie mein Herz für ein paar Takte aussetzt, bevor es im Eiltempo davon rast.
    „Ich … keine Ahnung ...“, nuschele ich vor mich hin.
    Ich könnte mich gerade ohrfeigen. Nicht nur dass ich diese dämliche Vorstellung davon hatte, wie wir beide hier im Bett Pizza essen, nein, ich muss ihn auch noch danach fragen. Und dann … dann schaffe ich es nicht, ihm die Wahrheit zu sagen. Seit wann bin ich eigentlich so ein Schwächling?
    „Okay“, sagt er grinsend und lässt sich nach hinten fallen. Wir liegen dicht nebeneinander und schweigen. Wenn ich meine Hand ein wenig zur Seite legen würde, dann könnte ich ihn berühren. Ich könnte seinen Oberschenkel entlangfahren, seine Leiste kitzeln, meine Finger durch sein gestutztes Schamhaar gleiten lassen.
    Meine Gefühle fahren Achterbahn, meine Gedanken sind so abwegig, dass ich es selbst nicht fassen kann. Meinem Schwanz scheint die Vorstellung allerdings zu gefallen. Ich fühle, wie es da unten zu kribbeln beginnt.

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