Liebesskandal in der High Society?
und her. Es war für sie so ungewohnt, Single zu sein. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie schon ihr ganzes Leben mit Tate verlobt gewesen – bis vor Kurzem. Vor ihrem Bett blieb sie stehen und ließ sich dann auf die Matratzenkante sinken. „Mom, ich kenne mich mit dem Singledasein nicht aus.“
„Das weiß ich doch.“ Anna setzte sich neben sie. „Darum will ich ja gerade mit dir nach New York fliegen und shoppen gehen. Ich werde dir ein bisschen zeigen, wie du deine neue Freiheit so richtig genießen kannst.“ Sie strich Katie eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich hätte zwar nie gedacht, dass es so weit kommt, aber nun ist es doch passiert. Jetzt hast du die Gelegenheit, eine neue Einstellung zu Männern zu entwickeln. Und natürlich auch zu dir selbst.“
Unwillkürlich musste Katie an Blake denken. Sie waren zwar kein Paar, aber inzwischen mehr als „nur“ Freunde. Kurz: Ihre Beziehung war von vorn bis hinten ungeklärt, und das verwirrte Katie. Sie kam sich dabei ziemlich verloren vor. Sollte sie sich vielleicht doch an ihre Mutter halten? Andererseits hatte sie das früher auch immer getan, und so war es überhaupt erst zu der Verlobung mit Tate gekommen. Dadurch nämlich, dass sie immer nur auf das gehört hatte, was andere Menschen für richtig hielten – ohne auf das zu achten, was sie selbst wollte.
Und jetzt? Jetzt war sie über dreißig und zum ersten Mal in ihrem Leben Single.
„Mom, ich weiß ja, dass es sich komisch anhört, wenn ich so etwas in meinem Alter sage, aber … ich habe keine Ahnung, wie man sich als Single verhält, und was es da für ungeschriebene Regeln gibt. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich sie lernen will.“
„Natürlich. Und ich helfe dir gern dabei. Zunächst ist es wichtig, dass du dich nicht gleich auf die nächste … Geschichte einlässt.“
„Ich lasse mich auf keine Geschichten ein.“
Aber wenn Katie ganz ehrlich war, musste sie ständig an Blake denken. Daran, wie schön es war, mit ihm zusammen zu sein. Wie sehr sie sich danach sehnte, ihm noch näherzukommen …
„Das ist gut.“ Anna atmete erleichtert auf. Sie tätschelte Katie kurz das Knie, stand vom Bett auf und ging zum begehbaren Kleiderschrank. „Ich glaube, du brauchst eine völlig neue Garderobe“, sagte sie, nachdem sie jedes einzelne Kleid und jede einzelne Bluse kritisch gemustert hatte.
Katie stellte sich neben ihre Mutter. „Warum? Mir gefallen meine Sachen.“
„Du hast zwar Geschmack, aber trotzdem fehlt da noch das gewisse … Etwas.“
Katie seufzte. Wenn sie sich jetzt nicht wehrte, würde Anna bald nicht nur über ihren Kleiderschrank, sondern auch noch über ihr gesamtes Liebesleben bestimmen. „Wie wär’s mit einem Kompromiss, Mom? Ich fliege mit dir nach New York, und wir suchen zusammen ein tolles Ballkleid für mich aus. Aber nur, wenn du mir versprichst, meine übrigen Sachen in Ruhe zu lassen.“
Ihre Mutter ließ die Bluse los, die sie gerade in der Hand hatte, und runzelte die Stirn. Dann strich sie langsam über ein schwarzes Kaschmir-Strickkleid.
Katie fand es beängstigend, wie entschlossen ihre Mutter ihre Ziele verfolgte. Aber diesmal wollte sie nicht so leicht nachgeben.
Schließlich ließ Anna das Strickkleid los und wandte sich ihrer Tochter zu. Sie lächelte verhalten. „Also gut. Fangen wir mit New York an.“
5. KAPITEL
Als Katies Handy klingelte, musste sie erst mal einige Einkaufstaschen abstellen, um das Telefon aus ihrer Handtasche holen zu können. Sie und ihre Mutter hatten gerade eine ausgiebige Shoppingtour in der New Yorker Fifth Avenue hinter sich.
Anna blieb neben ihr stehen. „Lass es doch einfach klingeln“, sagte sie. „Du kannst die Nachricht ja nachher abhören.“
„Nein, das will ich nicht. Vielleicht ist es Blake.“ Der Name war ihr einfach so herausgerutscht. Schnell fügte sie hinzu: „Wir … stellen nämlich gerade die Versteigerungsliste für die Kunstauktion zusammen und waren fast fertig, als ich losgeflogen bin. Vielleicht will er noch kurz ein paar wichtige Dinge klären.“
„Aha“, war Annas ebenso vielsagender wie knapper Kommentar.
„Endlich!“, seufzte Katie, als sie das Handy gefunden hatte. Sie klappte es auf. „Hallo“, meldete sie sich atemlos. Die Sonne hatte sie so stark geblendet, dass sie die Nummer auf dem Display nicht hatte lesen können.
„Ich dachte, ihr wolltet shoppen. Du klingst ja, als hätte ich dich im Fitnessstudio erwischt.“
Ein Glück, es ist wirklich Blake!
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