Liebessklavin
völlig verschlafenen Verstand erreichte.
„Ein was?“
„Ein Brautkleid.“ Erica betonte das Wort so genau, dass kein Zweifel übrig blieb. „Ich heirate heute und du bist meine Trauzeugin.“
Marie verstummte.
„Bist du noch da?“
„Ja.“
„Was hast du?“
Ein Seufzen ertönte aus dem Hörer. „Bist du dir sicher?“
Erica stöhnte auf. „Oh bitte, das hatten wir doch schon. Fang jetzt keine Diskussion mit mir an. Simon ist der Richtige. Er liebt mich und ich liebe ihn. Reicht das nicht?“ Sie konnte förmlich die Bedenken ihrer besten Freundin hören, doch Marie schwieg und dämpfte Ericas Euphorie und Freude. Sie schnaubte. „Okay, hör zu, ich bin glücklich verlobt und werde heute heiraten, ob du das gut findest oder nicht. Ich würde mich freuen, wenn du dabei wärst, aber diese Hochzeit wird auch ohne dich stattfinden.“
„Boah, jetzt werd nicht so zickig. Du bist echt unausstehlich, wenn du imStress bist. Ich überlege gerade, welches das teuerste Brautmodengeschäft der Stadt ist, verdammt. Du hast doch freie Hand, oder?“
Erica lachte erleichtert auf.
„Okay ich bin in zehn Minuten bei dir.“
Als Marie sich verabschiedete, rief Erica sie noch einmal zurück an den Hörer. „Marie?“
„Ja?“
„Danke.“
Sie lachte leise. „Nicht dafür, Missie!“
K APITEL 18: D IE SM-H OCHZEIT
Erica und Marie bedrängten George unentwegt, seine Meinung kundzutun, während Erica verschiedene Brautkleider vorführte.
Zu bieder, zu brav, zu jungfräulich, zu gerüscht, zu viel Taft, zu viel Spitze. Jedes Mal, wenn Erica auf das Podest mit den vier großen Spiegeln kletterte, verzog sie das Gesicht. Keines der Träume in Weiß wollte DAS Kleid sein.
Obschon Marie mit einem Sektglas in der Hand, das die Verkäuferin zur Beratung kredenzt hatte, bei jedem einzelnen Modell entzückt in Jubel ausbrach, betrachtete Erica sich skeptisch. Sowie sie sich zu George wandte und die Augenbrauen hob, schüttelte er nach einer Weile den Kopf.
Die Geste reichte aus, um Erica gleich wieder aus dem Stoff zu pellen. Nach vier Stunden sank sie erschöpft in das gemütliche Sofa, auf dem Marie saß.
„Ich glaube, das Kleid, das du suchst, muss erst gebacken werden.“ Marie klang ein wenig angetrunken.
Als die Verkäuferin erneut mit einem typischen Sahnetortenguss-Kleidchen um die Ecke bog, winkte Erica verzweifelt ab. „Ich kann nicht mehr. Entweder sehe ich aus wie ein Knallbonbon, oder wie eine Zuckergussfigur auf der Tortenspitze.“
Marie zuckte mit den Schultern. „Irgendwo zwischen Kleid sieben und was-weiß-ich … dieses Teil mit dem Carmenausschnitt. Zieh das noch mal an.“
Rüschen, zuckersüß, und wie ein Kommunionskleidchen verarbeitet – Erica rollte mit den Augen und sackte tiefer in das Sofa.
Marie leerte die Flasche. „Dann weiß ich es auch nicht. Wie wäre es mit Strapsgürtel, Korsett, Strümpfen und - ohlala … shocking! Das Strumpfband nicht zu vergessen. Weiß steht dir gut.“
Diese Farbe will ich nie wieder an dir sehen.
Damals trug sie Alltagswäsche und hatte sie danach für immer entsorgt. Weiß. Nein, ihr Kleid brauchte eine andere Farbe.
George beugte sich zu ihr herab. „Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, Miss Erica?“
Zum ersten Mal sprach der steif und schweigsam wirkende Chauffeur sie in Maries Gegenwart an. Fasziniert saugte sich Maries Blick an dem Gesicht des Mannes fest.
„Wenn das die Lösung meines bescheuerten Problems ist, nur raus damit, George. Ich bin nahe an einem Nervenzusammenbruch und kurz davor, die Hochzeit abzublasen.“ Die Verzweiflung spiegelte sich in einem hoffnungslosen Lächeln auf Ericas Lippen wider, doch die Sanftmut in Georges Augen ließ eine Idee erahnen.
Er bat die Freundinnen, in den Wagen zu steigen, bedankte sich bei der Beraterin, die enttäuscht über das entgangene Geschäft wirkte. Als der Chauffeur ihr höflich ein Trinkgeld in die Hand drückte, war Erica sicher, dass sie diesen Laden nie wieder betreten würde.
Ihr Weg führte aus der Stadt, eine Landstraße entlang und Erica sahschweigend aus dem Fenster. Die Erinnerung an die Autopanne mit Stuart, dem Spiel, das danach folgte, kehrte in ihren Gedanken so präsent zurück, dass sich zwischen ihren Schenkeln ein Pochen breitmachte.
Durch den Rückspiegel traf Georges Blick sie und in seinen Augen erkannte sie Belustigung. Sie sah wieder hinaus, um Maries Aufmerksamkeit nicht zu wecken.
Der Chauffeur hielt in einer kleinen Ortschaft, die nicht mehr
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