Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
letzten halben Stunde nicht unbedingt klar
kombinieren.
„Lass uns mal überlegen ...“ Dirk setzte sich auf den Wannenrand
und runzelte die Stirn.
„Wer kennt dich, und wer würde dich schlagen? Und wer ist zu
feige, um dich alleine herauszufordern? Wer braucht
Unterstützung?“
Neal zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Vor einigen
Wochen hätte ich noch gesagt: die ganze Schule. Aber jetzt ...“ Er
zuckte mit den Schultern.
„Konntest du denn wirklich gar nichts erkennen?“, bohrte Dirk
weiter. „Nicht ein bisschen was von einem Gesicht oder von den
Klamotten?“
„Die Schuhe!“, unterbrach Neal hastig. „Ja, genau! Ich konnte ein
Paar Schuhe erkennen!“
„Was für Schuhe?“, wollte Dirk sofort wissen. Es klang wie in
einem Verhör.
„Das müssen Docs gewesen sein. Die waren sehr hart, ... und diese
Marke erkenne ich im Traum!“ Er lächelte verkrampft, als er an
seine Lieblingsschuhmarke aus England dachte.
„Konntest du die Farbe erkennen?“
„Ja. Da habe ich mich noch gewundert, denn die waren grün! Das
ist sehr selten ...“
Dirk stockte der Atem. „Grün? Bist du sicher?“
„Ja, doch. Wieso?“ Neal stutzte. Ein ungutes Gefühl überkam ihn.
„Kennst du etwa jemanden mit grünen Docs?“
Dirk nickte still. Bestürzt schüttelte er den Kopf. „Das ist nicht zu
fassen ...“
„Was denn? Weißt du, wer es war?“ Neal wurde allmählich
hektisch.
„Überleg’ mal ... “, erwiderte Dirk. „Du kennst auch jemanden mit
diesen Schuhen. Er geht in meine Jahrgangsstufe.“ Neal spürte die
Wut, die in Dirk aufstieg.
Er dachte angestrengt nach, und dann sah er Dirk mit
erschüttertem Gesicht an. „Du meinst ...“, begann er.
„Ja! – Sparky! Sparky hat grüne Docs und sonst niemand.“
Aufgebracht sprang Dirk auf. „Dieser Mistkerl! Dieser Arsch!“
„Aber wieso sollte Sparky mich überfallen und zusammenschlagen?“, schaltete sich Neal wieder ein. „Ich habe ihm doch
nichts getan!“
Dirk blickte zu Boden und seufzte. „Doch, er könnte was gegen
dich haben ...“
„Warum?“
„Ich hatte was mit Sparky, bevor ich mich in dich verliebt habe“,
gestand Dirk schließlich. Es fiel ihm offensichtlich nicht leicht,
darüber zu reden. Augenblicklich wurde es still. Neal konnte kaum
glauben, was er hörte.
„Das sagst du mir erst jetzt?“
„Es war nichts Ernstes“, lenkte Dirk sofort ein. Er wollte
unbedingt vermeiden, dass Neal sich aufregte.
„Warum ist er denn so sauer, dass er mich schlägt?“ Neals Stimme
war kurz davor zu kippen.
„Sparky hat mehr für mich empfunden“, räumte Dirk ein. „Als ich
mit ihm Schluss gemacht habe, war er total down. Hat ständig nur
gesoffen, ist mir nachgelaufen, hat genervt ... Er wollte nicht
begreifen, dass ich nichts mehr von ihm wollte. Und nun, wo jeder
weiß, dass wir beide ein Paar sind ...“ Die Entwicklung lag klar
auf der Hand.
„Er ist eifersüchtig“, stellte Neal daraufhin fest.
Dirk nickte. „Trotzdem kein Grund, dich zu verprügeln!“
Er hob Neal aus der Wanne und trug ihn auf seinen starken Armen
zurück ins Bett, deckte ihn sorgfältig zu, dann küsste er ihn auf die
Stirn.
„Bleib liegen! Ich muss noch mal weg.“
„Jetzt?“ Neal schielte zur Uhr. „Mitten in der Nacht? Wo willst du
denn hin?“
„Was erledigen ...“
XIV .
Eine Stunde später kam Dirk zurück. Neal öffnete sachte die
Augen, als er eine Hand auf seinem Haar spürte.
„Du bist zurück?“ Er lächelte. „Wo warst du denn?“
„Das ist doch jetzt egal ...“, antwortete Dirk. Er küsste Neal auf
den Mund.
„Es ist schon so spät“, stellte Neal fest. „Ob meine Eltern
mitbekommen haben, dass ich nicht nach Hause gekommen bin?“
„Mach’ dir keine Sorgen. Ich habe deine Mutter von unterwegs
angerufen, sie weiß, dass du hier bist.“
„Was hast du ihr erzählt?“ Neal setzte sich vorsichtig im Bett auf.
„Dass die Bahn nicht fuhr, wegen der schlechten Wetterverhältnisse ... Sie war beruhigt.“
„Na, ein Glück.“ Es klang erleichtert.
Dirk nickte und stand auf, kam mit einer Flasche Schnaps zurück.
Neal machte große Augen. „Willst du saufen? Wir haben morgen
Schule.“
Sein Freund grinste jedoch. „Deine Wunden, die sehen nicht sehr
gut aus. Wir sollten das reinigen.“
Er nahm ein Taschentuch, tränkte es mit Alkohol und presste es an
Neals Stirn.
„Auuu!!“ Neal biss sich auf die Zunge. Seine Verletzungen
begannen zu brennen.
Dirk hielt ihn ganz fest. „Ist gut, ist gut
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