Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
hast“, sagte Neal
lächelnd. „Da gehört schon eine ordentliche Portion Mut dazu.“
Er lag neben Dirk im Bett und rauchte eine Zigarette.
Dirk setzte sich auf. „Wenn mir jemand so blöd kommt, dann kann
ich einfach nicht anders.“
„Hast du schon viele solcher Erfahrungen gemacht?“
Dirk nickte. „Ab und zu kommt das vor. Aber ich habe keine
Angst mehr vor diesen Schwulenhassern. Das sind doch nur
neidische Vollidioten!“
„Bist du mir noch böse?“, fragte Neal unsicher.
Erstaunt zog Dirk die Augenbrauen hoch. „Wieso sollte ich dir
böse sein?“
„Wegen vorhin ...“, druckste Neal herum. Er dachte an den
Zwischenfall mit den Fußballspielern. Doch Dirk nahm ihn in den
Arm und drückte ihn fest an sich.
„Dir könnte ich niemals böse sein. Ich habe nur Angst, dich zu
verlieren.“
Er wirkte bedrückt, was Neal nicht wirklich registrierte. Diesen
verunsicherte nämlich die fortgeschrittene Uhrzeit. „Ich muss los!“
Dirk legte sich wieder zurück ins Kissen. Dass er unzufrieden war,
musste er nicht erwähnen.
„Ich kann nicht schon wieder hier pennen. Das würde auffallen.“
Neal stand auf. „Wir sehen uns morgen früh wieder ... in der
Schule.“
„Das halte ich nicht aus.“
„Nun spinn’ nicht rum.“ Neal zog sich an. „Die paar Stunden!“
„Und genau die paar Stunden sind es, die mich verrückt machen.“
Neal seufzte. „Es geht nicht anders.“
Er beugte sich zu Dirk herunter und gab ihm einen innigen Kuss.
„Ich träum’ von dir.“
„Und ich von dir“, erwiderte Dirk. Er begleitete seinen Freund zur
Tür. Als er diese öffnete, staunte er nicht schlecht: kleine
Schneeflocken rieselten vom Himmel und bedeckten bereits den
Boden zu seinen Füßen.
„Oh, der Winter naht. Soll ich dich noch zur S-Bahn bringen? Bei
dem Wetter ...“
„Nein, danke. Leg’ du dich mal wieder hin.“
Sie küssten sich noch einmal, dann verschwand Neal in der
Dunkelheit.
Ein weißer Film von Schnee lag auf dem Gehweg. Neal knöpfte
sich die Jacke fester zu. Es war erbärmlich kalt. Hinter sich hörte
er Schritte, die er zuerst ignorierte, bis ihn plötzlich jemand rief:
„Hey, Neal!“
„Ja?“ Er drehte sich um – und das einzige, was er noch sah, war
eine Faust, die auf ihn zuschnellte und ihn mit voller Wucht im
Gesicht traf. Er ging sofort zu Boden. Sein Kopf schlug auf das
harte Pflaster auf. Und als er die Augen wieder öffnete, um sehen
zu können, wer ihm so heftig zugesetzt hatte, spürte er einen Tritt
in der Magengegend. Neal krümmte sich vor Schmerzen. Er schrie
auf, doch erneut spürte er einen festen Schuh, der auf ihn eintrat ...
dann verlor er das Bewusstsein ...
Die letzte Kerze war gerade heruntergebrannt. Das Fernsehprogramm war zu Ende. Dirk lag schlafend im Bett, als das
Telefon klingelte. Erst nach längerem Läuten wurde er wach. Als
er das Gespräch entgegen nahm, hörte er Stephanie Anderson am
anderen Ende der Leitung.
„Dirk? Sind Sie es?“
„Äh, ja ...“ Dirk unterdrückte ein Gähnen.
„Entschuldigen Sie die späte Störung, aber ... ist Neal noch bei
Ihnen?“
Dirk stutzte. Er sah auf die Uhr. „Nein. Er ist schon lange weg. Er
hat die letzte S-Bahn genommen. Wieso?“
„Das verstehe ich nicht.“ Stephanie Anderson klang nachdenklich.
„Er ist noch nicht nach Hause gekommen.“
„Nein?“ fragte Dirk verwundert, „Aber die Bahn ist schon seit
zwei Stunden weg!“
„Wo kann er denn sein?“ Neals Mutter schien wirklich besorgt.
„Ich weiß nicht.“ Dirk sah aus dem Fenster. Sein Gehirn lief auf
Hochtouren. „Ich werde zur S-Bahnstation gehen und nachsehen.
Vielleicht hatte die Bahn Verspätung. Oder sie ist gar nicht
gefahren. Vielleicht steht Neal noch an der Haltestelle und
wartet.“
„Oh, das wäre sehr nett, wenn Sie das tun würden. Ich mache mir
wirklich Sorgen.“
„Kein Problem. Ich melde mich wieder, wenn ich Näheres weiß.“
Dirk zog sich eilig an. Auch er hatte plötzlich kein gutes Gefühl
mehr. Wäre die Bahn nicht gefahren, wäre Neal doch
zurückgekommen, oder?
Er schlang sich einen Schal um den Hals und verließ das Haus.
Mittlerweile lag der Schnee zentimeterhoch auf der Erde. Dicke
Flocken kamen vom Himmel. Dirk presste seine Augen
zusammen, so kalt blies der Wind, und so hartnäckig fiel der
Schnee auf ihn nieder.
Zuerst konnte er nichts Auffälliges erkennen, doch dann ... mitten
auf dem Gehweg, sah er etwas liegen. Was war es? Ein großer
Gegenstand? Ein Tier? ... Ein
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