Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
schrie Dirk plötzlich. Der Becher auf dem Tisch
geriet ins Wackeln. Neal hätte ihn fast herunter gerissen. „Sorry.“
Dirk schüttelte den Kopf, dann er ging nach draußen.
Langsam begab sich Neal zu Bett. Er setzte sich und sah aus dem
Kellerfenster. Draußen wütete sein Freund im Schnee. Die
Schneeflocken, die vom Himmel fielen, flimmerten Neal vor den
Augen. Sein Kopf fing an zu schmerzen. Erst ein Klopfen an der
Fensterscheibe holte ihn in die Realität zurück. Dirk stand draußen
und winkte hektisch. Neben ihm stand ein großer Schneemann, der
freundlich lächelte.
„Der ist für dich!“, schrie Dirk so laut, dass Neal es durch die
Glasscheibe hören konnte. Er zwinkerte seinem Freund dankbar
zu.
„Ich liebe dich!“ Dirk klang euphorisch. Er küsste die
Glasscheibe, dann schnappte er sich den Schneeschieber und
rannte zur Garagenauffahrt.
„Ich liebe dich auch“, sagte Neal leise. Erschöpft senkte er den
Kopf. Mit jedem Atemzug, den er machte, durchdrang ein
stechender Schmerz seine Brust. Und manchmal brodelte es in
seinem Oberkörper, als wäre er voller zähem Schleim, der sich
einfach nicht lösen wollte. Resignierend sank er in die Kissen. Er
schloss die Augen. Alles drehte sich. Er fuhr Karussell –
stundenlang ...
Es war Freitag. Zum letzten Mal in der Woche schlug Dirk auf den
Wecker. Sein erster Blick fiel auf seinen Freund. Blass, mit
eingefallenem Gesicht lag er dort. Seine Augen waren umgeben
von schwarzen Höhlen.
„Und kommst du heute mit zur Schule?“
Neal antwortete nicht. Dirk schüttelte ihn am Arm.
„Also, wieder nicht.“ Er verdrehte die Augen. „Damit hast du die
ganze Woche gefehlt. Das wird Weiler gar nicht freuen.“
Er verschwand im Badezimmer. Als er wieder kam, saß Neal an
der Bettkante.
„Kannst du mir helfen?“, fragte er mit heiserer Stimme. „Ich muss
zur Toilette.“
„Drehst du nun völlig durch?“ Dirk war fassungslos. „Ich bin doch
nicht dein Kindermädchen. Geh alleine zum Klo! Wo sind wir
denn?“
Er drehte sich um und packte seine Sachen zusammen.
Neal schluckte. Trotz seines Schwindels nahm er alle Kraft
zusammen. Er stand auf. Die Sterne und das Karussell kamen
heute gleichzeitig. Nur mühsam kam er bis zum Badezimmer.
Doch schon kurz darauf vernahm man einen dumpfen Aufprall.
Ein Stöhnen kam aus dem Bad. Dirk riss die Badetür auf und
erblickte Neal am Boden.
„Um Himmels Willen!“ Er zerrte ihn wieder auf die Beine. „Was
ist denn mit dir?“
Neal wankte. Er atmete schnell und heftig - rang nach Luft. „Ich
weiß nicht. Mir dreht sich alles.“
Er krümmte sich, und ein heftiger Hustenanfall überkam ihn.
Keuchend beugte er sich über das Waschbecken. Dirk griff nach
Taschentüchern. Die hielt er seinem Freund vor den Mund.
„Spuck das Zeug aus!“, befahl er. „Du bist ja total verschleimt.“
Noch einmal hustete Neal heftig, dann beruhigte er sich wieder.
Vorsichtig hob er den Kopf an. Als er in den Spiegel sah, zuckte er
regelrecht zusammen ... Eine bleiche, dürre Gestalt stand vor ihm.
War er das?
„Ist es besser jetzt?“ Dirk musterte ihn gründlich
Er nickte, so dass Dirk beruhigt die Hand mit den Taschentüchern
senkte. Er wollte sie schon wegwerfen, als er es sah: Blut!
Unbemerkt schmiss er die Tücher in den Mülleimer. Dann brachte
er seinen erschöpften Freund wieder zu Bett.
Dirk klang freundlich. „Ja, Herr Anderson, Sie brauchen sich
wirklich keine Sorgen machen. Neal geht es schon viel besser ...“
Während des Telefonats, schielte er auf das Bett. Sein Freund
schlief dort wie ein Stein. Sein Gesicht glänzte, der Schweiß stand
ihm auf der Stirn. Sein Atmen war ein lautes Röcheln ...
„Sei endlich still. Du schnarchst, das ist unglaublich!“
Genervt rüttelte Dirk seinen Freund wach. „Du musst
Nasentropfen nehmen!“
Neal richtete sich auf. Seine Nase war dicht. Sein Hals
zugeschwollen. Unkontrolliert wühlte er mit den Händen auf dem
Nachtschrank herum. Irgendetwas viel herunter. „Ich kann sie
nicht finden ...“
„Wieso machst du denn auch kein Licht an?“, schrie Dirk gereizt,
so dass Neal zusammen zuckte. Vor Wut stampfend, lief Dirk zu
dem Lichtschalter und erhellte das Zimmer. Dann rannte er zum
Nachtschrank, fand die Nasentropfen und öffnete sie.
„Das nimmst du jetzt!“ Er presste den Kopf seines Freundes auf
das Kissen und tropfte ihm eine Pipette voll Nasentropfen in die
Nase. Sofort fing Neal an zu husten. Ängstlich sah er Dirk an.
„Und
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