Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
sagte der zum Direktor. „Ich konnte nicht
eher.“ Auch er setzte sich.
Der Direktor nickte nur, doch Neal war sichtlich verwirrt.
„Was machst du hier?“, flüsterte er seinem Freund zu. Dirk
grinste.
„Ich bin Schülersprecher, schon vergessen?“
Doch Neal war nicht nach Lachen zumute. Ihm war alles sichtlich
unangenehm. Der Direktor ergriff wieder das Wort:
„Du hast also deinen Mitschüler geschlagen?“ Wieder nickte Neal
wortlos.
„Du weißt doch wohl, dass Schläge keine Lösung darstellen. Und
hier an der Schule sowieso nicht.“
„Ich weiß ...“ Neal senkte den Kopf.
„Warum hast du es dann getan?“ Der Direktor musterte ihn. Auch
die Blicke seines Freundes spürte Neal auf seiner Haut. Doch er
konnte nicht antworten, sondern zuckte nur mit den Schultern.
„Aber, es muss doch einen Grund geben? Einen Auslöser?“
„Es ... ist mir peinlich“, kam es nun aus ihm hervor.
„Das muss dir nicht peinlich sein. Erzähl’ uns, was vorgefallen ist.“
Auch Dirk stimmte zu. „Sag’ es uns.“ In seiner Gegenwart fühlte
sich Neal gleich wohler.
„Dennis hat mich beleidigt“, schilderte er schließlich.
Der Direktor blickte noch aufmerksamer. „Wieso?“
„Er hat sich über mich lustig gemacht“, erklärte Neal. Unruhig
rutschte er auf dem Stuhl hin und her. „Er hat gelacht über mich,
weil ich ...“
„Ja?“
„Weil ich einen Freund habe.“ Neal atmete tief durch. Nun war es
raus. Er fand Mut. „Weil ich schwul bin“, gestand er weiter, dann
seufzte er laut. „Dennis hat gesagt, ich sei die Bettmatratze meines
Freundes.“ Traurig senkte er den Kopf. Sofort legte Dirk
mitfühlend seinen Arm um ihn, dann sah er den Direktor an.
Dieser nickte verständnisvoll.
„Er hat also deine Privatsphäre angegriffen?“
Neal nickte.
„Ich war so erschüttert. Bei mir setzte der Verstand aus. Ich
musste ihn einfach schlagen.“
„Tja.“ Der Direktor runzelte die Stirn. „Dennis ist bekannt für
seine Streitsucht. Das ist nicht das erste Mal, dass er auffällt. Den
werde ich mir wohl auch noch mal vorknöpfen müssen.“
Neal schluckte. Ängstlich sah er den Direktor an.
„Und was passiert nun mit mir? – Sie werden doch hoffentlich
nicht meine Eltern informieren, oder?“
Der Direktor sah Dirk an. Dieser schüttelte fast unmerklich den
Kopf.
„Nun“, äußerte sich der Direktor daraufhin, „ich denke, in diesem
Fall können wir eine Ausnahme machen. Du hast die Kontrolle
verloren. So ein persönlicher Angriff führt schon mal zu
Kurzschlusshandlungen.“
Neal atmete auf. „Danke.“
„Bedanke dich bei Dirk“, antwortete der Direktor kühl. „Ohne ihn
fälle ich selten solche Entscheidungen, und ich hoffe sehr, dass es
dann auch bei diesem einen Mal bleibt!“ Es klang ermahnend.
„Gewiss.“ Neal erhob sich, dann konnte er gehen.
Er hörte noch die vertrauten Worte zwischen Dirk und dem
Direktor.
„Danke, dass du mich sofort informiert hast.“
„Ist doch klar – wozu bist du Schülersprecher?“
Neal wartete vor dem Büro. Als Dirk heraus kam, sah er ihn
dankbar an.
„Ohne dich wäre ich aufgeschmissen gewesen. Danke. Nicht
auszudenken, was passiert wäre, wenn er meine Eltern angerufen
hätte.“
Dirk zwinkerte ihm beruhigend zu. „Hab’ ich doch gerne getan. –
Ich frage mich nur, wie du so aggressiv werden konntest?“
Neals Augen weiteten sich. „Er hat uns beleidigt! Das konnte ich
nicht ertragen!“
„Und dann schlägst du sofort zu?“ Dirk runzelte die Stirn.
„Du hast Sparky auch geschlagen!“
Dirk lächelte verstört. „So etwas überlässt du in Zukunft lieber
mir, okay?“
Neal nickte. Langsam schlenderten sie zurück zu den Klassenräumen. Doch Neal blieb nachdenklich. „Du und der Direktor“,
fing er an, „ihr könnt wohl auch gut miteinander, wie?“
„Klar!“ Nun lachte Dirk mutiger. „Er ist doch mein Onkel!“
Nachmittags saßen sie zusammen in Dirks Zimmer.
„Wir spielen ausschließlich meine Songs. Die Band wird immer
besser.“ Neal schwärmte. Mittlerweile ging er sehr gerne zu den
Proben. Es gab keinen Streit, und die anderen Bandmitglieder
machten stets, was er vorschlug.
„Das freut mich“, erwiderte Dirk, „dann kann man nur hoffen,
dass euer Auftritt beim Tag der offenen Tür auch ein Erfolg wird!“
„Bestimmt!“ Neals Augen leuchteten.
Dirk erhob sich, um aus dem Erdgeschoss etwas zu Trinken zu
holen. Doch als er die Tür öffnete, die zur Treppe nach oben
führte, kam plötzlich ein Hund
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