Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
Freund.“
Der Mann hinter der Theke legte das Geschirrhandtuch beiseite.
Lächelnd hob er eine Augenbraue an. „Deinen Freund suchst du?
Kann ja jeder sagen.“ Er griff nach einem Lippenstift und fing an,
sich zu schminken. Neal atmete tief durch. Allmählich wurde er
wütend. Doch dann kam ihm ein Gedanke ...
„Mein Freund ist Dirk Martens.“
Augenblicklich senkte der Mann seinen Lippenstift. „Dirk ist dein
Freund? - Das ist natürlich etwas anderes.“ Fast wie von
Geisterhand stellte der Mann ein Glas Bier auf den Tresen, dann
begann er in einem großen Notizbuch zu blättern.
„Dein Dirk hat sich wieder für die 102 eintragen lassen.“ Er
klappte das Buch zu. „Bei Leon.“
Neals Augen wurden weit. „102 ... bei Leon“, wiederholte er, dann
leerte er das Bierglas in wenigen Zügen. „Meinen Sie, ich kann da
mal stören?“
„Warum nicht? Dirk ist doch verständnisvoll.“
Neal verzog das Gesicht. „Werden wir ja sehen.“ Mit einem
mulmigen Gefühl in der Magengegend stieg er die Stufen hinauf.
Mit einer verschnörkelten Schrift war die Zimmernummer an die
Tür gezeichnet. Als Neal zaghaft anklopfte, dauerte es einen
Moment, bis sich diese öffnete. Vor Neal stand Dirk mit
aufgeknöpftem Hemd.
„Was machst du hier? Woher weißt du, dass ich hier bin?“ Seine
Stimme war ernst und schien unerschütterlich.
„Du kannst mich nicht für blöd verkaufen!“, fauchte Neal. Er
drängelte sich in das Zimmer. Es war ein kleiner, dunkler Raum
mit rotem Teppich, einer alten Kommode, samtig-grünen
Vorhängen und einem Waschbecken in einer Ecke. In dem großen
Bett lag ein junger Mann.
„Ist das Leon?“, fragte Neal abfällig.
„Ja.“ Dirk schloss die Tür, dann kam er näher. „Woher weißt du
das alles?“
Neal antwortete zuerst nicht. Bedrückt sah er seinem Freund in die
Augen. „Was geht hier vor? Du lässt mich hängen, um ihn zu
treffen?“
„Kann man so sagen, ja.“ Dirk war immer noch äußerst ruhig.
Gelassen setzte er sich zu Leon auf das Bett.
„Ist es so schlimm mit mir, dass du ins Bordell rennen musst?“
Neal war fassungslos. Er kämpfte mit den Tränen. „Und ich
dachte, wir sind glücklich zusammen.“
Dirk verdrehte die Augen. „Sind wir doch auch. Das hier ...“, er
deutete auf Leon, „hat absolut nichts mit dir zu tun. Ich brauche
zwischendurch etwas Abwechslung, mehr nicht.“
„Ach, ja?“ Neal wirkte immer noch schmollend. Sein Freund
jedoch lächelte.
„Abwechslung ist die Würze des Lebens.“ Er zwinkerte Leon zu,
dieser aalte sich vergnügt auf der großen Matratze. „Also, was ist?
Bleibst du hier?“
Erschrocken sah Neal auf. „Hier bleiben?“
„Du könntest uns zusehen!“, schlug Dirk vor. Er erhob sich, um
sein Hemd auszuziehen, dann entledigte er sich seiner Hose.
„Wenn du schon mal da bist.“
Neal schluckte. Die direkte Art seines Freundes machte ihn
verlegen. Vorsichtig sah er auf seine Armbanduhr. Die S-Bahn
hatte er längst verpasst. Seufzend nahm er auf einem der Sessel
Platz. Er starrte auf die Flasche Whiskey, die auf einem kleinen
Beistelltisch stand. Verbissen schenkte er sich davon ein. „Ich
lasse dich hier bestimmt nicht alleine zurück!“ Er leerte sein Glas
mit wenigen Zügen.
Dirk nickte zufrieden. „Wusste, dass du vernünftig bist.“ Er
zündete sich eine Zigarette an, dann musterte er Leon.
„Machen wir dasselbe wie immer, Dirk?“ Leons Blick war
neugierig. Dirk hingegen schüttelte den Kopf. Er bediente sich an
der Kommode und nahm einen Strick und ein Halstuch heraus. Er
bewegte sich so ruhig und vertraut, als wäre er schon einige Male
in diesem Raum gewesen.
Vorsichtig band er Leon das Tuch um die Augen, dann fesselte er
seine Arme an das Bett. Neals Augen weiteten sich. Das alles
erinnerte ihn an die Sache mit der Peitsche.
Als Dirk nun Leons Körper zu streicheln begann, wusste Neal
nicht, wohin mit seiner Eifersucht. „Mach es nicht!“, bat er.
Aber sein Freund schien ihn gar nicht zu beachten. Er griff wieder
zu der Zigarette am Aschenbecher, nahm einen letzten Zug davon,
dann drückte er sie auf Leons nacktem Oberkörper aus. Der biss
sich verkrampft auf die Lippen vor Schmerzen, doch er schrie
nicht. Er stöhnte nur leicht auf und versuchte sich aufzurichten,
doch die gefesselten Hände hinderten ihn daran.
Dann begannen ihre wilden Küsse. Stillschweigend sah Neal mit
an, wie sich sein Freund auf dem Bett wälzte und seine Lust mit
einem anderen auslebte.
Plötzlich
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