Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
nichts aus uns geworden.“
Traurig sah sie Neal an. Diesem stockte der Atem.
„Meinst du etwa mich?“
Sie nickte, woraufhin Neal sich hastig an das Fenster zurückzog
und ihrem Blick auswich. „Das ist doch schon so lange her. Ich
hatte damals getrunken, wir kannten uns kaum ...“
Seine Mitschülerin verzog das Gesicht.
„Ich werde es trotzdem nicht vergessen ...“
Nachdenklich zog Neal an seiner Zigarette.
„Was soll das?“, fragte er. „Ich dachte, das Thema wäre erledigt.
Warum fängst du wieder damit an?“
Unzufrieden rutschte Cecile auf dem Stuhl hin und her.
„Mir geht es eben nicht mehr aus dem Kopf“, gestand sie.
Neals Gesicht wirkte überrascht. „Ich wusste nicht, dass es so von
Bedeutung für dich war.“ Nachdenklich drückte er die Zigarette
aus.
„Es ging mir eben damals zu schnell“, erklärte Cecile. Er merkte,
wie unzufrieden sie mit ihrem ehemaligen Entschluss war. Und es
lag auf der Hand, dass sie die Angelegenheit noch einmal klären
mussten. Neal kam näher.
„Worauf willst du hinaus?“ Er spürte, dass Cecile dies alles nicht
ohne Hintergedanken von sich gab. Sie haderte mit der Antwort,
doch dann kam es zögernd aus ihr heraus:
„Ich möchte auch so viel Erfahrung haben, wie die anderen
Mädchen in unserer Klasse. Kannst du das verstehen?“
Neal nickte. „Sicher.“
„Ich würde nur mit einem Jungen schlafen, den ich auch wirklich
mag.“
Neal grinste. „So sollte es auch sein.“
Bei Ceciles folgenden Worten, musste er jedoch kräftig schlucken.
„Es gibt aber nur einen Jungen, mit dem ich schlafen würde – und
das bist du.“
„Ich?“ Erschrocken riss er die Augen auf. Ceciles Ansichten
kamen ziemlich überraschend. Doch sie ließ sich nicht
verunsichern und brachte ihre Gefühle offen ans Tageslicht.
„Ja, du bist ganz anders, als die Jungen aus unserer Klasse. Du bist
viel erwachsener, so verständnisvoll und entgegenkommend.“
Neal schüttelte hektisch den Kopf. Erneut steckte er sich eine
Zigarette an. Die Situation brachte ihn völlig aus dem Konzept.
„Was redest du denn da?“
Er wandte sich wieder dem Fenster zu. Er spürte, dass seine
Mitschülerin noch längst nicht alles ausgesprochen hatte. Und die
stand nun auf, um sich ihm von hinten zu nähern.
„Willst du mit mir schlafen?“
Für einen kleinen Moment herrschte Stille im Zimmer, doch dann
brach Neal das Schweigen mit Nachdruck.
„Ich bin mit Dirk zusammen. Das hast du wohl vergessen!“
Mit zittrigen Händen führte er die Zigarette zum Mund, dann
öffnete er das Fenster. So nervös war er lange nicht mehr gewesen.
„Ich kann doch nicht einfach so mit dir schlafen.“ Es klang
empört. „Was denkst du denn von mir?“
„Bitte Neal.“ Er spürte ihre Hände auf seinen Schultern. „Sei nicht
sauer. Ich dachte, du hast Verständnis dafür. Du hast gesagt, wir
können über alles reden.“
Neal atmete tief durch. Mit der freien Hand fuhr er sich durch die
Haare.
„Reden“, wiederholte er, „ja, aber du willst mit mir schlafen,
obwohl du genau weißt, dass ich einen Freund habe.“
Cecile zog ihre Hände zurück. Trotzdem blieb sie dicht hinter ihm
stehen.
„Tu’ nicht so!“, konterte sie forsch. „Dirk ist bisexuell. Du kannst
mir nicht erzählen, dass er nicht auch mit Frauen schläft.“
Neal senkte betroffen den Kopf und seufzte. Das deutete darauf
hin, dass Cecile mit ihrer Vermutung richtig lag.
„Warum solltest du nicht auch das Recht haben, es zu tun?“
„Weil es nicht fair ist!“ Jetzt erst drehte Neal sich wieder um.
Ehrlich sah er in Ceciles Augen. „Es verletzt mich, wenn er mit
Frauen schläft. Mir tut es weh, wenn ich daran denke.“
Die Miene seiner Mitschülerin blieb unbeeindruckt. „Das hat aber
nichts mit uns zu tun.“
Sie lächelte ihn zärtlich an. „Findest du mich denn gar nicht
attraktiv?“
Neal betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Ein leichtes Schmunzeln
glitt über sein schmales Gesicht, als er ihre schlanken Beine unter
dem hellen Sommerkleid hervorblitzen sah.
„Doch, schon.“ Er nickte verlegen. „Du stellst dir das bloß alles zu
einfach vor.“
Er drückte die Zigarette aus, die schon längst zwischen seinen
schlanken Fingern verglimmt war. Gefühlvoll versuchte er seine
Bedenken klar zu machen.
„Es wäre dein erstes Mal, und ich bin nicht dein fester Freund. Du
erwartest viel - und ich will dich nicht enttäuschen, noch unsere
Freundschaft auf’s Spiel setzen.“
Es klang ernst, und doch senkte
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