Liebeszauber an der Algarve
vielleicht seinen Schmerz ein wenig zu lindern.
Andererseits hatte sie nicht vergessen, wie ihr vor Entsetzen das Blut in den Adern gefroren war, als Marco sie auf die Füße gezogen und gesagt hatte: „Du hast es verdient, dafür bestraft zu werden.“ Ihr betrunkener Exfreund Chris hatte an jenem schrecklichen Abend etwas Ähnliches gesagt.
Natürlich hatte Marco sie nur geneckt, doch es hatte die Erinnerung an den Vorfall wachgerufen. Jetzt fragte sich Grace wieder, ob sie es jemals schaffen würde, mit einem Mann intim zu sein, ohne Angst zu haben. Sie hoffte es, sie wollte es unbedingt.
Als Marco vorschlug, zu gehen, war sie ehrlich erleichtert. Zwar hatte sie wirklich versucht, sich mit den anderen Gästen an ihrem Tisch zu unterhalten, aber die Kluft zwischen ihr und diesen Superreichen war zu groß, um auf einer sogenannten „zwanglosen“ Gartenparty überbrückt zu werden.
Grace konnte schlicht nicht mitreden, wenn sie Small Talk machten über Jachten, Privatflugzeuge und die neuesten Pariser Modetrends. Es tat ihr aufrichtig leid, dass diese Leute sich mit nichts anderem beschäftigten als mit den Luxusgütern, die sie sich von ihrem vielen Geld leisten konnten. Was für ein sinnentleertes Leben!
Auf der Rückfahrt zu Marcos Villa – nachdem es an den Toren einen zweiten Riesenauflauf von Paparazzi gegeben hatte – schwiegen sie beide. Besorgt fragte sich Grace, ob Marco jetzt vielleicht nicht mehr wollte, dass sie ihren Urlaub mit ihm verbrachte. Schließlich hatte sich gezeigt, dass sie nicht in die Kreise passte, in denen er verkehrte.
Wenn er wünschte, dass sie ging, würde es ihr schwerfallen, den Scheck anzunehmen. Weil sie das Gefühl hätte, Marco enttäuscht zu haben.
„Marco …?“
Ihre Blicke trafen sich. Ein wissendes Lächeln umspielte seinen Mund. „Bitte sag nicht, dass dir Bedenken gegen unsere Vereinbarung gekommen sind. Ich weiß, dass die Gartenparty für dich furchtbar langweilig gewesen sein muss. Ich hätte mir denken können, dass es dir nicht gefällt. Für den Rest des Tages lasse ich dich entscheiden, was wir machen. Irgendwelche Ideen?“
Ganz überwältigt, weil Marco sie weiter bei sich haben wollte, blickte Grace ihn starr an. „Ich dachte … du hast genug von mir.“ Verlegen zuckte sie die Schultern. „Du hast doch bestimmt gemerkt, dass ich beim Essen total fehl am Platz war? Ich hatte mit den Leuten überhaupt nichts gemeinsam.“
„Und wie dankbar ich dafür bin, Grace. Warum haben sie sich wohl fast überschlagen, um dir von ihren teuren Spielsachen und Hobbys zu erzählen? Weil sie dich beeindrucken wollten. Als sie von dir nicht die gewünschte Reaktion bekommen haben, sind sie wahrscheinlich ziemlich verunsichert gewesen und haben dich beneidet.“
„Das glaube ich nicht! Mich beneidet? Worum?“
„Um deine Fähigkeit, einfach du selbst zu sein. Um deine Unschuld. Du strahlst eine innere Schönheit aus, die für Geld nicht zu haben ist.“ Marcos Blick wurde leidenschaftlicher. „Und ich habe nicht genug von dir, meu anjo . Nicht annähernd genug.“
Nach der Hitze des Tages war das Wasser herrlich kühl. Während Grace im Pool der Luxusvilla eine Bahn nach der anderen schwamm, spürte sie, wie die Anspannung von ihr abfiel und einer gewissen inneren Ruhe wich. Als sie zu Marco gesagt hatte, sie würde gern schwimmen gehen, war er sofort dafür gewesen und hatte ihr den schönen Pool in einem abgeschiedenen Teil des Landschaftsgartens gezeigt.
Zum Glück hatte sie daran gedacht, ihren Badeanzug mitzubringen. Von Marco hatte sie erfahren, dass in einem der Zimmer im ersten Stock eine große Auswahl an Badehosen und Bikinis für Gäste lag. Aber zum Glück hatte sie ihren eigenen Badeanzug dabei. Sie hatte ihn im vergangenen Jahr in einem Londoner Warenhaus gekauft, das zu einer bekannten britischen Kette gehörte. Er war royalblau und nicht allzu tief ausgeschnitten.
In Wahrheit fühlte sie sich darin sicher. Ganz bestimmt hatte sie ihn nicht gekauft, weil er modisch war oder die Aufmerksamkeit auf ihre Figur lenkte.
Als Inês am Pool erschien und Marco ans Telefon rief, war Grace erleichtert gewesen. Denn so hatte sie sich allein umziehen und schnell ins Wasser springen können, bevor er zurückkam.
Nach einer Weile hörte sie auf zu schwimmen und ließ sich auf dem Rücken treiben, indem sie leicht mit den Händen im azurblauen Wasser paddelte.
„Du siehst wie eine bezaubernd schöne Meerjungfrau aus.“
Beim Klang der
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