Liebhaberstück Xenia (German Edition)
Dieselbe muskulöse Statur, dieselben braunen Haare, etwas kürzer als bei Mick, dieselbe markante Mundpartie und genauso unrasiert, wenn auch mit tieferen Mimikfalten. Nur die hellbraunen Augen unterschieden sich deutlich von Micks strahlend blauen.
Der Doktor trug ein weißes T-Shirt, ausgewaschene Jeans und war barfu ß. So sah er gar nicht aus wie ein Doktor.
„Wir hatten am Wochenende miteinander… ber uflich zu tun“, beantwortete er Micks Frage. „Kommt rein!“
Da ich noch immer zögerte, schob Mick mich beherzt über die Türschwelle. In eine Diele, die plötzlich viel zu eng wurde, als die beiden Männerkörper mich einkeilten. „Was ist denn, Upline? Thorsten beißt schon nicht! Zumindest nicht, solange ich bei dir bin. Ihr hattet also beruflich zusammen zu tun?“
Plötzlich lachte Mick auf und schlug klatschend seine Pranke auf des Doktors Schulter. „Mensch, Alter, dann bist du wohl einer von den Arschlöchern, die Xenia genervt haben bei ihrem letzten Einsatz?“
„Das hat sie dir erzählt?“ Dr. Thorsten Hartmann sah mich dabei an.
„Nur grob“, antwortete Mick. „Also sag schon! Was hast du getan, um Xenia dermaßen anzupi ssen?“
„Um das Ganze zusammenzufassen“, wandte sich der Do ktor an seinen jüngeren Bruder, „es begann damit, dass einer der Assistenzärzte mich aus dem Schlaf holte und mir verklickerte, dass eine Furie ihm mit Gewalt den Zugang zu einer Patientin verwehrte, die dringend operiert werden müsste. Und es hat damit geendet, dass seitdem in der Klinik überall herumerzählt wird, ich hätte diese Furie auf meinen Schreibtisch geworfen.“
Nachdenklich runzelte er die Stirn. „Ach ja, und mein Ko llege von der Gyn hat dann noch was gefaselt von einem nächtlichen Voodoozauber, den die betreffende Person bei einer Patientin abgezogen hat.“
„ Echt?“ Mit einem begeisterten Grinsen schaute Mick auf mich herab.
„Was alles nicht stimmt!“, stellte ich klar, als ich endlich meine Stimme wiederfand. „Es war kein Voodoo!“
„Und was war genau los?“ , hakte Mick interessiert nach.
„Das tut hier nichts zur Sache!“ Ich warf den Kopf in den Nacken.
Dr. Thorsten Hartmann schoss mir ein kurzes Löwenfunkeln zu, das ich bis in die Fußknöchel spürte und das mir da irgendwie hängen blieb. Dann drehte er sich um und ging voran in ein geräumiges Wohnzimmer, dessen Einrichtung ziemlich unpersönlich aussah, so als wäre der Wohnungsinhaber selber auf Besuch hier.
Nur die Couch wirkte bewohnt. Sie war riesig und rot und mit vielen Kissen. Was hatte Mick doch gleich noch über seinen Bruder gesagt? Irgendwas von „ lässt nie die Gelegenheit aus, ’ne Frau flachzulegen… wie Jagdtrophäen.“
Der Doktor deutete auch schon auf die Couch. „Setzt euch! Was zu trinken? Bier? Wasser?“
„Wasser bitte“, sagte ich und ärgerte mich auch gleich über die Verzagtheit meiner Stimme.
„Was für ein Bier?“ Mick fl äzte sich bequem auf die Couch. „Das Gesöff von neulich oder was Trinkbares?“
„Beck ’s.“
„ Okay.“
Als der Doktor in der angrenzender Küche verschwand, setzte ich mich an den geräumigen Esstisch, der hier irgendwie fehl am Platz wirkte, und eigentlich besser in den freien Raum vor dem Fenster gepasst hätte.
„Komm hierher!“, zischte ich Mick zu.
„Warum denn?“ Aber er gehorchte und ließ sich auf dem Stuhl mir gegenüber nieder.
„Weil es hier professioneller ist.“ Entschieden straffte ich die Schultern. Es war höchste Zeit , endlich ein gesundes Maß an Geschäftsmäßigkeit in diese ungute Situation zu bringen!
Oh nein, i ch gab mich nicht der Illusionen hin, Dr. Hartmann für unser Geschäft gewinnen zu können. Dazu war die Lage bereits jetzt viel zu verfahren. Doch ich würde das hier mit Anstand und so schnell wie möglich hinter mich bringen!
Und Mick zeigen, wie souverän ich mit dem Nein e ines Interessenten umging.
Dr. Hartmann kam zurück, stellte ein Glas Wasser vor mich und warf Mick eine Bierdose zu, die der mit geschickter Routine und einem dankenden Grunzen auffing.
Ich n ickte mit knapper Höflichkeit - „Danke!“ - und nippte an dem Wasser.
„Und jetzt erzählt mal, warum ihr hier seid!“ Dr. Hartmann setzte sich neben mich, beugte sich zu mir und legte seinen Arm lässig auf die Lehne des Stuhles, auf dem ich saß.
Den Impuls niederringend, verschreckt zurückzuwe ichen, reckte ich das Kinn vor. „Wie ich Ihnen schon am Telefon gesagt habe, geht es um ein
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