Liebhaberstück Xenia (German Edition)
und da ich ihm glaubte, konnte ich es mir le isten, die Kerzen anzuzünden, die ich heute früh im Zimmer verteilt hatte, und die Wohnzimmerlampe auszuschalten, ohne dass er auf dumme Gedanken kommen konnte. Schließlich wurde Kerzenlicht dem Herrn der Ringe auf jeden Fall eher gerecht als schnöde Glühbirnenbeleuchtung.
Hartmann ha lf mir, die Salate, Häppchen und Kuchenschnittchen in den Kühlschrank zu stellen und Chips, Käseplatte und Rotwein herzuräumen. Ich legte die erste DVD ein und setzte mich auf die Couch.
Ich erwachte mit dem herrlichen Gefühl, in seinen Armen zu liegen, und war mir sicher, es war nur ein Traum.
Helles Tageslicht durchfl utete das Zimmer, die Kerzen waren heruntergebrannt und das Standbild auf dem Fernseher zeigte an, dass die DVD durchgelaufen war. Und ich flaggte mit einem schlafenden Thorsten Hartmann auf der Couch!
Wir lagen beide auf der Sei te, eng beieinander, mein Rücken an seiner Brust, sein muskulöser Oberarm quer über mir.
Am liebsten hätte ich mich noch näher in seine Armbe uge gekuschelt, aber ich rührte mich nicht, aus Angst, dass er aufwachte und mich dabei ertappte. Auch hätte ich mich gerne neugierig herumgedreht und ihn beim Schlafen beobachtet. Und auf die Toilette musste ich eigentlich auch.
Doch ich tat gar nichts, lag einfach nur da, an dieses Kraftmonument geschmiegt, und genoss die hirnrissige Illusion von Heimeligkeit, die seine Umarmung, sein leises Schnarchen und sein Geruch nach Männlichkeit und meiner Kräuterbutter vermittelten.
Mit ihm Herr der Ringe zu schauen, war wunderschön gewesen, so im Schein der Kerzen, bei Käse und Rotwein. Nachdem ich die zweite DVD eingelegt hatte, hatte er mich an sich gezogen und sich mit mir in die Horizontale kippen lassen.
Zuerst hatte ich mich gegen ihn gestemmt , aber erfolglos, und da er nichts weiter unternommen hatte als mich nur im Arm zu halten, hatte ich meine Gegenwehr eingestellt. Er hatte irgendwann die Decke über uns ausgebreitet. Am Ende des zweiten Films musste ich dann eingeschlafen sein. An den Kampf der Baumhirten gegen Isengard konnte ich mich noch dunkel erinnern.
Ich wusste nicht, wie lange ich so verharrte, reglos, um ihn ja nicht zu wecken und dieses schöne Gefühl zu zerstören. Aber dann musste ich wirklich auf die Toilette.
Vorsichtig schlängelte ich mich vom Sofa und gönnte mir einen kurzen Blick auf Thorsten Hartmann. Er hatte die langen Beine angewinkelt, damit sie auf der Couch überhaupt Platz fanden, und sah so liebenswert aus im Schlaf, dass eine Woge aus Zuneigung in mir aufwallte. Über Nacht hatten sich dunkle Bartstoppeln gebildet, die dem markanten Gesicht etwas Verwegenes gaben. Dieser Mann auf meiner Couch – das hatte etwas Prickelndes, und gleichzeitig etwas merkwürdig Richtiges.
Würde er vielleicht doch bereit sein, seinen wahllosen Frauenkonsum aufzugeben und das Wagnis einer Beziehung einzugehen?
Vorsicht! Realistisch bleiben! Warum sollte er sich ändern?
Im Bad machte ich dann trotzdem das ganze Pr ogramm durch, angefangen von Duschen, Frisieren, Schminken, Ankleiden – die umwerfenden schwarzen Glanzleggins und das seidige, rote Shirt mit passendem Goldschmuck - bis ich mich frisch und sexy fühlte. Dann schlich ich in die Küche und machte Kaffee.
Plötzlich hörte ich Hartmann brummen. Er kam mir vom Wohnzimmer entgegen, streckte sich und sah so verschlafen aus, dass ich gar nicht anders konnte als ihn anzulächeln.
„G uten Morgen!“ Sofort holte ich ein Handtuch, einen Becher und eine neue Zahnbürste, was ich ihm alles in die Hand drückte. „Haben Sie gut geschlafen?“
„Fragen Sie mich das in zehn Min uten!“, knurrte er. Er rollte seine linke Schulter und verzog dabei ungemütlich sein Gesicht.
„Sie sind tatsächlich ein Morgenmuffel!“, rief ich amüsiert, erntete aber nur ein Brummen, als er im Bad verschwand.
Bis er zurückkam , hatte ich gelüftet und für oberflächliche Ordnung gesorgt. Während die Spülmaschine traulich rumorte, saßen wir am Küchentisch, tranken Kaffee, bedienten uns an den Häppchen- und Kuchenplatten von gestern. Dabei unterhielten wir uns angeregt über seine Arbeit, über meine, wir machten Witze, lachten.
Nie hätte ich mir nie vorstellen können, dass es so schön sein könnte, mit einem Mann zu reden. Erst recht nicht mir ihm . Noch nie hatte ich mich so gefühlt, so merkwürdig beschwingt. Ich musste wohl ziemlich viel Restalkohol im Blut haben!
Ich stand auf, holte die Körperlotion
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