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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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wahr sein!« kreischte Prometheus. »Was ist denn daran so schwierig? Entweder wir oder sie, kapierst du das nicht?«
    »Wer ist wer?«
    Prometheus antwortete nicht; statt dessen steckte er den Kopf zwischen die Knie und fing aus vollem Hals zu summen an. Jason fluchte und setzte den kleinen Riesen behutsam auf eine Scheibe Anchovistoast, die sich sogleich wie ein fliegender Teppich in die Lüfte erhob und blitzschnell davonstob.
    In diesem Augenblick kam Jason zu einer Entscheidung, und zwar zu der, daß er die Nase voll hatte. Er stand auf und bemerkte dabei in der Hosentasche einen runden und harten Gegenstand, ähnlich einer Kricketkugel. Das war unbequem, und deshalb holte ihn Jason, ohne hinzusehen, heraus und schleuderte ihn mit aller Kraft davon. Dadurch wollte er erreichen, sich besser zu fühlen. Es funktionierte. Er fühlte sich sehr viel besser.
    »Ach, jetzt verstehe ich.«
    »Daß du das schaffst, habe ich mir gedacht.«
    Prometheus stand neben ihm.
    »Hallo, Prometheus«, begrüßte ihn Jason. »Seit ich dich das letztemal gesehen habe, bist du ganz schön gewachsen.«
    Und das traf in der Tat zu. Prometheus war mittlerweile zweieinhalb Meter groß und immer noch gut in Schuß.
    »Und was verstehst du?« fragte er.
    »Augenblick«, entgegnete Jason. Er stürzte sich zur Seite auf ein Cremehörnchen, das vollkommen reglos blieb und sich ohne die Spur einer Gegenwehr fangen ließ. Jason verdrückte es. Geschah dem Hörnchen ganz recht.
    »Also gut«, sagte er, wobei er sich die sahnige Creme von der Oberlippe leckte. »Was verstehe ich? Mir ist klar, daß die Kugel, die ich gerade weggeworfen habe, der Planet war, auf dem ich mich vorhin aufgehalten hatte, der, wo es keine Witze gab und die Götter die Zügel in der Hand hatten. Wie ich weiß, habe ich den Planeten mit solcher Wucht weggeschleudert, daß er demnächst ein Loch in die Grenze des Raum-Zeit-Kontinuums reißen und für alle Zeiten verschwinden wird.«
    »Sehr gut«, lobte ihn Prometheus. Der Titan schnippte mit den Fingern, und ein ferngelenktes Baiserstückchen sprang vom Boden auf und flog elegant in Jasons Mund. »Was noch?«
    »Ich bin mir darüber im klaren, daß ich mich unterbewußt zu dieser Tat entschlossen habe, weil ich gegen die Götter bin. Klar, sie existieren, aber es hat keinen Zweck, sie zu unterstützen. Sie sind wirklich groß und stark genug, um auf sich selbst aufzupassen. Wie die Dinge liegen, betreiben sie die Herrschaft über die Welt wie ein riesiges Spiel, indem sie für all die schrecklichen Taten, zu denen sie uns verleiten, Punkte sammeln. Doch die Taten begehen wir, und zwar aus eigenem freien Willen – wenn du den Ausdruck entschuldigst. Die Götter überreden uns nur dazu, wie mein Vater mich dazu überredet hat, ein Held zu sein. Nein, die Götter können mich mal! Und die einzige Waffe, die wir gegen sie haben, ist das Lachen; wenn es nämlich erst mal das Lachen gibt, dann kann niemand mehr, wie grüblerisch und humorlos er auch sein mag, einen Haufen Witzfiguren wie Jupiter, Minerva, Mars und Neptun länger als fünf Minuten ernst nehmen. Stimmt’s?«
    Als Bestätigung hüpfte ihm eine Bratwurst im Schlafrock auf die Schulter und glitt ihm an der Brust hinab in die Hand. Einen Augenblick später tauchte in wildem Galopp ein keuchender Salzstreuer auf. Wie gewöhnlich war er zu spät.
    »Andererseits kann das Lachen selbst nicht die Welt regieren, weil es eine anarchische Kraft ist – habe ich das gerade gesagt? Wo habe ich bloß diese Ausdrücke aufgeschnappt, frage ich mich –, weil es eine anarchische Kraft ist und nicht die Fähigkeit hat, sich durchzusetzen oder seine Autorität geltend zu machen. Durch Witze kann man zwar Menschen von einem Überfall auf das Nachbarland abbringen, aber dazu bewegen kann man sie nicht. Darum ist Gelos niemals imstande, die Welt zu beherrschen.«
    »Du hast zwar den richtigen Schluß gezogen«, sagte Prometheus, während sich ein Doughnut aus eigener Kraft in zwei Hälften brach, von denen die eine auf Jasons Mund zuschwebte, »doch mit der falschen Begründung. Deshalb gibt’s nur einen halben Doughnut. Aber fahr bitte fort.«
    »Letztlich habe ich diese Entscheidung aus freiem Willen getroffen«, erklärte Jason, »und ich bin der einzige Mensch in der Weltgeschichte, der dazu fähig ist, weil … Moment mal, das kann nicht stimmen.«
    »Denk nicht darüber nach«, bedrängte ihn Prometheus. »Hier, iß ein paar Mohrenköpfe.« Vor Jasons Augen sprangen mehrere

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