Liebling der Götter
ich werde riesige Cheeseburger sehen.
Ich werde riesige Cheeseburger sehen, wiederholte er.
Cheeseburger …?
Ach, also bist du immer noch da? Ja, Cheeseburger mit einer großen Portion Pommes frites, einem Bananenshake und einer Apfeltasche. Hopp, hopp, her damit, und zwar sofort!
Jason spitzte die Ohren, aber alles, was er hörte, waren diese drei Auslassungspunkte, die aus der Ferne lachten. Er gab es auf, hob das Schwert wieder auf und trottete entmutigt auf den Berggipfel am Horizont zu.
Wie aus dem Nichts tauchte am Himmel ein riesiger Adler auf. Er schwebte kurz in der Luft, und Jason sah gerade noch, daß er eine Papiertüte und einen Plastikbecher in den Krallen hielt. Dann schoß er im Aufwind wieder davon, so daß Jason nicht einmal mehr einen Stein nach ihm werfen konnte. Jason stand wie angewurzelt da und beobachtete, wie sich der Vogel entfernte, bis er zwischen den zerklüfteten Felsen kaum noch zu erkennen war.
Plötzlich wurde er wieder größer und kreiste eine Weile in der Luft. Er kam zurück!
Jason grummelte leise etwas vor sich hin, nahm einen flachen Stein in die Hand und rannte los. Durch den starken Flugwind waren die Pommes frites mittlerweile bestimmt eiskalt geworden, aber das zählte längst nicht mehr.
Der Adler schien zu spüren, daß sein Widersacher fast in Reichweite war, denn er machte einen scharfen Schwenk nach links und schnellte in die Höhe. Lediglich ein einziges Kartoffelstäbchen fiel dabei aus der Tüte heraus und trudelte widerwillig wie ein Ahornblatt auf die Erde. Jason aß es sofort auf und nahm gleich darauf erneut die Verfolgung des Vogels auf.
Als er die Hoffnung bereits aufgegeben hatte, kehrte der Adler ein zweites Mal zurück. Diesmal tauchte der Vogel ab und schoß tief und unglaublich schnell wie eine Boden-Boden-Rakete direkt auf ihn zu. Jason holte aus und schleuderte den Stein nach ihm. Doch war er durch den Hunger derart geschwächt, daß er ihn verfehlte, wenn auch nur um Haaresbreite. Als der Adler an ihm vorbeiflog, überfiel Jason sogar kurz das Gefühl, daß der Vogel ihn voller Spott anblickte. Dennoch ließ er sich nicht beirren und bückte sich nach einem weiteren Stein, aber da war es bereits zu spät; der Adler hatte sich schon wieder davongemacht, diesmal vermutlich für immer.
»Verdammter Mist!« schimpfte Jason und sackte entmutigt zusammen. Dann leckte er sich den Daumen ab; immerhin bestand die Möglichkeit, daß die Pommes frites mit einem Essigdressing gewürzt worden waren.
Und plötzlich kehrte der Adler doch noch einmal zurück; er schwebte auf der Stelle, knapp außer Reichweite, und beobachtete Jason aus runden gelben Augen, ohne eine Regung zu zeigen.
Dieses Mistvieh wartet nur darauf, daß ich aufgebe! fluchte Jason in sich hinein. Du kannst mich mal!
Schließlich rappelte er sich wieder hoch. Zwar war er noch etwas wacklig auf den Beinen, weil seine geschundenen Knie nachgaben, doch konnte ihn das nicht daran hindern, sich auf den Adler zu stürzen, der sich ihm auf wenige Meter genähert hatte.
Der Adler wartete kurz ab, dann veränderte er fast unmerklich seine Position. Ein Kartoffelstäbchen plumpste zu Boden, und Jason fiel wie ein Tiger darüber her.
Dann bewegte sich der Adler erneut ein Stück, und wieder flatterte ein Kartoffelstäbchen herunter. Dann wieder eine Bewegung und ein weiteres Kartoffelstäbchen. Jason war durchaus klar, daß er qualvoll Schritt für Schritt, Stäbchen für Stäbchen, in Richtung des höchsten Berggipfels geführt wurde.
Das war ihm egal. Ebenso war es ihm egal, daß ihm sein Körper nicht mehr gehorchte und er von einem großen Vogel geködert wurde, solange diese Köder mit Salz und Essig gewürzt waren. Der Adler schien seinen Triumph zu ahnen und ihn voll auszukosten, zumal eine dünngeschnittene Tomatenscheibe und ein Salatstückchen vom Himmel flatterten und auf einem grauen Felsblock liegenblieben.
Jason rechnete schnell nach und kam zu dem Ergebnis, daß er bei diesem Tempo irgendwann in Istanbul landen würde, bevor er etwas Anständiges zu essen bekäme. Aber das war jetzt egal. Lediglich das nächste Kartoffelstäbchen zählte, und er fügte sich diesem Schicksal.
Schließlich flatterte der Adler herab, sackte direkt neben Jason herunter, ließ die Papiertüte und den Milchshake auf den Boden fallen und sagte: »Einen schönen Tag wünsche ich noch.«
Die Erklärung dafür lautet wie folgt:
Jede Wahl, jede scheinbar unwiderrufliche Handlung – lieber das
Weitere Kostenlose Bücher