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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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weiße Hemd als das blaue, lieber Jane als Paula, das Leben und das Sterben und so weiter – bedeuten kein Ende, sondern einen Neuanfang.
    Die Alternative ist nicht versperrt; statt dessen verzweigt sich an genau dieser Stelle die Realität und strebt auseinander. An diesem kritischen Punkt wird die zuvor eine Welt zu zwei Welten, wobei die eine fast das genaue Ebenbild der anderen ist – nur streicht man sich in der einen Welt Marmelade auf den Toast, in der anderen Honig.
    Obwohl es nur eine Erde gibt, die zudem der einzige Planet in der Milchstraße ist, auf dem Leben existieren kann, gibt es deshalb unzählige Erden, die sich allesamt nur geringfügig voneinander unterscheiden. Diese geringfügigen Unterschiede sind natürlich begrenzt, genauso wie es eine begrenzte Anzahl von Ereignishorizonten gibt, die eine neue Erde ins Leben rufen. Dennoch gibt es eine unglaubliche Menge davon, und je nachdem, wie sich die Lage der Dinge auf jeder einzelnen Erde entwickelt hat, leben wir in größerem oder geringerem Maß allesamt auf jeder dieser Erden. Deshalb gibt es – oder gab es auf jeden Fall – irgendwo eine Erde, auf der noch immer Dinosaurier leben, oder eine Erde, auf der Napoleon gerade Moskau einnimmt, und sogar eine Erde, auf der sämtliche Videorecorder noch immer nach dem Betamax-System arbeiten.
    Trotzdem gibt es solche Dinge wie das Gesetz der Wahrscheinlichkeit, und ebenso gilt es als allgemein anerkannte Tatsache, daß sich alles auf der Welt auf etwas anderes auswirkt, sei es direkt oder indirekt. Auf einer solchen sogenannten Betamax-Welt löst daher die schlechtere oder falsche Wahl generell eine ganze Kette von Zusammenhängen aus, was letztendlich dazu führt, daß Gesetze verletzt werden und die gesamte Welt langsam zu einem winzigen Lichtpunkt zusammenschrumpft, bis er schließlich erlöscht.
    Erst eine dieser Betamax-Welten ist fast vollständig verschwunden, aber eben noch nicht ganz, und das liegt einfach daran, daß äußerst einflußreiche Kräfte alles daran setzen, sie am Leben zu erhalten. Dabei handelt es sich um die Welt, auf der Prometheus in jener schicksalhaften Nacht dem Höhlenmenschen den Witz über den Engländer, den Polen und den Korkyraner erzählen wollte und völlig darin versagte, der menschlichen Rasse auch den göttlichen Funken des sprühenden Humors zu vermitteln.
    Natürlich halten die Götter diesen Zustand nicht bewußt aufrecht, weil sie wissen, daß so etwas unmöglich wäre. Jede Einmischung der Götter in den Ablauf der Ereignisse auf der Alternativwelt ist durch Gesetze strikt verboten – insbesondere durch den Paragraphen 45 (a) (II) über den Tatbestand der ›Einmischung in die freie Entfaltung der Möglichkeiten‹ sowie durch den Zusatzparagraphen 8, Artikel 57 über den Tatbestand des ›Unrechtmäßigen Herumdrehens an der Zeit‹, jedenfalls nach der neuesten Fassung –, und das einzige, wovor die Götter wirklich Angst haben müssen, ist die ›Polizei zur Aufrechterhaltung der Möglichkeiten‹, die, wie allgemein bekannt ist, eine angeborene Abneigung gegen jeden hat, der regelmäßig ohne Flügel fliegt oder ohne behördliche Genehmigung über Wasser geht. Seit der Erschaffung der Welt wartet diese Spezialeinheit auf die Gelegenheit, die Götter einer Gesetzesübertretung überführen zu können. Unterbewußt halten es die Götter jedoch für unmöglich, die letzte Verbindung zwischen ihnen selbst und ihren Gegenstücken zu durchtrennen, die für sie nun mal die guten alten Zeiten waren, und einige von ihnen, die von solchen Dingen etwas verstehen, haben sich erst kürzlich darangemacht, mit der schmalen Trennungslinie zwischen dem Bewußtsein und dem Unterbewußtsein herumzuspielen. Ihnen ist klar, daß es beim derzeitigen Stand der Dinge nur eine Frage der Zeit sein kann, bis die Lage auf der Betamax-Welt derart aus den Fugen gerät, daß sie davon ablassen müssen. Falls es jemals eine Chance zur Rückkehr geben sollte, Prometheus’ Verrat ungeschehen zu machen und der menschlichen Rasse den Witz wieder zu entziehen, mußte umgehend etwas unternommen werden.
     
    Der Adler ließ auch noch das letzte Kartoffelstäbchen, das ihm zwischen den Flügeln klebte, auf den Boden fallen, schwang sich in einem atemberaubenden Spiralflug in die Lüfte und schoß wieder herab. Während Jason das herabfallende Kartoffelstäbchen auffing, sah er, daß sich der Adler auf etwas herabgestürzt hatte und nun mit angelegten Flügeln darauf saß, wobei er Jason

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