Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
ich, worauf du hinauswillst«, unterbrach Demeter schließlich das Schweigen. »Du glaubst also, daß einer von uns …?«
    Minerva seufzte verächtlich, wie sie es sich normalerweise nur für ihre männlichen Verwandten vorbehielt. »Nein, meine Liebe, ich meine niemanden von uns hier, weil keiner von uns, nicht einmal Apo, so dämlich wäre. Im Gegensatz zu den Sterblichen oder den Feen meine ich allerdings schon einen von uns Göttern. Das würde jedenfalls die Möglichkeiten eingrenzen, oder was meint ihr?«
    Demeter blinzelte nachdenklich mit den Augen. »Wirklich?«
    Minerva grinste furchterregend. »Apo, Schätzchen, warum gibst du Demeter nicht irgendwas zu wachsen, damit sie endlich abhaut? Ich denke, wenn wir sie nicht länger aufhalten, kommen wir hier möglicherweise etwas schneller voran …«
    »Ach, halt die Klappe, Mini!« wehrte sich Demeter. »Und jetzt komm endlich auf den Punkt, falls du überhaupt einen hast.«
    »Na gut«, seufzte Minerva. »Was ich euch sagen will, ist folgendes: Ein Held ist verschwunden, irgendwo muß er aber sein, folglich ist er von einem Gott versteckt worden. Und findet ihr nicht, daß diese Umstände auf jemand ganz Bestimmten hinweisen?«
    Selbst Demeter verstand nun, worauf Minerva hinauswollte. Der Dichter Homer beschreibt Jupiter als jemanden, dem es große Freude bereitet, Blitz und Donner auf die Erde herabzuschicken. Jupiters Götterkollegen beschreiben ihn allerdings lieber als jemanden, dem es große Freude bereitet, sich als unausstehlicher Querkopf zu geben.
    »Das würde er doch niemals machen!« empörte sich Diana. »Oder etwa doch …? Ich meine, warum sollte er?«
    Minerva lächelte. »Wegen der Bonuspunkte.«
    »Bonuspunkte?«
    »Genau«, bestätigte Minerva. »Ein ganz hinterlistiger Betrug ist das.«
    An dieser Stelle sollte erwähnt werden, daß Götter nichts gegen hinterlistigen Betrug einzuwenden haben, allerdings bezeichnen sie ihn lieber als Schicksal. Hinterlistiger Betrug besteht zum Beispiel im Auslöschen ganzer Städte durch die Pest oder darin, den Helden seines Gegenspielers mit einem Blitz zu erschlagen. Alles, was auf Umwegen erreicht werden soll oder auch nur ansatzweise nach List riecht, betrachten sie dennoch mit größtem Unbehagen, weil sie solch verschlungenen Gedankengängen normalerweise geistig nicht mehr folgen können.
    »Er hat diesen Jason einfach für drei, vier Züge aus dem Spiel gezaubert und wird ihn erst wieder aufs Feld setzen, wenn wir am wenigsten damit rechnen. Einer von uns steht dann mit einem geköpften Drachen oder einer geschlagenen Armee da und kann nichts mehr dagegen unternehmen. Also ich für meinen Teil werde …«
    »Ich bin mir dessen nicht so sicher«, wandte Apollo ein.
    Minerva warf ihm einen abfälligen Blick zu und fauchte ihn an: »Wenn du eine andere Erklärung dafür hast, dann schieß los! Wir sind dir auch bestimmt alle sehr dankbar dafür.«
    »Nein, ich habe keine«, räumte Apollo kleinlaut ein. »Andererseits denke ich nicht …«
    »Ich weiß, daß du nicht denkst. Das ist nichts Neues für uns«, unterbrach ihn Minerva schnippisch. »Jedenfalls schlage ich unter diesen Umständen vor, daß wir Merkur mit der Lampe der Wahrheit und dem himmlischen Trüffelhund losschicken. Auf diese Weise müßten wir ihn im Nu ausfindig machen.«
    In diesem Augenblick öffnete sich in der Sonnenmauer ein glänzendes Portal, und alle anwesenden Götter standen instinktiv auf. Das tun sie immer zu diesem Anlaß, was in erster Linie daran liegt, daß alle Götter trotz ihres unablässigen Meckerns und Lästerns einen angeborenen Respekt vor dem Vater der Götter und Menschen haben. Die Tatsache, daß er diejenigen, die sich diesem Ritual widersetzen, vom himmlischen Dach hinunterstürzt, spielt natürlich auch eine gewisse Rolle.
    »Mir reicht’s!« donnerte Jupiter los und nahm auf dem goldenen Thron Platz, auf den sich außer ihm sowieso niemand zu setzen traute. »Also gut! Wer ist dieser Klugscheißer?«
     
    »In Ordnung, alles klar«, sagte Jason. »Und jetzt verrat mir endlich, wo die Schokoladenkekse …«
    Prometheus stöhnte leise auf. »Und wie denkst du nun darüber?« fragte er vorsichtig nach.
    »Denken? Wie? Worüber denn?«
    »Na, über Moral!«
    »Moral?« Jason runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. »Weiß nicht«, stellte er schließlich fest.
    »Du weißt es also nicht«, seufzte Prometheus. »Ich verstehe. Ich muß wirklich sagen, daß ich das ungeheuer ermutigend

Weitere Kostenlose Bücher