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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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aufgefallen wäre.«
    »Na gut«, seufzte Apollo. »Du mußt nämlich wissen, daß wir während deiner Abwesenheit einen Helden verloren haben.«
    Mars schüttelte heftig den Kopf. »Das ist nicht meine Schuld. Alle, die heute eins auf die Nase gekriegt haben, sind totale Feiglinge gewesen. Wirklich alle. Da war kein Held dabei, den man hätte verlieren können.«
    »Nein, nein, wir haben ihn nicht wirklich verloren, sondern eher verlegt. Zwischen dem Einschlagen des Pfads der Tugend und dem Aufmischen von ein paar Zentauren hat er sich gewissermaßen kurzfristig verlaufen.«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung«, murmelte Mars, wobei er nachdenklich das Getränk im Glas kreisen ließ. »Glaub mir, Helden sind schon ein komisches Pack.«
    »Was willst du damit genau sagen?« hakte Apollo geduldig nach.
    »Ganz einfach. In den Büchern steht zwar nichts davon drin, aber ich habe diese kleinen Fieslinge lange genug beobachtet und dabei einiges herausgefunden. Sie gehören nämlich nicht der menschlichen Rasse an. Sie sind nicht menschlich. Sterblich vielleicht, aber nicht menschlich. Oder nicht ausschließlich menschlich. Verstehst du jetzt, worauf ich hinauswill?«
    »Nein.«
    »Aha.« Mars griff schon wieder nach der Flasche. »Möchtest du auch einen?«
    »Jetzt nicht, danke.«
    »Wie du willst. Laß es mich anders ausdrücken. Du erinnerst dich doch bestimmt daran, daß es wegen dieser Gabelung von Dingsbums alle diese verschiedenen Welten gibt, und auch an dieses andere Zeugs, das wir als Kinder lernen mußten, nicht wahr?«
    »Nur teilweise«, gestand Apollo. »Ehrlich gesagt habe ich während dieser Unterrichtsstunden meistens nur aus dem Fenster geguckt.«
    »Das habe ich zwar auch«, räumte Mars ein, »aber immerhin habe ich am nächsten Tag noch mal einen Blick in meine Notizen geworfen. Jedenfalls glaube ich, bei deinem Helden funktioniert es so, daß er sich zwischen den verschiedenen möglichen Welten gleichzeitig beliebig hin und her bewegen kann. Wenn er zum Beispiel die Wahl hat …«
    »Du meinst, er könnte sich mit Prometheus verschwören und gleichzeitig unter einem Baum sitzen und Schischkebab essen?«
    »Genau, das ist ein sehr geistreicher Vergleich«, stimmte Mars ihm zu. »Stell dir vor, man kann zwischen zwei Vorgehensweisen wählen. Dein gewöhnlicher Sterblicher trifft die Wahl, und er spaltet sich in zwei verschiedene Sterbliche in zwei verschiedenen Welten auf. Der eine kümmert sich um die Verschwörung, der andere ißt die Fleischspieße. Kannst du mir soweit folgen?«
    »Mehr oder weniger, ja.«
    Mars fuhr mit dem Zeigefinger über den Glasrand und leckte ihn ab. »Nun, ich glaube, aufgrund einer grundsätzlichen Seltsamkeit innerhalb ihrer Molekularstruktur oder wie der Scheiß heißt, unterscheiden sich Helden dadurch, daß sie sich, wenn sie vor solch einer Wahl stehen – Gabelung, Alternative oder wie auch immer –, frei entscheiden können und daß es sogar eine Art dritte Wahlmöglichkeit gibt, die sich ihnen wie aus dem Nichts eröffnet und ausschließlich ihnen zur Verfügung steht. Wenn du so willst, heißt das, ein Held kann gleichzeitig auf zwei Hochzeiten tanzen. Nein, ich meine noch etwas anderes. Er kann nämlich nicht nur auf zwei Hochzeiten tanzen, sondern auch noch entscheiden, welche Musik gespielt wird, weil er eben ein Held und kein gewöhnlicher Sterblicher ist. Verstehst du jetzt, worauf ich hinauswill, oder kannst du mir nicht mehr folgen?«
    »So ungefähr«, antwortete Apollo und dachte an die Straße mit dem Umleitungsschild. »Aber das ist unmöglich, wirklich.«
    »Jetzt laß uns nicht darüber reden, was möglich oder unmöglich ist, ja? Schließlich haben Wände Ohren und so weiter. Was ich sagen will, ist folgendes: Helden sind … na ja, ich glaube, ›verdammte Glückspilze‹ ist der treffende Ausdruck für diese Typen, findest du nicht?«
    »Mag sein«, antwortete Apollo. »Du willst also damit sagen, daß ein Held, der die Wahl hat, sich mit ein paar Zentauren zu prügeln oder etwas zu essen, weder das eine noch das andere macht, sondern sozusagen in irgendeine andere Dimension abtaucht und …«
    »Dimension ist das falsche Wort«, unterbrach ihn Mars. »Das alles ist eine rein theologische Fiktion, keine theologische Wahrheit. Aber ich glaube – und du solltest stets daran denken, daß ich noch unter der gewaltigen Schockeinwirkung einer Tretmine stehe, wenn ich jetzt mit dir rede –, ich glaube, was du eben beschrieben hast, ist absolut

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