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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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übermäßig verwöhnt.«
    Oh Schreck, das wollte sie eigentlich nicht so genau wissen. Eva bat im Stillen, ihr mögen weitere intime Details erspart bleiben. Doch Francis war in ihrer Mitteilungsfreude kaum zu bremsen.
    »Weißt du, Magnus hält’s in puncto Sex eher traditionell. Immer dasselbe und ziemlich schnell vorbei.«
    Mit einem Ganterschrei.
    Eva hätte ihr schon ein paar Tipps geben können. Sie wusste ja, was Magnus begeisterte. Und wofür er sich vermutlich auch ins Zeug gelegt hätte. Aber sie hütete sich, das Thema auch nur indirekt zu berühren. Denn früher oder später musste sie ihrer neuen Freundin eröffnen, was sich zwischen ihr und Magnus abgespielt hatte. Da würden sich Informationen über Intimes als peinliche Hypothek darstellen. Überhaupt war es noch die große Frage, ob sie Francis mit Tipps wirklich einen Gefallen erweisen könnte. So verkorkst, wie Magnus durch seine gestrenge Erziehung war, hätte es ihn vielleicht nicht nur befremdet, sondern möglicherweise sogar abgestoßen, wenn seine Frau sich plötzlich zur versierten Liebhaberin gemausert hätte. Nichts gegen Experimente – aber doch nicht im heiligen Ehebett! Für so was gab’s schließlich Wesen, die sich mit Gesäusel und Gesülze aus dem Netz locken ließen. Für ein paar Mal – bis die Neugier gestillt und die Gier für ein Weilchen befriedigt war …

24

    Nun war es also einer Talkshow zu verdanken, dass ich Eva endlich wieder mal in München willkommen heißen konnte. Ich stellte unser Lieblingsgetränk in den Kühlschrank. Fürs Après.
    Eva traf am Nachmittag mit Leonardo ein, der sich nach seinem sechsten Auftritt im Fernsehen und fünf Radiosendungen schon fast als alten Hasen betrachtete. Heute war er jedoch das erste Mal gemeinsam mit Eva von der Partie, um ihrer beider Projekt vorzustellen. Die Sendung sollte abends um sieben aufgezeichnet und um neun ausgestrahlt werden (live zeitversetzt, wie das in der Fach-Terminologie heißt). Ich wurde von ihnen speziell als Publikumsgast eingeladen, worüber ich mich selbstverständlich freute. Sibylle war mal wieder unterwegs, was sie zutiefst bedauerte, denn sie hat den Beschluss gefasst, sich eine – wie sie es nennt – ›gewisse Medienpräsenz‹ aufzubauen. Deswegen hatte sie uns auch ziemlich lang eingebläut, was wir den Machern der Show alles zu sagen hätten, um deren Interesse an ihr zu wecken.
    Die Show gehörte zu jener Spezies, die ich ohne persönlichen Bezug allenfalls mit an die Schläfe gehaltener Pistole ansehen würde. Aber sei’s drum. Um mich ging’s ja auch nicht.
    Wäre Sibylle mitgekommen, hätte sie der Kameramann bei einem oder mehreren Schwenks ins Publikum sicher groß und vorteilhaft ins Bild gerückt, während von mir – wir haben die Show natürlich trotz allem aufgezeichnet – nur ein abgeschnittenes Gesicht mit vor den gähnenden Mund gehaltener Hand zu sehen war. Was mir aber durchaus gelegen kam.
    Also, wie schon angedeutet, bewegte sich die Show nicht gerade auf erhabenem intellektuellem Niveau. Das ahnten wir bereits im Vorfeld. Und Leonardo war ganz bestimmt auch darüber informiert, sonst hätte er nicht so darauf gedrängt, dass Eva ihm beistand. Aber – und hier heiligte wieder mal der Zweck die Mittel – die Sendung wurde genau von der Altersgruppe konsumiert, die Leonardo mit seinem Projekt ansprechen wollte: Die jungen Leute, für die der Chat im Internet so selbstverständlich ist wie im Kino Popcorn zu futtern.
    Ob es den beiden mit ihrer Mission wirklich gelang, bis zum Kern der trägen Masse vorzudringen, möchte ich bezweifeln. Und meine Zweifel beruhten nicht etwa auf Vorurteilen, sondern auf dem ganz konkreten Eindruck. Die meisten Gäste im Zuschauerraum entstammten nämlich just der Teilmenge der Gesellschaft, die siebzig Prozent der Zuschauerinnen und Zuschauer stellte. Es war die von der Werbewirtschaft so überaus geschätzte und umschmeichelte Gruppe der Vierzehn- bis Achtzehnjährigen. Und die zeigten sich denn auch von ihrer bezauberndsten Seite. Sie stampften, buhten und pfiffen, wie es ihnen beliebte und klatschten dann wie wild, wenn sie das Einheizermännchen dazu auffordert, das uns alle vor der Sendung eingehend instruiert hatte.
    Eva und Leonardo hoben sich aufgrund dieser Konstellation wie Lichtgestalten von den anderen ab. Auch von den weiteren Studiogästen, zwei Mädchen und zwei Jungen.
    Leonardo – ganz seriöser Wissenschaftler – trug seine Thesen vor und Eva, die wie üblich

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