Liebling, Ich Kann Auch Anders
arbeiten musste. Aber für so etwas Heikles galt es den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Denn Weniges ist schwieriger, als einem Menschen, der sich für perfekt hält, klarzumachen, dass er noch was lernen sollte. Er beschloss das Thema Heimat mit den erhabenen Worten: »Ach, weißt du, diese Welt liegt jetzt weit hinter mir.«
Welche Welt, glaubst du, liegt vor dir? Oder vor uns?, fragte ich mich – wohlweißlich im Stillen. Die Antwort würde ihm schwerfallen oder vielleicht wäre sie für mich schwer verdaulich …
Magnus wüsste sicher eine Antwort, wenn Eva ihn so etwas fragen würde: ›Meine Welt, mein Engel, liegt zu deinen Füßen.‹
Beni und ich nahmen unseren gewohnten Rhythmus aus Arbeit, Mahlzeiten und erotischen Freuden wieder auf.
Der Roman war schon zu drei Vierteln überarbeitet, als die Servitzky ungeduldig signalisierte, sie könnte es kaum erwarten, bis wir ganz fertig seien, da schon zwei Produktionsfirmen Interesse signalisiert hätten. Aber die wollten natürlich zuerst das Manuskript lesen. Ich erklärte, wir arbeiteten so zügig es ging, und wenn wir schneller fertig werden müssten, würde gewiss die Qualität leiden. Das wollte sie natürlich auf keinen Fall. Wir sollten uns lediglich über ihr gesteigertes Interesse klar sein.
»Die meint wohl, sie könnte hier die Sklaventreiberin mimen«, sagte ich zu Beni, doch er schien von Servitzkys Drängelanruf eher geschmeichelt zu sein und meinte, wir brauchten uns ja nicht gar so pingelig mit jedem Satz auseinanderzusetzen.
»Von wegen! Wenn sie schon unbedingt meinen Namen vorn mit rein drucken wollen, dann muss ich auch zu jedem Satz stehen können«, grollte ich.
Das ist übrigens auch so ein Gag der lieben Sieglinde S.: Sie besteht darauf, dass im Buch vorn drin steht: Lektorat: Eliza Deyke. Diese Gunst habe ich natürlich ausschließlich meiner Auszeichnung zu verdanken. Doch aus sentimentalen Gründen gefällt es mir schon, dass mein Name vereint mit Benis auf Seite fünf erscheint.
Die Vorbereitungen zu Evas zweitem Rendezvous mit Magnus gingen auch nicht ohne Dramatik über die Bühne. Nachdem er sie mit seinen merkwürdigen Ängsten in einen finsteren Abgrund gestoßen und mit der anschließenden Erhellung wieder in wolkige Höhen katapultiert hatte, meldete er sich von Montagnachmittag auf Dienstag überhaupt nicht, was Eva schon wieder alarmierte, denn seine Nachtmails gehörten inzwischen aufs Neue zum täglichen Ritual. Am Dienstagnachmittag ging ein verheerendes Unwetter über der Region nieder, das die Erde mit riesigen Hagelkörner bedeckte, Dachlawinen auf geparkte Autos niederkrachen ließ und wegen umgerissener Bäume und abgebrochener Äste viele Straßen unpassierbar machte. In München tobte es später und nicht ganz so wild, aber in Konstanz herrschte Notstand. Polizei, Feuerwehr und THW waren immens gefordert.
Eva stellte sich den Geliebten in allerhand Nöten vor. Gegen neun Uhr abends, als sie nach langem Zögern schließlich einen bangen Schrieb losgeschickt hatte, kam sein Anruf. Er hatte den Gewittersturm unbeschadet im Büro überstanden und wollte wissen, ob sie ihr Treffen nicht auf morgen vorverlegen könnten, weil er am Freitag einen wichtigen Geschäftstermin wahrnehmen müsse. Selbstverständlich war sie einverstanden, obwohl sie eigentlich David versprochen hatte, mit ihm nach St. Gallen zu fahren. Aber die Liebe hat Vorfahrt. Auf allen Wegen! In großer Hektik bereitete sie dann die Begegnung mit Magnus vor. Um keine Zeit zu verlieren, wollten sie sich ohne Umweg über den ›Schwanen‹ sofort am idyllischen Platz vom letzten Mal, unter den Trauerweiden treffen.
Heute würde es passieren. Eva fand die Aussicht auf Liebesspiele in der freien Natur zauberhaft und romantisch und es gefiel ihr sehr, dass Maserati-Magnus nicht den Komfort eines gepflegten Hotels bevorzugte. Umsichtig packte sie alles ein, was ihr für die romantischen Stunden wichtig erschien: Eine große Decke, Badetücher, Badeanzug, robustere Schuhe als beim letzten Mal und etwas zu trinken und – für alle Fälle – einschlägige Hygieneartikel.
Der Kavalier kam ein paar Minuten zu spät (nie würde ich es wagen, eine Dame wie dich warten zu lassen …), als sie gerade das Lager bereitet und sich einen Bikini angezogen hatte. Sie küssten und liebkosten sich. Er nahm ihr das Oberteil ab, streifte ihren Slip herunter und innerhalb von Sekunden fielen seine Kleider vom Leib. Sie begaben sich in der Umarmung vom
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