Liebling, Ich Kann Auch Anders
welche Political Correctness für notwendig halten, unerreichbar in der Warteschlange stecken.
13
Evas nächstes Rendezvous mit Magnus hat stattgefunden. An einer verkehrsgünstigen Stelle zwischen Waldesrand und Weizenfeld (geradezu schicksalhaft, mit Herrn Weizenegger am Rande des Weizenackers – warum nicht gleich ein Bett im Kornfeld?). Er hatte sie zuvor am Telefon um Keuschheit gebeten, um Konflikte mit der ehelichen Loyalität und seiner katholischen Erziehung zu vermeiden.
Eva hatte ihn ausgelacht. »Ich bin doch nicht so blöd, mich ins eigene Fleisch zu schneiden!«
Im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen und fast allen Männern ist sie konsequent und hält sich an Absprachen.
»Ich verspreche dir lediglich, dass ich nicht den ersten Schritt tun werde. Den überlasse ich dir. Aber wenn du ihn gehst, werde ich dir mit Freuden folgen.«
Diesmal kam er zehn Minuten zu spät, als das Lager bereitet und Eva schon ziemlich ungeduldig war. Das war er allerdings auch. Von Keuschheit so weit entfernt wie ein Eisbär vom Pinguin. Es dauerte keine fünf Minuten und er machte sich über sie her, zog ihr hastig den Slip herunter, schob ihr Hemdchen hoch, legte sich auf sie, schlüpfte in sie und genoss nach einigen wilden tiefen Schüben seinen einsamen von Ganterschreien begleiteten Orgasmus. Es gefiel ihr zwar, trotz anderslautender Ankündigungen, so unzweifelhaft begehrt zu werden. Sie war auch sehr erregt, doch vom Höhepunkt noch ein ganzes Stück entfernt, als er aus ihr herausschrumpelte und wie ein satter Egel von ihr rollte. Lüstern und heiser vor Ungeduld forderte sie ihn auf, sie bei ihrem Gipfelsturm zumindest manuell zu unterstützen, um sich schließlich ermattet an ihn zu kuscheln. Er bewunderte ihren Mut und die Offenheit, mit der sie ihre Wünsche äußerte.
»Das ist eine reine Überlebensstrategie«, meinte sie, »wenn es einer Frau nicht gelingt, einem Mann zu sagen, was sie will, kann sie bis St. Nimmerlein warten.«
Das war das Stichwort für einen neuen Aufguss seiner von Demut und Sarkasmus beladenen Ausführungen zur Überlegenheit der Frau. Eva schenkte aus einer Wasserflasche Fruchtcocktail in die Gläser. Sie stießen an, tranken, küssten sich, und als er sich wieder ausstreckte, legte sie ihren Kopf auf seine Brust, um seine weiche Wärme zu spüren und sich an der darunter vermuteten Kraft zu stärken. Er lächelte zufrieden und der Sonnenschein brachte seine Saphir-Augen zum Funkeln. Auch wenn er ihr heute nicht die große fantastische Vorstellung geboten hatte, er war da und hielt sie umschlungen. Sie dachte an seine wunderschönen Briefe und die darin wiederholten Ewigkeitsversprechen und war überzeugt, alles würde sich zum Besten entwickeln, da es sich bei dem Gefühl, das sie in diesem Moment durchströmte, um reine, hingebungsvolle Liebe handelte.
»Wie spät es wohl sein mag?«, fragte er.
Sie sah ihn groß an. »Ich hab dir doch meine Uhr gegeben … äh geliehen.«
»Oh«, sagte er verlegen grinsend, »da muss ich dir was beichten: Die hat sich meine Tochter unter den Nagel gerissen.«
»Wiiiiie bitte?« Eva war außer sich.
»Sie hat ihre verloren. Sie verliert grundsätzlich alles. Na ja, und ich hab ’ne ganze Schublade voller Uhren. Aber wie du weißt, trag ich ja nie welche. Da hat sich Marie-Rose eben bedient. Was konnte ich tun? Mir waren die Hände gebunden. Aber ich hab dir ja gleich gesagt, ich garantiere für nichts.«
Ja, das hatte er tatsächlich, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie es derart wörtlich nehmen musste.
»Nun schau nicht so ernst! Lächle, mein Schatz! Wenn du lächelst, gefällst du mir viel besser …«
»Mir ist jetzt nicht danach. Diese Uhr … sie bedeutet mir sehr viel!«
Er lachte. »Dann hättest du sie mir nie geben dürfen. Ich bin so ein schrecklicher Chaot!« Er neigte sich über sie, küsste sie saugend und schlang seine Arme ganz fest um sie, sodass sie unwillkürlich wieder von diesem alles andere verdrängenden glückseligen Gefühl der Geborgenheit durchdrungen wurde.
Beni hat sich nicht mehr gemeldet. Ich überlegte zum x-ten Mal, ob ich die Auskunft nach der Nummer seiner Eltern fragen sollte, aber dann sage ich mir, dass das Klingeln des Telefons seine kranke Mutter stören könnte. Also ließ ich es sein, schrieb weiter an meinem Roman und arbeitete an der Übersetzung, die mich nicht annähernd so faszinierte wie Evas Aufzeichnungen.
Frau Almendinger, eine der
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