Liebling, vergiss die Socken nicht
Matt ist am Ende. Seine Einschaltquoten sind miserabel. Die neue Show ist eine einzige Katastrophe. Wäre er eine kleinere Nummer gewesen, hätte ich ihn schon vor Monaten rausgenommen. Aber ich wollte fair sein. Ihm eine Chance geben. Nun, er hat sie gehabt.«
Ally schloss die Augen. So etwas wollte sie nicht hören. Es klang so, wie wenn einer obszön über jemanden sprach, den man liebte. Es war so unfair! Warum schien denn ihr Erfolg von Matts Misserfolg abzuhängen?
»Komm Bernie, lass uns gehen.« Sie schnappte seinen Arm und zog ihn fast aus dem Raum, während sie mühsam die Tränen der Wut, der Enttäuschung und des Kummers zurückhalten musste.
»Denken Sie darüber nach.« Page beschloss, die Tür nicht endgültig zuzuschlagen, ganz gleich, was Ally gesagt hatte. Er stand auf und lehnte sich lächelnd gegen seinen Schreibtisch. »Übrigens«, sagte er, »brauche ich Ihre Zustimmung nicht. Ihre Aufgabe ist es, die Sendung zu machen. Über die Zeitplanung hat keiner von Ihnen zu entscheiden.«
Sobald sie draußen waren, drehte Ally sich zu Bernie. »Das stimmt doch nicht, oder? Er kann ohne unsere Zustimmung nicht einfach meine Show umplazieren.«
»Die Wahrheit ist leider«, Bernie zog sie in einer seltenen Geste von Zärtlichkeit an sein rauhes, altes Tweedjacket, »dass er damit tun kann, was immer er will.«
»Mein Gott, Bernie!« Ally lehnte sich trostsuchend an seine Schulter. »Was, um alles in der Welt, soll ich bloß tun?«
Für einen Moment kämpfte Bernie mit sich selbst. Wenn sie nichts unternahmen, würde Page mit seinen Plänen weitermachen, und sie würden wahrscheinlich einen der besten Sendeplätze im Fernsehen bekommen, vermutlich aber auf Kosten von Allys Ehe. Wenn sie widersprachen, bekämen sie irgendeine beschissene Zeit am Nachmittag aufgebrummt.
Er blickte Ally an. Er wusste, welche Lösung sie bevorzugte. »Ich glaube, du sprichst besser mit Matt, bevor Page es tut.«
Ritchie Page nippte an seinem Cappuccino und lächelte. Die Dinge liefen besser, als er erwartet hatte. Der Stand der Verhandlungen mit Danny Wilde wegen der Übernahme von Matts Show im Herbst war zufriedenstellend, und nun hatte ihm Allegra Boyd einen perfekten Grund geliefert, um ihrem Ehemann die Daumenschrauben anzulegen. Mehr noch, Allys Show war so gut, dass man ihm keine üblen Tricks unterstellen konnte. Tief befriedigt atmete er durch und lehnte sich vor, um den Knopf für die Gegensprechanlage zu drücken. »Lorraine, könnten Sie Matt Boyd auftreiben und ihn bitten, unverzüglich herzukommen?«
Wenngleich in den Büros hektische Betriebsamkeit herrschte, konnte Ally Matt nirgends finden. Belinda kam aus dem gemeinsamen Büro heraus und quittierte ihr Erscheinen mit einem frostigen Lächeln.
»Ich suche Matt. Wissen Sie, wo er ist?«
Belinda wusste es, doch sie wäre blöd, es Ally zu sagen. Sollte sie ihn doch selbst suchen. »Tut mir leid. Vor fünf Minuten war er noch hier. Muss gerade gegangen sein.«
Allys Puls raste. »Könnten Sie ihm bitte ausrichten, dass ich ihn unbedingt sprechen muss? Er kann mich ausrufen lassen.«
Belinda sah ihr nach, wie sie davoneilte, und fragte sich, was wohl im Gange war.
Zehn Minuten später unterbrach ihre Sekretärin sie in einer Sitzung, um ihr zu sagen, dass Ritchie Page dringend nach Matt suche.
»Er ist unten im Tonstudio und bekommt eine neue Hörmuschel angepasst.« Belinda war so neugierig, dass sie ihre Sitzung vorzeitig beendete. Es war eindeutig etwas im Busch.
»Matt!« brüllte der Tontechniker und legte seine Hand über die Sprechmuschel des Telefons. »Der Pornokönig will dich auf der Stelle sehen. Seine Sekretärin fragt, ob du gleich hochgehen kannst.«
Matt schaute verärgert. »Sag ihr, dass ich beschäftigt bin. Ich rufe zurück, wenn ich frei bin.«
Der Tonmann war beeindruckt. Ritchie Page jagte ihm wahnsinnige Angst ein. Matt hatte Nerven. »Sie sagt, du sollst raufkommen, sobald du fertig bist. Mr. Page wartet auf dich.«
Widerwillig nahm Matt die Hörmuschel ab, die er gerade testete. Er war fasziniert und besorgt zugleich. Page hatte ihn noch nie aus heiterem Himmel zu sich bestellt. Er schlüpfte noch rasch in die Herrentoilette, kippte sich ein paar Hände voll kaltes Wasser ins Gesicht und betrachtete für einen Moment sein entschlossenes Bild im Spiegel. Was immer ihn erwartete, er fühlte sich gewappnet. In der vergangenen Nacht hatten er und Belinda beschlossen, das Interview mit Meredith Morgan so bald wie möglich
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