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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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behandelte und dafür sorgte, dass sie immer bekamen, was sie wollten, hielt man sie vielleicht bei Laune, aber es ging auf Kosten der eigenen Zufriedenheit. Niemand wusste das besser als Mona, denn sie hatte genau das getan, damit ihre Ehe funktionierte. Und es hatte geklappt. Nach fünfundvierzig Jahren waren sie immer noch zusammen. Doch Mona hatte darüber nicht vergessen, wie viele Wege sie nicht gegangen war und wie viele Türen sie nicht geöffnet hatte. Meistens dachte sie nicht daran und bepflanzte weiterhin ihre Blumenkästen und bügelte die Bettwäsche. Aber als sie sah, wie Ally nach Höherem strebte, kam es wieder an die Oberfläche.
    »Matt«, fragte sie vorsichtig und hoffte, er würde ihre Worte nicht übelnehmen.
    »Ja, Mum? Ich habe mir schon gedacht, dass irgend etwas in deiner Hausfrauenseele schwelt.«
    »Es stört dich doch nicht, das mit Ally, oder?«
    »Was mit Ally?«
    »Du weißt schon. Dass sie zum Fernsehen geht. Und in der Zeitung steht.«
    »Ob mich das stört? Natürlich nicht«, log Matt. »Ich freue mich sehr für sie.«
    »Ich dachte nur...« Sie zögerte einen Moment, da sie nicht den Eindruck erwecken wollte, sie würde sich in etwas einmischen, von dem sie vermutlich seiner Meinung nach nichts verstand. »Mir ist bloß eingefallen, dass dieses Theater leichter für dich wäre, wenn du nicht wegen deiner eigenen Arbeit Sorgen hättest.«
    »Wie bist du denn auf die Idee gekommen?« fragte Matt eine Spur zu schnell.
    »Ach, Matt! Ich bin deine Mutter! Ich kenne doch die Signale. Sie haben sich, seit du nicht mehr bei uns wohnst, kaum geändert. Du langweilst dich und wirst unruhig, genau wie damals, als es dich angeödet hat, bei der Lokalzeitung zu arbeiten und du zum Fernsehen wolltest. Alles, was du gemacht hast, hat dich auf einmal geärgert.«
    Matt verzog langsam das Gesicht zu einem Grinsen. »Du bist einfach zu schlau, weißt du.« Er nahm sie in die Arme, wobei sein Kinn auf ihrem Kopf ruhte und er auf den Handflächen die flauschige Wolle ihres selbstgestrickten Pullovers spüren konnte. Es war, als schmiegte man sich an eine Wärmflasche mit Plüschbezug. Als er noch ein Kind war, hatte sie ihm geschenkt, was am wichtigsten war: Liebe und Geborgenheit. Und das hatte er nie vergessen. Er wusste, dass er das Selbstvertrauen, das ihn vor ein Millionenpublikum treten ließ, ihr verdankte, und dafür liebte er sie. »Mir geht‘s gut. Ehrlich.«
    »Wirklich, Matt? Ganz sicher?« Mona schwieg, da sie diesen seltenen Moment körperlicher Nähe nicht zerstören wollte, der für sie doppelt wertvoll war. Sie wohnten zu weit voneinander entfernt und mit ihren fast siebzig Jahren wusste Mona, dass sie solche Momente in Zukunft an einer Hand abzählen konnte. »Mir kommt es so vor, als ob du deswegen ein bisschen verstimmt wärst.«
    Matt ließ die Arme fallen. Mona verfluchte innerlich, dass sie diejenige war, die es ihm sagen musste. Aber dafür waren Mütter eben da - um das Unsagbare zu sagen.
    Matt wandte sich mit wachsendem Groll ab. Worauf, in aller Welt, wollte seine Mutter hinaus? Er war doch in jeder Hinsicht hilfsbereit gewesen. Niemandem gefiel es, wenn sein Haus von Reportern belagert wurde. Seine Reaktion war völlig normal gewesen.
    Dann sah er den Gesichtsausdruck seiner Mutter und begriff, was es sie gekostet hatte, das zu sagen.
    »Okay, Mum, du hast mich ertappt.« Er grinste und öffnete wieder die Arme.
    Hinter ihnen kämpfte Joe auf der Treppe mit einem schweren Koffer.
    »Komm, Dad, lass mich den nehmen.«
    »Ich stehe noch nicht mit einem Bein im Grab«, fauchte Joe schroff, klammerte sich an den Koffer und manövrierte ihn unbeholfen die Stufen hinunter.
    Matt schob die Hände in die Hosentaschen und hielt sich im Hintergrund. Seit er erwachsen war, war es ihm nicht mehr gelungen, seinem Vater nahe zu kommen. Als er zwölf war und jeden Sonntag Fußball gespielt hatte, während sein Vater als Schiedsrichter fungierte, hotten sie stundenlang über das Spiel und die Liga geplaudert. Doch heute nahmen sich sogar seine Versuche, mit seinem Vater über die Bristol Rovers zu sprechen, herablassend und gezwungen aus. Und so überließen sie beide Mona das Reden.
    »Komm schon, Joe, Matt muss jetzt gleich in die Arbeit. Lass uns das Auto beladen.«
    Matt verschwand in der Küche und kam mit einer Pappschachtel zurück. »Ally hat euch das als Reiseproviant zurechtgemacht. Ein kleines Picknick. Es tut ihr so leid, dass sie euch nicht mehr gesehen hat.«
    Joe trug die

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