Liebling, vergiss die Socken nicht
früher, als sie noch zusammenarbeiteten, jedesmal angerufen hatte, wenn sie beglückt oder betrübt gewesen war. Damals waren sie noch nicht verheiratet und trafen sich sogar nur heimlich in dem Weinlokal um die Ecke, wo sie unweigerlich auf andere inoffizielle Paare stießen, die unter dem Tisch Händchen hielten und vorgaben, über Ideen für Sendungen oder längerfristige Programmplanung zu sprechen. Ally lächelte und spürte, wie aufregend sie es fand, Matt spontan und mitten am Tag zu treffen.
Sie betrat das Foyer von Century, und alle, denen sie begegnete, sagten »Hallo« und beglückwünschten sie. Sogar Bryony, der Rottweiler, lächelte. Der Wachmann sprang auf und rief den Aufzug für sie. Und doch war es erst ein paar Monate her, dass man sie nicht zu Matts geselligem Beisammensein lassen wollte, weil man ihr nicht glaubte, wer sie war.
Es war ein ziemlich gutes Gefühl.
Im Büro der Matt-Boyd-Shoiv herrschte rege Betriebsamkeit, obwohl schon fast Mittagszeit war. Der Krach war ohrenbetäubend, und Ally staunte, dass man dabei irgend etwas zustande bringen konnte. Telefone klingelten unaufhörlich, Redakteure brüllten einander quer durch den Raum etwas zu, Produktionsassistentinnen rangen mit der Fertigstellung ihrer Skripte und kläfften einem der Regisseure Fragen entgegen. Matt hatte ihr einmal erklärt, dass Journalisten Lärm brauchten, um effizient arbeiten zu können. Völlige Stille war tödlich für Lohnschreiber, vielleicht weil sie dann die Fragen, die sie stellten, hören konnten und ihnen deren Aufdringlichkeit endlich bewusst wurde.
Außerdem fiel Ally auf, dass es ausgesprochen unordentlich war. Mona hätte Zustände bekommen. Überall stapelten sich Zeitungen und Requisiten aus der Show, ein riesiger Plüschbar, Symbol einer Kinderhilfskampagne, lag zwischen benutzten Papptassen und ungelesenen Pressemitteilungen. Die Kaffeemaschine in der Ecke kochte ohne Wasser vor sich hin. Niemand merkte es.
In dem ganzen Chaos entdeckte sie Matt, der auf einer Ecke von Belindas Schreibtisch saß. Er ließ sich herabgleiten und ging auf sie zu.
»Hallo, Liebling. Das ist ja eine angenehme Überraschung. Wie war es? Alle scheinen völlig hingerissen von dir zu sein.«
Ally sah ihn argwöhnisch an, aber in seiner Stimme lag kein gereizter Unterton, sondern ungetrübte Freude über ihren Erfolg. »Ja, es lief wirklich gut. Offengestanden habe ich mir überlegt, ob du wohl Lust hättest, zur Feier des Tages mit mir Mittagessen zu gehen.«
Matt warf einen Blick in Belindas Richtung und wollte gerade sagen, dass sie soeben den letzten Anruf bei Ritchie Page getätigt hatten und nun auf die Antwort warteten. Doch dann fielen ihm die kritischen Worte seiner Mutter vom selben Morgen wieder ein.
»Ja, prima Idee.«
»Fein.« Ally lächelte. »Ich habe im Savoy einen Tisch bestellt. In einer Viertelstunde. Ich lade dich ein.« Als sie das sagte, stellte sie fest, was es für ein Vergnügen war, das auch zu meinen. Sie würde mit Geld bezahlen, das sie selbst verdient hatte, nicht mit Geld, das er ihr gegeben hatte, egal wie diskret.
»Dann machen wir uns mal besser auf den Weg«, meinte Matt. »Ich sage schnell Belinda Bescheid.«
Als er an ihren Schreibtisch trat, spürte er, dass etwas passiert war.
»Wir haben es geschafft, Matt!« grinste sie und sprang auf. »Er hat eingewilligt.«
Matt stieß ein Freudengeheul aus, das sämtliche Mitarbeiter verdutzt aufblicken ließ.
»Kommt, Leute«, brüllte Belinda. »Auf in die Bar! Der Champagner geht auf meine Rechnung.«
Während alle ihre Gespräche beendeten und die Telefonhörer auflegten, blieb Ally unbeweglich stehen und nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie hatte es schon einmal erleben müssen, wie Belindas Pläne ihre eigenen durchkreuzt hatten. Letztes Mal hatte sie es geschehen lassen, doch dieses Mal war es anders. Sie war nicht mehr das arme kleine Frauchen, das sich dankbar nach jeder Krume bückt. Sie war Ally Boyd, Fernsehmoderatorin, und sie würde mit ihrem Mann ausgehen, um ihren Erfolg zu feiern.
»Tut mir leid, Belinda«, sagte Ally deutlich und mit Nachdruck. Sie merkte, wie hinter ihr einige Leute stehenblieben und hersahen. »Aber Matt und ich gehen zum Mittagessen ins Savoy.«
Belinda blieb stehen und sah Matt in die Augen, um ihn zum Widerspruch zu bewegen.
Matt schwankte nur den Bruchteil einer Sekunde. »Es war eine Glanzleistung, dass du ihn dazu überreden konntest, aber dies ist ein besonderer Anlass. Könnten wir
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