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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.A. Milne
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Hope nicht einfach ignorieren, wenn ich es meinem Vater nicht gleichtun wollte.
    Ich versuchte fröhlich zu klingen, als ich mich meldete.
    »Dad?«
    »Hallo, Häschen.«
    »Bitte, bitte, bitte, bitte ,ich möchte endlich Mami besuchen.«
    »Du weißt, dass das nicht möglich ist.« Ich wartete auf Widerspruch. »Geht es dir noch gut bei den Burkes?«
    »Mir geht es gut.«
    »Irgendwas Neues?«
    Sie dachte mit einem langen »Hmmmm« nach. »Oh, ja«, antwortete sie schließlich. »Ich bin inzwischen eine richtig gute Schwimmerin geworden. Das Wasser im Pool hier ist herrlich warm. Ich weiß gar nicht, warum sie auch noch ein Jacuzzi haben. Und Tante Heather hat mir heute zwei neue Badeanzüge und ein paar richtig hübsche Kleider gekauft. Ich zeige sie dir dann … irgendwann mal.«
    »Klingt gut.«
    »Hm, Dad? Wann kann ich sie dir denn zeigen?«
    »Wie wär’s beim nächsten Mal, wenn wir uns sehen?«
    » Wann ?« wiederholte sie.
    Ich warf einen Blick auf Anna. »Das weiß ich wirklich nicht«, gab ich zu.
    »Wie wär’s, wenn ich Mami besuche?«
    »Ja, gute Idee.«
    »Ich vermisse sie, Dad. Ich möchte zu ihr.«
    »Ich weiß, Häschen. Du kannst sie besuchen … sobald die Zeit dafür reif ist.«
    »Aber ich will jetzt zu ihr!«
    »Hope, es tut mir leid«, wehrte ich hastig ab. »Ich muss jetzt Schluss machen. Wir reden morgen weiter.«
    Damit legte ich einfach auf. Welcher Vater bricht ein Telefongespräch mit seinem einzigen Kind einfach ab , fragte ich mich. Aber die Antwort wurde mir mit jedem Tag klarer: Ein Vater, der eigentlich keiner sein dürfte.
    Ich ging zu dem Bett auf der anderen Seite des Vorhangs und versuchte, mich in den Schlaf zu weinen. Der einzige Erfolg war ein nasses Kopfkissen. Drei Stunden später, eine halbe Stunde vor Mitternacht, war ich noch immer hellwach. Ich stand auf und ging zu Annas Bett hinüber. Dort stand ich im Dunkeln, nahm ihre Hand und streichelte sie zärtlich. »Warum wachst du nicht einfach auf?«, fragte ich. »Und sag jetzt nicht, weil du eigentlich nicht schläfst. Die Litanei höre ich schon dauernd von den Ärzten. Ist mir egal, wo du bist oder was du tust, ich will dich hier, bei mir haben. Du sollst einfach nur hier sein. Ich habe versucht, alles zusammenzuhalten, aber es gelingt mir nicht. Ich habe die Dinge nicht mehr im Gri …«
    Das Klingeln meines Handys unterbrach mich abrupt. Als ich die Nummer auf dem Display sah, zögerte ich. Hope sollte längst im Bett liegen, und ich war nicht in der Stimmung, mit Stuart zu sprechen. Nach dem fünften Klingeln hob ich ab.
    »Hallo?«
    »Ethan? Ich bin’s, Stuart.«
    Schon beim Klang seiner Stimme begannen bei mir die Alarmglocken zu läuten. Der sonst eher zerstreute Professor wirkte panisch. »Was gibt’s?«
    »Ethan, du musst zu uns kommen. Und zwar sofort.«
    »Warum? Was ist passiert?«
    Es gibt ein paar Worte und Sätze, die man nie im Leben vergisst, zum Beispiel » Das Hühnchen ist verbrannt !« oder » Wir bekommen Zwillinge! « Ganz zu schweigen von Formulierungen wie » Solche Dinge passieren eben! « oder » Tut mir leid, Mr. Bright, aber Faith hat es nicht geschafft «. Jeder dieser Sätze hatte sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingeprägt. Aber an nichts erinnere ich mich so deutlich wie an die Worte, die der »Stinkreiche« in jenen letzten, vergänglichen Minuten des neunundzwanzigsten Tages zu mir sagte:
    » Hope ist verschwunden .«

24
    VIELLEICHT IST ES NUR BEI MIR SO. Vielleicht habe ich es auch nur zu oft im Leben erlebt. Jedenfalls holt einen nichts so schnell aus den depressiven Niederungen nach einer Katastrophe wie die nächste Katastrophe.
    Sobald Stuart »Hope ist verschwunden« gesagt hatte, war es, als habe jemand in mir einen Schalter umgelegt. Ich war plötzlich wie verwandelt. Der unrasierte, antriebslose Jammerlappen, der sich als Opfer falscher Entscheidungen fühlte und hilflos auf den Tod seiner Frau wartete, war Vergangenheit. Unrasiert war ich zwar noch immer, aber den Zombie hatte ich abgestreift, und das war schon ein guter Anfang. Ich fühlte mich wieder lebendig ! Zu hundert Prozent. Ich war ein Vater, dessen einzige Sorge dem Wohl seiner Tochter galt.
    Ich war wieder ich selbst.
    »Was meinst du mit ›sie ist verschwunden‹? Wohin verschwunden?«
    »Wenn wir das wüssten, hätte ich nicht angerufen. Nachdem sie mit dir telefoniert hatte, wollte sie auf ihr Zimmer gehen.« Seine Stimme überschlug sich fast vor panischer Erregung. »Es war ihre übliche

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