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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.A. Milne
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sicher nicht so zu Mami ins Krankenhaus fahren, oder?«
    »Ach das meinst du. Na, mal sehen.«
    »Wir besuchen sie! Keine Widerrede. Du hast es versprochen.«
    Ich richtete mich auf und reckte die Glieder. »Daran kannst du dich erinnern? Das war mitten in der Nacht.«
    Sie zuckte die Schultern. »Jedenfalls hast du es gesagt. Ich habe es gehört.«
    »Stimmt. Habe ich. Und dabei bleibt es auch. Aber bevor wir in die Klinik fahren, müssen wir uns unterhalten. Setz dich einen Moment, ja?«
    »Ist es wegen Mami?«
    »Ja. Hope, ich bin nicht ganz ehrlich zu dir gewesen … in Bezug auf Mamis Unfall. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Aber da wir sie besuchen wollen, sollst du wissen, was dich erwartet. Häschen, Mami hatte einen sehr schweren Autounfall.«
    Sie versuchte, tapfer zu sein. »Ich weiß, Dad«, behauptete sie leise und biss sich auf die Unterlippe.
    »Du weißt es?«
    »Hm, ja. Deshalb bist du bei ihr im Krankenhaus geblieben und hast mich nicht mit ihr sprechen lassen.«
    »Das stimmt.«
    »Onkel Stuart hat gesagt, dass sie im Gesicht verletzt ist und deshalb nicht sprechen kann.«
    »So könnte man das auch beschreiben … Aber es ist nicht nur ihr Gesicht. Beim Unfall hat ihr Gehirn Schaden genommen, Kleines. Und deshalb ist sie … eingeschlafen. Und zwar für lange Zeit. So was nennt man Koma. Sie ist seit dem Unfall nicht wieder aufgewacht.«
    Hope starrte mich an. »Du meinst, wie Dornröschen?«, sagte sie schließlich und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ja, so ähnlich.«
    »Dann … dann hat sie auch mit dir kein Wort gesprochen?«
    »Nein, hat sie nicht, Häschen. Sie hat mit niemandem mehr gesprochen. Ich hatte gehofft, dass sie wieder aufwacht … Aber … mittlerweile ist nicht sicher, dass es so weit kommt.«
    »Du meinst, sie wacht nicht auf?«
    Die Wahrheit war hart, aber die Zeit der Lügen war längst vorbei. »Stimmt.«
    »Was stimmt?«
    »Dass sie möglicherweise nicht mehr aufwacht. Die Ärzte jedenfalls rechnen nicht damit.«
    »Nie mehr wieder?«
    Ich merkte, wie meine Augen feucht wurden, hielt die Tränen jedoch eisern zurück. »Nie mehr wieder.«
    Hopes Augen blieben lange und unverwandt auf mich gerichtet, dann rollten die Tränen. »Hast du sie geküsst?«, fragte sie schließlich.
    »Wie bitte?«
    »Wie bei Dornröschen. Hat das nicht geholfen?«
    »Hope, das ist … Wir sind leider nicht im Märchen, Kleines. Es ist die Wirklichkeit. Und so weh es auch tut, wir müssen uns damit abfinden, dass Mami vermutlich nie wieder aufwacht. Sie wird nie mehr unsere Mami sein.«
    Hopes Tränen flossen reichlich.
    »Verstehst du, was ich gesagt habe?«
    Ihre Antwort war ein stoisches Nicken, während sie sich die Tränen trocknete. Dann stellte sie eine Frage, die ich kaum beantworten wollte, denn die ehrliche Antwort war eine Wahrheit, die ich ja selbst nicht wahrhaben wollte. »Aber, Dad, wenn Mami schläft und nicht aufwacht, was soll ich ihr denn sagen, wenn wir im Krankenhaus sind?«
    Ich ertrug ihren Blick nicht länger. Ich zog sie an mich und schlang die Arme um sie. »Ich glaube, das Richtige ist jetzt … Adieu zu sagen.«

25
    »DER GORILLA HAT SICH VERABSCHIEDET«, verkündete ich, als ich aus dem Badezimmer trat.
    »Es ist überhaupt nichts Essbares da«, bemerkte Hope.
    Ich schlug vor, sie solle sich ein Restaurant auf dem Weg in die Klink aussuchen. Hope entschied sich augenblicklich für McDonald’s. »Bei Onkel Stuart sind wir nie dorthin gegangen. Warum hat man denn so viel Geld, wenn man es nicht manchmal für gutes Essen ausgeben kann?« Dann schien sie über ihre eigene Fragestellung überrascht. »Ist heute nicht Freitag?«, wollte sie unvermittelt wissen.
    »Ich glaube schon.«
    »Bist du freitags nicht immer im Büro?«
    »Nun …«, begann ich langsam und versuchte dabei, eine plausible Erklärung für meine Handlungsweise zu finden. Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass sie wissen musste, was und warum ich es getan hatte. »Ich hielt es für besser, in Zukunft mehr Zeit für dich zu haben. Du wirst so schnell erwachsen, und ich möchte nichts versäumen. Deshalb … habe ich meinen Job aufgegeben. Ich muss mir eine andere Arbeit suchen. Allerdings eine, bei der ich nicht so oft von zu Hause fort bin.«
    »Wirklich?«
    Als ich nickte, schlang sie die Arme um meinen Hals. »Ich hab dich sehr lieb, Dad.«
    Eine Stunde später waren wir in der Klinik, satt von Pfannkuchen und Muffins. Bevor wir Annas Zimmer betraten, bereitete

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