Lieblingslied: Roman (German Edition)
Vibrato in dunkler Klangfarbe.
Die Mitglieder des Kreativteams am Konferenztisch tauschten aufgeregte Blicke, kommunizierten stumm miteinander. Mark stand schließlich auf und übersetzte für mich die Sprachlosigkeit der anderen.
»Mr. Bright, falls Sie einverstanden sind, bitten wir Sie hiermit, nach Kalifornien zu kommen und unser Team zu verstärken.«
»Sie meinen, ich habe den Job? Einfach so?«
»Einfach so.« Wie er später erklärte, war es nicht meine Wortwahl gewesen, die den Ausschlag gegeben hatte, obwohl der Slogan »im Handumdrehen« durchaus gefallen hatte. »Ihre Darbietung als Ganzes hat eingeschlagen. Und das irre Gitarrensolo hat auch nicht gerade geschadet.«
Bereits unmittelbar nach meinem Vorstellungsgespräch begann das Team, auf der Grundlage von meiner Melodie und meinem Text, Werbespots für Rundfunk und Fernsehen auszuarbeiten. Das Ergebnis wurde schließlich meine erste Veröffentlichung.
Zwei Wochen später verabschiedeten wir uns von Octavius und verließen Moscow und Idaho, um ein völlig neues Leben im sonnigen Kalifornien zu beginnen; ein Leben mit einem Vollzeitjob und regelmäßigem Gehalt.
Was Sozialleistungen bedeutete.
Was eine Krankenversicherung einschloss.
Was …:
Schwangerschaft.
Bedeutete.
10
ICH BESUCHTE DIE FÜNFTE KLASSE, als mein Dad aus heiterem Himmel im Haus des Großvaters auftauchte und darauf bestand, dass ich einer Jugendbasketballmannschaft beitrat. Ich hatte ihn im vorausgegangenen Jahr kaum zu Gesicht bekommen, und er machte sich Gedanken wegen Basketball? Letztendlich stellte sich heraus, dass er damit bezweckt hatte, mich von »musischen« Neigungen wie dem Gitarrenspiel und Kompositionsversuchen abzulenken. Basketball interessierte mich nicht sonderlich. Trotzdem trat ich einem Verein bei – um des lieben Friedens willen. Es überraschte niemanden, als er zwei Tage, nachdem ich in die Mannschaft aufgenommen worden war, wieder verschwand. Er hat nie ein einziges Spiel gesehen, das ich bestritt.
Offengestanden war ich sogar froh darüber, denn meine Talente als Basketballspieler hielten sich in Grenzen. Allerdings habe ich durch diesen Sport einiges gelernt. Besonders ist mir in Erinnerung geblieben, wie ich früh in der Basketballsaison angestrengt versuchte, einen einfachen Korbleger zu schaffen. Alle anderen im Team schienen damit keine Probleme zu haben. Nur ich brachte es nicht fertig, meine Bewegungen so zu koordinieren, dass der Ball im Korb landete. Ich traf überallhin, nur nicht in den Korb.
Eines Tages nahm mich der Coach während des Trainings beiseite und gab mir den guten Rat: »Du machst dir zu viele Gedanken. Denke einfach an gar nichts und versuch nur, Spaß zu haben. Du machst es dir zu kompliziert.«
Beim nächsten Versuch versenkte ich den Ball im Korb und erntete donnernden Applaus von Großvater, der auf der Tribüne saß und zusah.
Sechs Wochen nach dem Umzug nach Kalifornien gab ich Anna denselben Rat. »Liebling, wir machen uns viel zu viele Gedanken. Lass uns einfach nur Spaß haben. Millionen von Menschen haben es getan, es kann also kaum so kompliziert sein, wie wir’s anstellen.«
Sie grummelte leise vor sich hin, während sie den Schwangerschaftstest zwischen den Fingern drehte. Es war der sechste Test in ebenso vielen Monaten. »Vielleicht kann ich nicht mehr schwanger werden. Was, wenn die Fehlgeburt bleibende Schäden hinterlassen hat?«
»Blödsinn! Das glaubst du doch selbst nicht.«
»Also vielleicht liegt es dann an dir .«
»Oder wir sind zu verkrampft! Vielleicht denken wir zu viel. Wir haben eine Menge Bücher über das Thema gelesen. Aber jetzt sollten wir es entspannter angehen, nichts überstürzen. Lass uns Spaß haben.« Ich gab ihr einen zärtlichen Stoß in die Rippen. »Wir sollten es nicht erzwingen. Warten wir’s einfach geduldig ab.«
Und ganz offensichtlich sollte ich damit recht behalten. Fünf Wochen später saß ich in meinem Büro, als der Anruf kam.
»Rate mal, wer jetzt was erwartet?«, schrie sie beinahe in den Hörer.
Ich stellte mich dumm. Anna nannte mich in solchen Fällen einen Spielverderber. »Was erwartet, Schatz?«, wiederholte ich.
»Na, was wohl? Ein Baby!«
»Oh! Könnten es … Heather und Stuart sein?«
»Weit gefehlt!«
»Lances neue Freundin? Was hat dein Vater gesagt? Wie heißt sie doch gleich?«
»Ein Ratefuchs bist du wirklich nicht, was?«
»Okay. Ein letzter Versuch. Könnte es … bist du’s?«
»Ja, Schlaumeier. Ich bin es.«
»Das ist ja
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