Lieblingslied: Roman (German Edition)
eingeladen. Er klang eigentlich ganz beeindruckt von meiner Erfahrung. Allerdings …«
Anna neigte den Kopf zur Seite. »Wo liegt der Haken?«
»Der Haken ist, dass ich nicht der einzige Bewerber bin. Im Gegenteil. Ende der Woche fällt die Entscheidung. Das heißt, dass mein Gespräch in drei Tagen stattfindet.«
»Aber das ist doch kein Problem für dich, oder? Du hast Zeit.«
»Sicher … aber das Gespräch findet in Kalifornien statt. Genau genommen in San Francisco. Außerdem bezahlen sie mir keinen Flug. Wenn ich also pünktlich zum Vorstellungsgespräch in San Francisco sein will, muss ich gleich morgen früh ins Auto steigen.«
War Anna schon angesichts meiner Aussicht auf einen neuen Job einigermaßen begeistert gewesen, schwebte sie jetzt auf Wolke sieben. »Mein Gott, das müssen wir unbedingt schaffen.«
»Dann hast du also nichts dagegen, umzuziehen, falls ich den Job bekomme?«
»Ob ich nichts dagegen habe? Bist du verrückt? Ich habe dort studiert! Und die Frau, die nicht gern wieder nach Kalifornien zurückkehren würde, musst du mir mal zeigen! Außerdem wären wir näher an L.A. Da hätten wir die nötigen Verbindungen, um deine Kompositionen zu verkaufen. Was willst du mehr?«
Am nächsten Morgen um vier Uhr stiegen Anna und ich in ihren VW -Jetta und fuhren gen Süden. Zwei Tage und annähernd tausend Kilometer später erreichten wir San Francisco.
Mein Bewerbungsgespräch sollte am folgenden Tag um zehn Uhr stattfinden. Als ich die Lobby der Firma betrat, empfingen mich ungefähr ein Dutzend andere Männer und Frauen, alle in Anzügen oder Kostümen, meine Mitbewerber. Der für die Einstellung verantwortliche Manager, Mark Lloyd, betrat pünktlich um zehn Uhr den Raum. Er trug Gabardinhose und Poloshirt, war Mitte dreißig, schwarzhaarig und sehr sicher im Auftreten.
»Guten Morgen. Danke, dass Sie so zahlreich erschienen sind«, verkündete er. »Sie sind die dritte und letzte Gruppe, die sich bei uns vorstellt. Ich habe Sie eingeladen, weil mir Ihre Lebensläufe gefallen und Sie am Telefon einen guten Eindruck gemacht haben. Allerdings haben wir ungefähr vierzig Bewerber und nur eine Stelle zu vergeben. Sie sollten Ihre Erwartungen daher nicht zu hoch schrauben.«
Unter diesen Umständen erschien mir die Summe, die uns die weite Fahrt von Idaho hierher gekostet hatte, fast schon aus dem Fenster geworfen.
»Folgendes steht auf dem Plan.« Er warf einen Blick auf sein Notizbrett. »Mein Boss und ich teilen uns die Gruppe. Jeder bekommt ein Gespräch von zwanzig Minuten. Danach erfahren Sie, ob Sie in die engere Auswahl kommen. Noch irgendwelche Fragen?« Als sich niemand meldete, konsultierte er erneut seine Notizen. »Gut. Wir rufen Sie in alphabetischer Reihenfolge auf. Ethan Bright, Sie kommen mit mir. Brittany Davis, bitte folgen Sie uns. Ich führe Sie zu Mr. Schlegers Büro.«
Meine Unterredung verlief, wie ich es mir nicht besser hätte vorstellen können. Mark war ein angenehmer Gesprächspartner, und ich machte offenbar keinen Fehler. Am Ende schüttelten wir uns die Hand, und er sagte mir, dass ich die nächste Runde erreicht habe.«
Die erste Gesprächsrunde dauerte insgesamt etwas länger als zwei Stunden. Am Ende blieben nur vier Personen in der engeren Auswahl – zwei Männer und eine redselige Blondine aus Santa Cruz, die »völlig ausflippen« wollte, falls sie den Job bekäme. Mark lud uns in einem Restaurant in der Nähe zum Essen ein. Anschließend begann die zweite Runde.
»Was auf Sie zukommt, ist einfach«, erklärte Mark. »In einem unserer Konferenzräume steht ein Flügel für Sie bereit. Ob Sie das Instrument benutzen, steht Ihnen frei. Unser Kreativteam hat sich bereits in diesem Raum versammelt. Wenn Sie an der Reihe sind, stelle ich Sie vor, nenne Ihnen den Namen unseres Kunden und beschreibe seine Produkte. Geplant ist eine Radiowerbekampagne. Sie haben dann fünf Minuten Zeit, um ein griffiges Soundlogo zu kreieren. Alles klar?«
Wir nickten.
Diesmal wurden wir in umgekehrter alphabetischer Reihenfolge aufgerufen. Das bedeutete, dass ich als Letzter an die Reihe kam. Nach ungefähr sieben bis acht Minuten kehrte jeweils einer der anderen Kandidaten aus dem Konferenzraum ins Vorzimmer zurück. Die beiden Herren sahen etwas blass um die Nase aus, doch die Blondine schien felsenfest überzeugt, es geschafft zu haben.
Als ich aufgerufen wurde, war ich völlig entspannt. Ich setzte mich an den langen, rechteckigen Konferenztisch und schrieb meine
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