Lieblingsmomente: Roman
einen wunderschönen Tag im Freien und arbeite jetzt bei kühlem Kopf bis in die Nacht.
Das entspricht sogar der Wahrheit und gibt gleichzeitig eine gute Entschuldigung ab, wieso ich nicht versuche, beim Stammtischtreffen meines Freundes aufzukreuzen. Und die Ruhe der Nacht gibt mir auch genug Zeit, um alles in mir zu sortieren – wäre da nicht dieses Hungergefühl in meinem Magen, immerhin liegt der Burger schon wieder zu viele Stunden zurück. Dabei habe ich noch immer das Gefühl, die Momente mit Tristan greifen zu können. Wie wir uns an der Treppe getroffen haben, wie wir auf den Burger gewartet haben, den wir dann gemütlich im Schatten gegessen haben. Tristan und die Art und Weise, wie er nichts beweisen muss. Mein leiser Neid wegen seiner Freundin und ihrem aufregenden Leben. Journalistin klingt einfach imposanter als Party-Knipserin. Ich messe mich mit ihr und kenne noch nicht mal ihren Namen, so viel Mut hatte ich nicht. Im Gegenzug hat auch Tristan nicht nach Olivers Namen gefragt, obwohl er sonst eine Menge über ihn weiß und sich auch schon seine Meinung über ihn gebildet hat, da bin ich mir sicher. Ich fühle mich etwas unwohl bei der Vorstellung. Nächstes Mal muss ich etwas besser von Oliver sprechen und ihn nicht in dieser Grauzone aus »trockener Arbeit« und »anderer Meinung, was meine Träume angeht« platzieren. Ich habe nicht wirklich Farbe bekannt, was ihn angeht – und das tut mir leid. Das hat Oliver nicht verdient.
Wieder sehe ich zu dem Bild, das auf meinem Schreibtisch steht. Ohne Zweifel würde man ihn als attraktiv beschreiben. Ich würde ihn sogar als sehr attraktiv beschreiben. Er könnte aus einem Hollywoodstreifen entsprungen sein. Schon damals ist mir sein perfekt geschnittenes Gesicht aufgefallen, die kleinen Grübchen wenn er lächelt und seine klaren Augen. Vielleicht sollte ich mal wieder einfach so von ihm schwärmen.
Jemand hat meinen Status kommentiert, und ich rechne schon damit, dass Beccie mich ermahnen wird, nicht zu viel zu arbeiten. Aber ich werde überrascht. Es ist nicht Beccie. Es ist Tristan.
Layla Desio vor drei Minuten
hatte einen wunderschönen Tag im Freien und arbeite jetzt bei kühlem Kopf bis in die Nacht.
Tristan Wolf Soll ich dir was zu essen vorbeibringen, wenn ich Feierabend habe?
Mit einem Lächeln tippe ich meine bejahende »Klar!«-Antwort und setzte einen zwinkernden Smiley dahinter, damit die ganze Welt sieht, ich meine es nicht ernst. Es gibt Tricks, sich auch in geschriebener Form im Internet politisch korrekt auszudrücken. Kaum sehe ich meine Antwort unwiderruflich im Netz verankert, überdenke ich meinen Positivismus sofort wieder. Klingt das wie flirten? Ich will niemandem auf die Füße treten, schon gar nicht seiner Freundin oder meinem Freund. Oder mir selber.
Aber da Tristan nicht mehr antwortet, gehe ich davon aus, er und alle anderen haben meine Ironie verstanden. Also konzentriere ich mich doch wieder auf das, was ich machen wollte: arbeiten. Es sind mehr Fotos, als ich angenommen habe, und einige davon gefallen mir auf den zweiten Blick sogar noch besser. Ganz verschenkt scheint mein Talent also doch nicht zu sein. Mein letzter Auftraggeber bestellt genug Fotos, um mich glücklich zu machen. Ich werde nicht reich, aber ich kann zumindest wieder entspannt am Tisch sitzen, wenn Oliver wieder mal über Geld spricht. Das tut er gerne, weil es eben sein Beruf ist, aber ich fühle mich manchmal klein neben ihm, auch wenn ich das nicht müsste. Ich verdiene gut und bin stolz auf mein Konto, das ich jeden Monat schön füttere. Natürlich ist es kein Vergleich zu Olivers Habenseite auf dem Konto.
Ich lasse die Bilder in der besten Qualität auf CD brennen und lehne mich zurück. Ich mag es, nachts zu arbeiten, weil ich dann weniger von den Ereignissen des Tages abgelenkt werde. Ich habe heute die Seele baumeln lassen und mit der Energie, die ich dabei getankt habe, dann gute Arbeit geleistet. Nur mein Magen hat in den letzten Stunden gelitten. Jetzt ist es zu spät, etwas zu bestellen, und ich werfe einen Blick in meinen kleinen Büro-Kühlschrank. Bier habe ich, aber außer einem Marsriegel finde ich nichts Essbares.
Es klingelt.
Um diese Uhrzeit? Hier? Ob Oliver mich vielleicht abholen will? Ich tapse zur Tür, und plötzlich spüre ich es. In mir drinnen höre ich das Flügelschlagen wieder. Wenn es nun gar nicht Oliver wäre, sondern Tristan, der sein Angebot auf Facebook tatsächlich ernst gemeint hat?
Ich halte mir den
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