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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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Hörer der Gegensprechanlage ans Ohr.
    »Hallo?«
    Dann halte ich die Luft an. Das Geräusch von hundert kleinen Käfern in meinem Inneren übertönt fast meinen Herzschlag.
    »Essen auf Rädern. Sie haben was bestellt?«
    Ich erkenne seine Stimme, und sofort spüre ich das Lächeln auf meinen Lippen, während ich ein bisschen auf der Stelle springe. Natürlich nur wegen des Essens, nicht wegen des Lieferanten.
    »Komm rauf.«
    Ich drücke den Summer und warte auf das Geräusch der sich öffnenden Tür im Erdgeschoss. Dann höre ich Schritte auf der Treppe, und ein Schatten taucht aus der Dunkelheit auf. Da steht er. Er trägt eine schwarze schicke Leinenhose und ein weißes Hemd, dessen Ärmel er bis über die Ellenbogen hochgerollt hat. Er lächelt mich an, eine weiße Papiertüte in der rechten, einen Motorradhelm in der linken Hand.
    »Ich kann es nicht fassen. Du bringst mir wirklich was zu essen.«
    Er zuckt mit den Schultern.
    »Ich kann dich doch nicht verhungern lassen.«
    Ich lasse ihn herein und schließe die Tür hinter uns ab. Der Schlüssel bleibt zur Sicherheit stecken, man weiß ja nie. Stuttgart ist kein gefährliches Pflaster, aber Oliver hat auch einen Schlüssel zu meinem Büro, und ich möchte keine Erklärungsnot für den Fall haben, dass er uns hier überraschen sollte. Aber. Wobei? Dabei, wie wir gemeinsam zu Abend essen? Egal.
    Tristan legt seinen Helm und die Tüte auf meinem Schreibtisch ab.
    »Hast du Besteck da? Falls nicht …«
    Er greift in seine Hosentasche und zieht zwei Plastikgabeln hervor.
    »Ta-dah.«
    Ich kann mich gegen das Grinsen auf meinem Gesicht nicht mehr wehren und kapituliere. Es ist albern, er hat gewonnen und mich mit seinem Charme überrascht.
    »Ich habe Bier.«
    »Perfekt.«
    Während er eine ganze Fülle an kleinen Plastikboxen aus der Tüte zaubert, komme ich mit zwei Flaschen Bier zurück zum Tisch.
    »Das ist alles für uns?«
    Er nickt und nimmt der Reihe nach die Deckel ab. Eine Box enthält Pasta mit Meeresfrüchten, die nächste Fisch in einer duftenden Soße, die nächste einen frischen italienischen Salat, lauter exklusive Leckereien.
    »Wo hast du das alles her?«
    Er lächelt und nimmt gegenüber von mir auf dem Stuhl Platz. Sonst kenne ich diese Situation nur aus Gesprächen mit potenziellen Kunden, aber jetzt ist kein Druck, keine Anspannung zu spüren.
    »Ich arbeite im Primafila . Das sind Reste, und wir dürfen sie manchmal mitnehmen.«
    Er deutet auf sein Outfit, und ich verstehe. Er hat heute also wieder als Kellner gearbeitet, was den gewissen Chic erklärt. Ich kenne das Restaurant. Lange Jahre war es am Fernsehturm gelegen, hat sich dann eine Pause und jetzt die Neueröffnung im Westen der Stadt gegönnt. Von der Qualität hat es rein gar nichts eingebüßt.
    »Danke, dass du all das mit mir teilen willst.«
    Er lächelt mich an und nickt nur kurz, bevor wir mit den Bierflaschen anstoßen. Am Samstag habe ich ihn erst getroffen, und jetzt will ich mir nicht mal mehr vorstellen, wie es davor war.
    »Was haben sie zu deinem blauen Auge gesagt?«
    Ich mache mich über die Pasta mit Meeresfrüchten her, er widmet sich ganz dem Fisch. Er kaut und zuckt grinsend mit den Schultern.
    »Nichts. Zu viel los. Ich durfte in der Raucherlounge bedienen.«
    Beccie würde mich erwürgen, wenn sie wüsste, dass ich heute schon zum zweiten Mal in den Genuss komme, mit ihm Zeit verbringen zu dürfen. Es ist entspannter als heute Mittag im Park, als ich noch nicht so ganz wusste, wie ich mit ihm und allem umgehen soll, aber es scheint jetzt so einfach. Wir sind Freunde. Man kann auch nur befreundet sein. Nicht jeder ist wie Harry und Sally. Ich atme tief durch, sehe Tristan an und bin glücklich: Ich habe einen fürsorglichen, spannenden und – man muss es einfach sagen – äußerst attraktiven neuen guten Freund gewonnen.
    Wir reden eine kleine Weile über seinen Job in dem Lokal, und er gibt zu, sich dort sehr wohlzufühlen. Zwar wolle er nicht sein Leben lang als Kellner arbeiten – aber wenn doch, dann nur im Primafila . Dort sei die Stimmung im Team so gut wie das Essen auf den Tellern. Ich gratuliere ihm kauend zu seinen traumhaften Kollegen, denn die Meeresfrüchte auf meiner Pasta sind vorzüglich. Es scheint ihn zu freuen, dass ihm die Überraschung gelungen ist und mir das Essen so gut schmeckt.
    Obwohl die Essensboxen inzwischen leer sind, stoßen wir mit einem zweiten Bier an, und endlich wird es kühler. Wir sitzen nur da, sprechen über

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