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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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Freitag wiederzusehen?
    Tristan Wolf. Eigentlich dürfte er mir kein bisschen gefährlich sein, weil alles gegen ihn spricht. Ich bin vergeben, er ist vergeben. Außerdem habe ich genaue Vorstellungen von meinem Leben und meiner Zukunft. Wann immer ich die Vorspultaste gedrückt halte und fünf Jahre in die Zukunft blicke, sehe ich Oliver, in dieser Wohnung. Mein jetziges Leben ist die Zukunft, weil ich bereits alles habe, was ich mir wünschen könnte: Oliver, meine eigene kleine Firma, eine schöne Wohnung mitten in Stuttgart. Doch plötzlich spüre ich wieder Tristans Lippen auf meinen und … Verdammte Träume!
    Ich stelle das Wasser noch etwas kälter, fast schon zu kalt, aber es muss helfen. Wieso lässt mich Tristan nicht kalt? Wieso schlägt mein Herz schneller, wenn ich an ihn denke? Wieso habe ich so einen Traum? Solche Gedanken sind ungesund, da bin ich mir sicher, aber sie lassen sich leider auch nicht so leicht abschütteln.
    Genervt von dem Misserfolg stelle ich die Dusche ab und wickele mich in ein großes weißes Handtuch, während ich mich auf den Rand der Badewanne setze. Zwei Zahnbürsten: blau und rot. Zwei Handtuchhalter: für »Sie« und »Ihn«. Die Schubladen unserer Badezimmerkommode: fair verteilt. Ich erinnere mich genau an den Tag, als Oli und ich hier zum ersten Mal nach unserem Umzug standen und voller Freude bemerkten, dass wir jetzt ernsthaft zusammen waren. Wir hatten den nächsten Schritt gemeinsam gewagt und waren angekommen. Jeden Sonntagnachmittag lagen wir zusammen in der Wanne, lasen uns aus der Zeitung oder aus Büchern vor, genossen die gemeinsame Zeit, die wir uns von niemandem nehmen ließen. Das klappte ein halbes Jahr echt gut, dann kamen andere Verpflichtungen. Mein Job nahm sonntags viel Zeit ein, und er verbrachte die Nachmittage mit Freunden beim Fußball. Es passierte einfach, und wir waren einander nicht böse. Wir wollten es ja beide. Wieso ich jetzt daran denke? Es fehlt mir ein kleines bisschen. Aber es ist nicht Olivers Schuld. Ich kann nicht sagen, er hätte mich abserviert oder sich gegen mich entschieden, denn auch ich habe die Zeit gerne allein verplant.
    Die vertraute Melodie einer typischen Fernsehsendung für Frauen, in der es um Carries Vorliebe für Schuhe und Männer geht, reißt mich zurück ins Hier und Jetzt. Mein Handy klingelt. Ich springe, nur mit einem Handtuch bekleidet, durch die Wohnung und versuche panisch, das Klingeln zu lokalisieren. Wo habe ich meine Handtasche gestern liegen gelassen? Im Schlafzimmer werde ich schließlich fündig, auf dem Boden neben meinem Bett.
    »Hallo?«
    Für gewöhnlich melde ich mich mit meinem vollständigen Namen und hänge noch den Namen meiner Firma an, aber jetzt bin ich etwas zu sehr außer Atem. Ich sollte dringend mal wieder in das Fitnessstudio, bei dem ich vor Monaten einen Vertrag abgeschlossen habe, aber nach dem Einführungstraining nie wieder hingegangen bin.
    »Ach, du lebst also und hast bestimmt eine klasse Ausrede, wieso du keinen meiner Anrufe angenommen oder beantwortet hast. Keine SMS, keine E-Mail. Hörst du deinen AB auch mal ab?«
    Ich lasse mich aufs Bett fallen. Beccie.
    »Tut mir leid, ich war unter der Dusche.«
    »Seit gestern Abend bis gerade eben?«
    Sie ist sauer, aber ich kann mich an keinen Anruf erinnern.
    »Ich war bis spätnachts im Büro, und mein Handy war auf Lautlos.«
    Die Tatsache, dass Tristan mir Essen gebracht und mich danach auf seiner Vespa nach Hause gefahren hat, würde ich ihr irgendwann anders erzählen. Vielleicht. Auch nie.
    »Ach so, okay. Das Handy war auf Lautlos. Na dann … Mann, Layla! Ich könnte tot sein oder ohne Erinnerung im Krankenhaus aufwachen und nicht mehr wissen, wer ich bin, eine klassische Jane Doe. Was dann? Dann versuche ich verzweifelt, dich zu erreichen, und du … hast dein Handy auf Lautlos?«
    »Beccie, wenn du keine Erinnerung mehr hast, wie kannst du mich dann anrufen? Und wenn du tot wärst …«
    »Vollkommen egal. Es hätte ein Notfall sein können.«
    »War es einer?«
    »Nein, aber ich habe mir Sorgen gemacht. Es sieht dir nicht ähnlich. Oli hatte seinen Stammtisch, und du rufst sonst für gewöhnlich an. Ich dachte, wir hätten eine unausgesprochene … Vereinbarung. Was den Dienstag angeht.«
    Natürlich muss ich lächeln, weil ich sie am liebsten umarmen würde. Sie hat mich vermisst.
    »Das tut mir leid. Kann ich das irgendwie wiedergutmachen?«
    Es entsteht eine kleine Pause, und ich bin mir sicher, sie überlegt

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