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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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früh wieder auf den Beinen.
    »Mach dir einen schönen Abend, Süße.«
    Er lächelt mich ehrlich an, aber ich bin doch getroffen, denn ich gehe nicht, um mir einen schönen Abend zu machen. Ich gehe, um zu arbeiten.
    Wir haben uns die letzten Tage kaum gesehen, geschweige denn gesprochen, und während für mich jetzt eine anstrengende Nacht beginnt, in der ich hoffe, möglichst viele gute Fotos zu schießen, die ich danach dem Veranstalter verkaufen kann, gibt er mir das Gefühl, ich würde nur einen netten Abend mit Freunden verbringen. Das macht er oft so, und ich fühle mich wieder klein, weil meine Arbeit es niemals mit seiner aufnehmen kann. Auch nicht, wenn ein bekannter Berliner DJ zu Gast in der Kesselstadt ist und ich mich heute mit ziemlicher Sicherheit die ganze Nacht durch eine dicht an dicht gedrängte Menschenmenge drängen muss, um brauchbare Bilder zu bekommen. Er hat ja keine Ahnung, und ich beschließe, zur Abwechslung doch einmal etwas zu sagen.
    »Das ist Arbeit, kein netter Abend.«
    Ich müsste nur noch lernen, es etwas lauter zu sagen. Aber er hat mich auch so gehört und sieht mich überrascht an.
    »Das weiß ich doch, aber du sollst ja auch Spaß haben bei deinem Job.«
    Wieso es mich kränkt, wie er mit mir spricht, kann ich nicht genau erklären. Es ist vielleicht auch nur die Art und Weise, wie er es sagt. Als wäre ich ein kleines Kind, das man an die Hand nehmen muss. Der Begriff »Party-Knipserin« stammt übrigens von ihm.
    »Spaß wäre es höchstens, wenn du mich mal wieder begleiten würdest. Wann kommst du mal wieder mit?«
    Er hebt nur die Arme und lässt sie dann wieder auf seine Oberschenkel fallen.
    »Keine Ahnung. Ich bin müde, und ich fühle mich inzwischen, ehrlich gesagt, auch ein bisschen fehl am Platze, zwischen all den feierwütigen Teenies.«
    Ich glaube ihm, allerdings kommt mir gerade nicht zum ersten Mal der Gedanke, dass es ihm irgendwie auch peinlich ist, mit mir durch die Clubs zu ziehen, vielleicht vor seinen Freunden oder sich selbst. Das würde schmerzen, wenn es wahr wäre. Deshalb frage ich lieber erst gar nicht, sondern gehe einfach alleine.
    »Okay. Es kann spät werden.«
    »Aber nicht zu spät. Morgen kommen meine Eltern. Vergiss das bitte nicht.«
    Ich nicke nur bitter, packe meine Tasche und gebe mir Mühe, dabei besonders genervt zu wirken. Er beobachtet mich, aber ich denke, dass es ihm nicht wirklich auffällt. Ja, ich bin wütend auf ihn, aber natürlich sage ich es ihm nicht, weil er dann eine unendlich lange Diskussion eröffnet und ich zu spät zu dem Event komme. Das kann ich mir nicht leisten.
    »Trägst du nicht dein Werbeshirt?«
    Oha! Er hat es bemerkt! Das muss ich ihm hoch anrechnen.
    »Richtig. Ich habe mich zur Abwechslung mal ein bisschen chic gemacht. Gefällt es dir?«
    Ich stelle mich etwas aufrechter hin und drehe mich einmal um die eigene Achse. Ich trage meine perfekt sitzende schwarze Lieblingsjeans, die mich immer dazu zwingt, zwei Tage vor dem Anziehen nichts mehr zu essen, um den Knopf auch ohne Verrenkungen schließen zu können. Dazu trage ich eine stylische weiße Bluse aus zartem Chiffon mit einem schönen – etwas gewagten – Ausschnitt und feinen goldenen Ziernähten. Meine silbernen Standard-Knopfohrringe habe ich durch dezente goldene Kreolen ersetzt.
    »Doch, das ist nett, aber dein Arbeits-T-Shirt ist eine gute Extrawerbung, und deine Finanzen könnten eine kleine Aufbesserung gut vertragen.«
    Ich nicke. Das kam aus dem Nichts – und saß.
    »Das ist nicht böse gemeint, Schatz, aber deswegen haben wir sie ja machen lassen.«
    Ich nicke wieder. Ich habe keine Ahnung, wie ich darauf reagieren soll. Er lächelt mich an, und ich bin mir ganz sicher, er meint es nur gut. Oliver würde mir nie wissentlich wehtun. Manchmal drückt er es vielleicht etwas ungeschickt aus, aber ihm ist es wichtig, dass es mir gut geht. Er sorgt sich um mich, immer schon. Er hat immer alle meine Rechnungen daraufhin gecheckt, ob ich auch ja nicht über den Tisch gezogen werde, und er hat auch meine Versicherungen überprüft, damit ich keinen Unsinn abschließe. Dank ihm habe ich jetzt einen tollen Handyvertrag mit einem Spitzentarif und Flatrate ins Festnetz. Oliver ist wie einer dieser gelben Engel auf der Autobahn. Er ist da, wenn man ihn braucht, und die Sicherheit, die er mir gibt, ist einer der Gründe, wieso ich mich bei ihm so wohlfühle.
    »Na? Willst du dich nicht doch lieber umziehen?«
    Und zugleich der Grund, wieso ich

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