Lieblingsmomente: Roman
kann ihn nicht verlieren.
»In meinem Traum. Ich habe von dir geträumt … im Pool. Der Unbekannte.«
Erst jetzt scheint er zu verstehen, die Erinnerung an das Spiel auf dem Dach seines Busses in den Weinbergen scheint wieder greifbar.
»Oh.«
Ich spüre, wie ich rot werde. Für gewöhnlich stehe ich selten vor den Männern, die sich heimlich in meine sexuellen Phantasien verirren. Er scheint so was auch nicht öfter zu hören, denn ich erlebe Tristan zum ersten Mal ein wenig verlegen. Und plötzlich scheint mir die Beichte keine so gute Idee mehr, denn er macht einen weiteren kleinen Schritt von mir weg.
»Ich weiß nicht, was …«
Er kann jetzt nicht gehen. Ich muss irgendetwas sagen, das die Situation auflockert.
»Ja ja, ich weiß, du hörst das bestimmt ständig.«
»Nein. Eigentlich nicht.«
Er steht einfach nur da und sieht mich an. Sprachlos.
»Das ist nicht gut, oder?«
Er schüttelt den Kopf. Ich nicke – und weiß nicht, was ich jetzt noch sagen oder tun kann, damit er nicht geht. Vielleicht …
»Es ist nur der Grund, warum ich … mich … etwas eigenartig verhalten habe. Ich musste das auch erst verdauen. Und das habe ich. Wirklich. Und ich habe nichts gesagt, weil es mir ziemlich peinlich ist. So unter Freunden. Aber jetzt ist wieder alles in Ordnung. Der Pool gehört der Vergangenheit an. Schnee von gestern. Ich bin bereit für eine Freundschaft.«
Tristan scheint mir noch nicht so ganz zu glauben, was ich ihm nicht verübeln kann. Aber wenigstens zögert er und geht nicht. Ich will diese Freundschaft mit ihm, weil ich ihn lieber als Freund in meinem Leben habe als gar nicht.
»Und ich bin heute zu spät dran, weil ich noch mit Oliver … zusammen war. Du bist also nirgendwo dazwischengeraten. Okay?«
So ist es, wenn man jemanden zu sehr mag, viel zu sehr, um ehrlich zu sein.
Tristan sieht mich erleichtert an – was dazu führt, dass sich mein Herz auf die Größe einer Erbse zusammenziehen will. Und plötzlich ist sie wieder da, die Wut, aber ich weiß nicht, gegen wen ich sie richten soll. Ich bin wütend auf mich selbst, das ist in diesem Fall durchaus gerechtfertigt. Ich habe ihn angelogen, damit er bleibt. Aber ich bin auch wütend auf die Welt, weil ich Tristan so gernhabe und ihn nicht aufgeben will, obwohl ich weiß, dass wenn ich ihn nicht aufgebe, Herzen gebrochen werden. Auch wenn ich manchmal mit Oliver und seinen Einstellungen nicht einverstanden bin, will ich ihm nicht wehtun.
Tristan streckt mir seine Hand entgegen, die ich verdattern annehme.
»Nur Freunde.«
»Nur Freunde.«
Er zieht mich plötzlich zu sich und umarmt mich. Freundschaftlich. Ich genieße die überraschende Berührung und halte mich einen Moment zu lang an ihm fest. Ich mag es, wie er sich anfühlt und wie er riecht. Wir halten uns. Inzwischen eindeutig zu lange. Keiner lässt los. Ich drehe mein Gesicht zu ihm, und meine Lippen berühren fast seinen Hals. Meine Atmung beschleunigt sich, und sein Körper spannt sich an. Sein Mund ist nur wenige Millimeter von meinem Ohr entfernt.
»Ich will das nicht. Ich meine, ich will nichts kaputtmachen bei dir und Oliver …«
»Du machst nichts kaputt.«
»Doch.«
»Nein.«
Es ärgert mich, dass er sich da so sicher ist. Es klingt so selbstverständlich, so als würde er jede Woche Herzen erobern und sie dann fallen lassen.
Er löst sich aus der Umarmung.
»Wieso lügst du mich dann an?«
Er bringt wieder etwas mehr Abstand zwischen unsere Körper, schiebt die Hände in die Hosentaschen und sieht dabei so entspannt aus, was mich nur noch wütender werden lässt.
»Ich lüge dich nicht an. Oliver und ich haben vor nicht einmal einer Stunde miteinander geschlafen. Und es war sehr schön.«
Wieso ich ihn schon wieder anlüge, weiß ich nicht. Ich verwandele mich in eine bockige Variante meiner selbst. Das erschreckt mich, aber ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Dass ich dabei an ihn gedacht habe? Wohl kaum.
»Sehr schön?«
»Ja.«
»Ist das so?«
»Ja, so ist das!«
Er steht dicht vor mir, sieht auf mich herab, und ich verstehe nicht, wieso wir uns jetzt in dieser Situation schon wieder viel zu nahe gekommen sind.
»Oliver und ich hatten sehr schönen … nein, phantastischen Sex.«
Seine Augen werden schmaler.
»Phantastisch gleich?«
»Ja.«
»Heute?«
»Ja, heute. Wie gesagt: vor nicht einmal einer Stunde.«
»Und deshalb bist du zu spät gekommen.«
»Ja, verdammt noch mal!«
Ist Tristan plötzlich schwer von
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