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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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aber jetzt und hier ist Schluss damit. Er soll ein Freund werden, und daran wird jetzt gearbeitet.
    Ich warte im Wohnzimmer. Es ist weit nach ein Uhr, als Oliver zur Tür hereinkommt. Er scheint überrascht, dass ich noch wach bin, und kommt lächelnd zu mir.
    »Holger lässt dich grüßen.«
    »Wieso hast du mich nicht mitgenommen?«
    In den letzten Stunden habe ich mir Gedanken um Tristan gemacht, und als ich die dann ad acta gelegt habe, ist mir klar geworden, dass er vielleicht gar nicht das Problem ist. Oliver und ich führen eine Beziehung, und etwas scheint nicht mehr zu stimmen, sonst würde ich mich nicht so fühlen. So alleine. Ich muss mit Oliver reden.
    »Ich dachte, das würde dich langweilen.«
    Das klingt plausibel, macht aber dennoch nur wenig Sinn, wenn man bedenkt, dass Holger nun mal unser Freund ist. Wir haben schon Silvester zusammen gefeiert, er hat gesehen, wie ich mich übergeben habe, ich habe ihn beim Sex mit seiner damaligen Freundin überrascht. Sicher, er ist bei Weitem enger mit Oliver befreundet, aber wir haben nie starke Grenzen in unserem Freundeskreis gezogen. Wieso hat er also damit angefangen? Ich kann es nicht verstehen und will es jetzt wissen.
    »Wir unternehmen kaum noch etwas zusammen, ist dir das aufgefallen? Ich habe das Gefühl, du willst mich nicht mehr dabeihaben.«
    »Was soll das, Layla?«
    »Ist das so?«
    »Was soll so sein?«
    Ich sehe ihn genau an, beobachte jede Reaktion, sehe, wie er vor mir steht und mir mit jeder ausweichenden Antwort etwas fremder wird.
    »Willst du mich nicht mehr dabeihaben? Willst du mich überhaupt noch hierhaben?«
    Er schüttelt den Kopf, als wäre das nur Unsinn, als hätte ich keinen Grund und kein Recht, so zu fühlen, wie ich fühle. Aber niemand kann einem anderen Menschen vorschreiben, was er fühlen darf und was nicht. Ich kann das im Moment sehr wohl beurteilen. Ich habe mich vor ein paar Stunden für ihn und gegen Tristan entschieden, und ich brauche nur eine winzige Reaktion, um zu wissen, dass ich das Richtige getan habe. Mehr will ich nicht, mehr verlange ich nicht. Kann das wirklich zu viel sein?
    »Layla, kriegst du deine Tage?«
    »Nein. Ich will es nur wissen, Oliver.«
    »Natürlich will ich dich hierhaben.«
    »Aber wir machen nichts mehr zusammen.«
    »Himmel Herrgott, Layla, wir haben heute miteinander geschlafen.«
    Er kommt auf mich zu, wirft den Haustürschlüssel achtlos auf den Tisch und kniet sich vor mich hin.
    »Wie kommst du nur darauf, dass ich dich nicht hierhaben will?«
    Weil er mir in den letzten Wochen kein einziges Mal das Gefühl gegeben hat, mich zu brauchen, zu vermissen oder zu lieben. Aber ich sollte mir die Antwort auf diese Frage genau überlegen. Wie viel von meinen ganzen Zweifeln hängen mit Tristan zusammen? Fast alle, würde ich mal spontan behaupten. Es gibt nichts, was mich vorher groß an Oliver gestört hat. Sicher, die kleinen Marotten oder seine nervigen Eigenschaften, ja. Aber es ist Oli, und ich liebe ihn. Bevor ich Tristan kennengelernt habe, war mir Oliver doch auch genug.
    »Ich sehe dich kaum noch.«
    »Layla, wir zwei sind schon ewig zusammen. Der Stress im Büro und die Reisen, und dann eben dein Job mit seinen eigenartigen Arbeitszeiten. Das lässt wenig gemeinsame Zeit zu.«
    Ich schlinge meine Arme um ihn und halte ihn fest. Vermutlich überfordere ich ihn maßlos, aber ich kann nicht anders. Ich halte ihn fest und spüre so langsam wieder das Gefühl von Wärme. Oliver zu umarmen, ihn fest an mich zu drücken, fühlt sich nicht mehr falsch oder merkwürdig an. Es fühlt sich richtig an.
    »Ich habe dich einfach vermisst.«
    Er nimmt mich fester in den Arm, und ich fühle mich wieder wie zu Hause.
    »Ich dich auch. Wollen wir nächste Woche zusammen wegfahren? Nur wir beide. Was hältst du davon?«
    Olivers Stimme ist ein Flüstern an meinem Ohr, und ich möchte ihn nie wieder loslassen. Ich nicke wie wild und küsse sein Gesicht. Genau das brauchen wir. Zeit für uns beide. Niemand, der uns dazwischenfunkt, kein Tristan, kein Internet, kein Facebook und keine Weinberge.
    »Okay, ich fasse das als ein Ja auf. Ich frage meine Eltern, ob wir das Wohnmobil bekommen, und dann verschwinden wir einfach.«
    »Nach Malcesine?«
    »Du willst nach Italien? Das ist … Ich dachte eher an den Bodensee.«
    Ich will mit ihm eigentlich ans andere Ende der Welt, aber der Bodensee ist ein Anfang.
    »Oli.«
    »Hm?«
    »Ich liebe dich.«
    Er sieht mich an, streicht mir eine Haarsträhne aus

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