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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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endet, und wenn ich einen Tipp abgeben muss: Es wird wohl meines sein.
    Schließlich packe ich den Laptop in meine Tasche und gehe los. Zu Tristan.
    Keine zwanzig Minuten später stehe ich vor der Haustüre und sehe den Namen Wolf neben dem Klingelknopf angebracht. Ich klopfe leise und hoffe, dass Björn es hört. Tatsächlich öffnet er die Tür und steht mit einem dankbaren Lächeln vor mir.
    »Du bist echt ein Schatz.«
    Er flüstert, zieht mich in eine warme Umarmung, und ich muss ebenfalls lächeln. Björn scheint nicht nur ein guter Freund, sondern auch ein richtige netter Kerl zu sein, und das macht die Sache für mich nicht leichter.
    »Komm rein, er schläft gerade.«
    Er führt mich über einen kleinen Flur ins Wohnzimmer. Die Decken sind hoch, klassischer Altbau, Parkett am Boden, weiße Wände. Das Wohnzimmer ist unbeschreiblich gemütlich, mit einer großen Couch, auf der meine gesamte Familie und die Nachbarn obendrein Platz finden würden. Über der Couch hängt eine Schwarz-Weiß-Fotografie in einem schlichten Rahmen. Es zeigt zwei Hände, die einander halten. Eine Männerhand, die ich sofort erkenne, hält eine Frauenhand. Die Finger sind ineinander verschlungen. Beide Handkanten zieren Tätowierungen. Hope, auf Tristans Hand. Faith, auf der weiblichen Hand. Ich muss nicht lange nachdenken, um zu erraten, wem sie gehört. Auch wenn ich einen leichten Anflug von Eifersucht spüre, berührt es mich doch tief in meinem Herzen. Das Bild strahlt so viel Liebe, Vertrautheit und Zärtlichkeit aus. Dann werde ich doch noch kurz neidisch, nicht nur auf Helens Hand, die für immer Tristans halten darf, sondern auf den Fotografen, weil er oder sie ein kleines Meisterwerk geschaffen hat. Aber es ist nicht meines.
    Björn klärt mich darüber auf, was ich wo finde, wie ich ihn am besten erreichen kann, was im Notfall zu tun ist, wenn er sich übergeben muss oder die Tabletten nicht mehr helfen. Ein bisschen komme ich mir vor wie eine Frontschwester und nicke nur in unregelmäßigen Intervallen. Dann führt er mich durch den Flur bis an die letzte Tür und schiebt sie langsam auf. Tristan liegt zusammengerollt auf einer Seite eines unendlich großen Doppelbetts. Er scheint zu schlafen, die Rollläden sind ganz geschlossen. Und sosehr sich mein Herz bei dem Anblick zusammenzieht, weiß ich doch ganz genau: Ich sollte nicht hier sein.
    »Er weiß, dass du kommst. Solange er schläft, ist alles gut.«
    Wir betrachten beide einen kleinen Moment den schlafenden Menschen dort drüben und haben vermutlich unterschiedliche Gefühle, aber in mir schreit alles so laut und ich versuche, stark zu sein. Man kann sehen, wie schlecht es ihm geht, fast kann man seinen Schmerz greifen, so ruhig und bedrückend ist die Situation.
    Björn schließt die Tür, und ich komme langsam zurück in das Hier und Jetzt. Er reicht mir einen einzelnen Schlüssel.
    »Fühl dich wie zu Hause. Im Bad habe ich dir ein frisches Handtuch und eine nagelneue Zahnbürste hingelegt.«
    Moment.
    »Was?«
    »Für den Fall, dass du über Nacht bleibst.«
    Ich werde ganz sicher nicht über Nacht bleiben. Ich kann gar nicht über Nacht bleiben. Das ist absolut unmöglich, und das wissen wir beide nur zu gut.
    »Aha.«
    Wieso wehre ich mich nicht? Zumindest ein bisschen konsequenter? Wieso stelle ich nicht sofort klar, dass ich zwar gerne als gute Freundin aushelfe, aber bestimmt nicht in Tristans Wohnung übernachten werde. Das will ich gar nicht. Und vor allem, wie soll ich das Oliver erklären? Wenn er überhaupt fragt. Oder Beccie?
    »Okay. Viel Glück.«
    Er küsst meine Wange und lächelt mich an. Kein Zweifel, er ist in Eile. Während er seine Tasche aus dem Flur schnappt und mir noch einen letzten dankbaren Blick zuwirft, finde ich langsam meine Sprache wieder.
    »Und Helen?«
    Er hat die Tür bereits geöffnet, bleibt stehen, als hätte ich ihm mit einem Pfeil in den Rücken geschossen. Aber Björn dreht sich nicht mehr zu mir um.
    »Helen ist meine Schwester.«
    Auch eine Viertelstunde später habe ich noch nicht verstanden, was Björn mir damit sagen wollte, bevor er zur Tür hinausgegangen ist, und ich verstehe auch nicht, warum ich ihn einfach habe gehen lassen. Wahrscheinlich weil ich ein paar Sekunden lang zu einer Salzsäule erstarrt bin. Helen ist seine Schwester! Warum holt Björn dann ausgerechnet mich in Tristans Wohnung? Er weiß doch, dass … ich nur störe.
    Nachdem ich mich wieder etwas gesammelt habe, gehe ich durch die stille

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