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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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Events, aber wirklich Spaß macht es mir, mit dem Licht, der Blende und den Motiven zu spielen. Den nicht betrunkenen Motiven. Aber das eine schließt das andere nicht unbedingt aus. Auch nachts gibt es viel zu entdecken. Wieso ich mir diese Freiheit nicht schon viel früher gegönnt habe, verstehe ich nicht mehr.
    Ich setze mich an den Schreibtisch, checke meine E-Mails, sortiere die Einladungen und Jobangebote und schaue dann bei meinem Lieblingsnetzwerk vorbei. Ich habe zwei private Nachrichten. Eine ist von Thomas.
    Thomas Pegram vor 5 Stunden
    Hi Layla,
    ich habe doch diese Anfrage von einem Musikmagazin erhalten. Die wollen die Story über mich und meine Songs wirklich bringen. Und sie wollen deine Bilder! Können sie sie abdrucken? Das wäre doch auch eine super Werbung für dich!
    LG,
    Thomas
    Ich antworte schnell, suche den richtigen Ordner und schaue mir die Bilder sicherheitshalber noch mal an. Aber sie sind gut. Immer wieder bin ich überrascht, wie viele Gefühle sie übermitteln und Erinnerungen sie wecken können. Sobald ich die Fotos ansehe, höre ich wieder seine Lieder und fühle mich an den Ort des Konzerts zurückversetzt. Verrückt! Wenn meine Bilder es wirklich in ein Printmagazin schaffen, wäre das ein grandioser Erfolg. Vielleicht könnte ich neben Eventfotos ja auch Konzertfotos verkaufen? Sofort denke ich an das andere Konzert zurück, auf dem ich Fotos gemacht habe, und an Tristan. Und schon verschwindet das Lächeln aus meinem Gesicht. Ich habe seit dem Konzert nichts mehr von ihm gehört. Björn hat mir netterweise auf meine Nachricht geantwortet und beteuert, dass mit Tristan alles in Ordnung sei. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. Aber warum meldet Tristan sich dann nicht, wenn alles in Ordnung ist?
    Schnell öffne ich die nächste Nachricht: Sie ist von Björn. Oh. Mein Herz klopft kurz und heftig an meine Brust, als würde es politisches Asyl an der Tür einer Botschaft erbitten und von einem wütenden Mob verfolgt werden.
    Björn Gehtdichnixan vor 2 Stunden
    Hey Layla, ich habe eine ganz große Bitte an dich. Kannst du mich anrufen? Wäre echt dringend. Es geht um Tristan ...
    Es geht um Tristan! Sofort tippe ich die Handynummer, die Björn mir als PS geschickt hat, und bin versucht, den Atem anzuhalten. Aber dann würde das mit dem Sprechen schwierig.
    »Hallo?«
    »Björn? Hier ist Layla. Ich habe gerade deine Nachricht gelesen.«
    »Oh, hey, super. Ich brauche deine Hilfe. Tristan geht es echt mies, und ich würde ihn jetzt nur ungern alleine lassen. Könntest du dich um ihn kümmern?«
    Horrorszenarien rauschen durch meinen Kopf. Tristan hat eine Dummheit gemacht, nachdem ich ihm so wehgetan habe. Ich sehe Blut, ich sehe kaputte Scheiben, ich sehe Alkohol, vielleicht sehe ich auch eine andere Frau.
    »Was ist denn passiert?«
    »Migräne.«
    Ich würde gerne lachen, weil es kein Horrorszenario ist, aber ich erinnere mich an die heftigen Migräneanfälle meines Vaters, die ihn ganze Tage aus dem Verkehr gezogen haben. Alles wurde abgedunkelt, als Kind durfte ich nicht mehr laut sprechen oder durch die Wohnung hüpfen, alles löste nur noch heftigeren Schmerz aus.
    »Und was kann ich tun?«
    Meine Schultern entspannen sich ganz langsam wieder.
    »Dich um ihn kümmern. Sonst ist niemand da. Ich bin auch auf dem Sprung und bringe dir seinen Schlüssel vorbei.«
    »Björn, ich denke nicht, dass das eine so gute Idee ist.«
    »Ich denke schon. Bitte, Layla.«
    »Er will mich doch nicht mal sehen.«
    »Es war seine Idee.«
    Ich verstumme, und meine Argumente verlieren augenblicklich ihre Wirkung. In meinem Inneren zieht ein Sturm auf, der ganz offensichtlich alles wieder durcheinanderbringen will. Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen.
    »Wirklich?«
    »Es geht ihm echt mies …«
    Ich nicke, bevor ich antworte und Björn sich tausendmal bedankt. Ich sage, dass ich sofort kommen kann, und wir beschließen, uns einfach bei Tristan zu treffen. Bevor Björn auflegt, sagt er noch, er stünde hiermit tief in meiner Schuld, aber er könne das geplante Wochenende mit Freunden nicht mehr absagen. Er sei der Fahrer. Ich verabschiede mich und frage nicht, wo Helen ist, auch weil ich Angst vor der Antwort habe.
    Ich lasse mich also doch und mit überraschend wenig Gegenwehr in ein Leben hineinziehen, von dem ich gerne ein Teil wäre, in dem es für mich aber keinen Platz gibt. Man muss kein Genie sein, um vorauszusehen, dass diese Geschichte mit einem gebrochenen Herzen

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