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Lieblingsstücke

Lieblingsstücke

Titel: Lieblingsstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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betroffenen Kindern. Jetzt habe ich die Quittung.
    »Das ist was völlig anderes!«, erkläre ich meiner Tochter.
    »Ach, und wieso ist das was anderes? Kuh ist Kuh, oder?«, bleibt Claudia beharrlich. Ich unterbinde diese Gesprächsentwicklung.
    »Überlege dir bitte, was die Frau Rupps von mir wollen könnte. Du hast eine Stunde Zeit. Und, Claudia, Kuh hin oder her, sie ist deine Klassenlehrerin.« Ha, das war ein spitzenmäßiger Auftritt. Klare Worte, konsequent und eindeutig. Am liebsten würde ich mir selbst auf die Schulter klopfen. Schade, dass die Supernanny das nicht gesehen hat.
    Es klappt. Sie gibt auf. »Kann ich aufstehen?«, fragt sie.
    Mein Vater antwortet für mich. »Mach dich hoch, Zimtschnecke.« Ich nicke.
    Mark ist bester Laune. Mein Vater hat vorgeschlagen, heute Nachmittag mit ihm ins Senckenberg-Museum nach Frankfurt zu fahren. Mark war zwar schon unzählige Male dort, würde wahrscheinlich sogar merken, wenn irgendein Knochen einen neuen Platz hätte, ist aber immer wieder Feuer und Flamme, wenn es in sein Lieblingsmuseum geht.
    »Ach«, sagt mir mein Vater noch beiläufig, »dein Mann hat angerufen, der Flieger geht um zehn heute Abend, wenn ihr kurz nach sieben fahrt, wäre das prima. Er ist rechtzeitig da.« Das wird er ganz sicher sein. Denn es geht hier ja um eine Sache, die ihm wichtig ist. Andrea, reg dich ab, denk an den süßen Zettel von heute Morgen. Und an den schönen ruhigen Nachmittag heute. Mark weg, mein Vater weg und nur Claudia und ich hier. Okay, das Telefonat mit der Rupps, der krätzigen Kuh. Aber die wird
ja nicht stundenlang mit mir plaudern wollen. Vielleicht schaffe ich es sogar, mich mal aufs Ohr zu hauen. Würde meinem Kopf sicher gut tun.
    Ich räume notdürftig auf, bringe meinen Vater und Mark zum Auto und plausche noch eine Runde mit Tamara, die ich an den Mülltonnen treffe.
    »Ach, ist dein Vater weg?«, guckt sie enttäuscht. »Der wollte sich doch noch mit mir auf einen Kaffee treffen.« Mein Vater könnte sich, so als Rentner, echt was dazuverdienen. Als Frauenversteher. Nachbarschaftsgockel.
    »Heute kann mein Papa nicht, er hat eine Verabredung mit wahren Fossilien«, sage ich zu Tamara und freue mich schon aufs Mittagsschläfchen.
    »Nicht so schlimm, wir haben heute Chinesisch. Da müssen wir noch ein wenig üben. Frag doch deinen Vater, ob er morgen Zeit hat.«
    »Mach ich«, und füge noch hinzu: »Viel Spaß mit dem Chinesisch. Wenn die dann kommen, könnt ihr euch wenigstens unterhalten.«
    Chinesisch erinnert mich an meine Hauptstädte. Ich wollte doch heute mit Asien anfangen. Schon, um für den nächsten Juristenball oder ein zufälliges Zusammentreffen mit Helge gewappnet zu sein. Vielleicht hat er dann ja eine Neue aus Asien mitgebracht.
    Ich mache es mir auf der Couch bequem, schnappe mir meinen Atlas und fange an. Asien ist der größte Kontinent der Welt. Flächenmäßig. Ländermäßig wird Asien von Afrika deutlich geschlagen. Nur 47 Länder. Afrika siegt mit 53 Staaten. Also weniger zu lernen. Ich gehe nach dem Alphabet vor. Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Bahrain, Bangladesch, Bhutan, Brunei und China. A bis C – das muss für heute reichen. Ich schreibe mir die Hauptstädte
raus. Kabul, Eriwan, Baku (nie gehört vorher!), Manama, Dhaka, Thimphu (auch noch nie gehört!), Bandar Seri Begawan (könnte mein neuer Helge-Joker werden!), und Peking. Ich blättere in meinem Lieblingsgeographiebuch (eigentlich ein Kinderweltalmanach, deshalb auch leicht zu lesen!) und entspanne mich zusehends. Es ist wirklich wahr, Hauptstädtelernen entspannt mich. Man muss sich so sehr konzentrieren, dass alles andere aus dem Kopf verschwindet. Weil es nichts bringt, nur die Hauptstädte runterrasseln zu können schaue ich mir das jeweilige Land immer auch noch auf dem Globus an. Bei manchen bin ich sehr überrascht darüber, wo ich sie finde. Brunei zum Beispiel. Mitten in Malaysia. Als ich Bhutan suche, klingelt es. Ich gehe nichtsahnend zur Tür, und da steht Annabelle. So ein Mist. Hört die ihren Anrufbeantworter nicht ab?
    »Hallo, Andrea«, begrüßt sie mich. »Bist du fertig? Wir müssen in zehn Minuten los!«
    »Ach, Annabelle, hallo. Hör mal, es gibt da ein Problem. Hast du deinen Anrufbeantworter nicht abgehört?«
    »Doch, hab ich. Aber keine Sorge, Andrea. Ich habe alles geregelt.«
    Was um alles in der Welt soll das denn jetzt bedeuten? Alles geregelt?
    »Ja, aber, ich habe dir doch gesagt, dass es leider nicht geht, weil ich den

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