Liebst du ihn noch immer
und ihre Kiefermuskeln spannten sich, als die nächste Welle des Schmerzes sie durchlief.
Er wartete, bis sie sich wieder entspannen konnte, bevor er fragte: „Mußt du nicht hecheln oder so? Hast du nicht einen Kursus mitgemacht?"
„Nein. Nach Dougs Tod wollte ich nicht allein gehen. Na ja, ich bin nie gegangen."
Die Schwester kam zurück. Sie prüfte die Lage des Kindes und die Fortschritte, die Kate machte. „Es wird noch eine Weile dauern, meine Liebe. Atmen Sie so." Sie demonstrierte die Atemtechnik, die Rusty gerade erwähnt hatte. „Das wird Ihnen helfen. Ich komme bald wieder."
Die Zeit schien stillzustehen. Rusty war, als säße er Tage neben ihrem Bett. Er hechelte und entspannte sich mit ihr, als erführe er selbst die Gebburtswehen. Nur die Schmerzen, die sie schwächten, vermochte er nicht nachzuempfinden. Die Wehen kamen jetzt fast ohne Unterbrechung.
„Wo bleibt nur die Schwester?" Er stand auf, um sie herbeizuholen, damit sie etwas gegen Kates Schmerzen unternehme. Aber ein Stöhnen brachte ihn sofort wieder an ihre Seite. „Es wird alles gut werden, Katie. Viel länger kann es nicht dauern."
Sie grub ihre Fingernägel in seinen Arm. „Da stimmt was nicht. Ich weiß es. Warum kommt das Baby nicht?"
Rusty war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Hilfe zu holen und bei Kate zu bleiben. Nie hatte er sich so ohnmächtig gefühlt. Er konnte sich nicht erklären, wie es geschehen war, doch er fühlte sich einfach gezwungen, an dem Leben dieser Frau Anteil zu nehmen. Die Sorglosigkeit, die ihm in der Vergangenheit so gut gedient hatte, schwand in ihrer Nähe dahin. Vom ersten Augenblick an, da er ihr begegnet war, hatte er Anteil genommen.
Die Tür öffnete sich, und der Doktor kam herein. Ohne Hast untersuchte er Kate. „Ich bin Dr. Clint Blake. Ich werde Sie entbinden", sagte er zu Kate. „Ist es bald soweit?" fragte Kate hoffnungsvoll.
„Ja, bald. Sie haben schon Preßwehen, und ich denke, Ihr Baby wird bald auf die Welt kommen. Gehen Sie jetzt nirgendwohin, während ich den Anästhesisten und eine Hebamme hole." Damit verließ er den Raum.
„Ärztehumor", meinte Rusty kein bißchen amüsiert.
Der Anästhesist kam und machte sich an die Arbeit. Rusty sah sofort, daß Kates Schmerzen nachließen.
,,Du wolltest deinen Feierabend sicher anders verbringen", scherzte sie mühsam. Ihre Augen waren jetzt allerdings viel klarer. „Du mußt nicht dabeisein, wenn du nicht magst."
Er suchte in ihrem Gesicht nach einem Zeichen dafür, ob sie ihn in ihrer Nähe haben wollte oder es vorzöge, daß er ginge. Ihr Lächeln war aufrichtig, aber sie wirkte so verletzlich und verloren, daß er sich entschloß, auszuharren. „Ich bleibe, wenn du es nicht anders willst. Du brauchst ja jemanden an diesem Ende des Bettes, der dir beisteht. Ich habe so manchen, Piloten in kritischen Situationen durch Anweisungen vom Boden aus die Landung erleichtert. Und dieses ist vielleicht ähnlich. Wir beide wollen doch eine schnelle und sichere Landung, nicht?"
Ihr war die Erleichterung anzusehen, als sie ein kleines Lachen fertigbrachte. „Ja, das wollen wir, und ich bin froh, daß ich einen Kopiloten an meiner Seite habe."
In wenigen Minuten füllte sich der Raum mit Leuten, die das Bett zurechtrückten, helle Lampen einschalteten und einen Tisch für die nachgeburtliche Behandlung des Babys zurechtmachten. Rusty tupfte Kates Stirn und Wangen mit einem kühlen, nassen Tuch ab und gab ihr zur Linderung des Durstes Eisstückchen.
Als der Arzt Kate anwies zu pressen, drehte Rusty dem Vorgang den Rücken zu und heftete seine Augen auf ihr Gesicht. Bei jeder Preßwehe verzerrte sich ihr hübsches Gesicht, und Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln. Rusty bekam selbst feuchte Augen, während er fortfuhr, ihr das Gesicht mit dem Tuch zu kühlen.
Erst als er das zarte Wimmern des Babys hörte, wandte er seinen Blick von Kate ab. Der Doktor ging um das Bettende herum und legte den roten, zerknautschten Säugling auf Kates Brust. „Mr. und Mrs. Cramer, Sie sind Eltern eines gesunden Mädchens. Meinen herzlichen Glückwunsch."
Rusty sah sich das winzige Geschöpf an. Es war noch nicht gesäubert worden. Das inzwischen kräftigere Schreien hörte jetzt auf, und das kleine Wesen wandte seine wässerig blauen Augen den hellen Lichtern zu. Winzige Finger umfaßten einen Finger der Mutter, und die kleinen Beine bewegten sich, als testeten sie die neugewonnene Freiheit.
„Sie ist so klein. Ist auch alles mit ihr in
Weitere Kostenlose Bücher