Liebst du ihn noch immer
Schulter und Hals. Ein paar Sekunden rührte er sich nicht, als ob er nicht wüßte, was er von ihrer Annäherung halten sollte. Dann legte er den Arm um sie und zog sie noch enger an sich. Als sie miteinander schmusten und sich küßten, stiegen lärmend farbenprächtige Feuerwerksfontänen zum dunklen Himmel auf. Kate war, als begänne ihr Leben von neuem und als verliebte sie sich zum erstenmal.
Krachend und donnernd setzte das Finale ein mit riesigen roten, weißen und blauen Feuerbällen. Die Band spielte „Amerika, du Schöne". Die Menge brach in lauten Beifall aus.
Danach erhoben sich die Menschen, sammelten ihre Decken und anderen Habseligkeiten ein und machten sich auf den Heimweg.
„O, das war unglaublich", sagte Kate und blickte Rusty vielsagend an.
„Ich wollte noch nicht, daß es zu Ende geht", stimmte er ihr zu. Mit einer Hand liebkoste er noch immer ihre Wange und schob sie in ihr Haar. „Aber der Zeitpunkt stimmte wohl. Ich hätte sonst vielleicht vergessen, daß wir nicht allein sind und dich in Verlegenheit gebracht."
Kate drehte ihr Gesicht in seine Handfläche und küßte sie zärtlich. „Das wäre mir egal gewesen. Sollen die anderen doch wissen, wie es um uns steht." Von plötzlicher Scheu überkommen, senkte sie den Blick. „Vierzehn Jahre ist es her, Rusty, daß ich ein Stelldichein mit einem Mann hatte. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich mich verhalten soll mit einem Mann zusammen... für den ich Interesse habe."
Seine Hand zitterte, als er mit belegter Stimme sagte: „Ich werde mich um dich kümmern, Katie. Solange ich in deiner Nähe bin, brauchst du dir um nichts Gedanken zu machen."
Kate klammerte sich an den Teil seiner Worte, die Sicherheit versprachen. Jenen Teil, der eine zeitliche Grenze setzte, „solange ich in deiner Nähe bin", wollte sie nicht hören.
Jede Unterhaltung am Frühstückstisch verstummte, als der Sprecher die neueste Entwicklung des Hurrikans Cäsar bekanntgab. Kate und Rusty tauschten besorgte Blicke aus, als von der Stärke und Richtung des Sturms die Rede war. Über dem Golf hatte Regen eingesetzt, bald würden die Schauer die Küste erreicht haben.
„Ich fliege wohl besser gleich zurück", meinte Rusty mit Bedauern über das verkürzte Wochenende. „Sicher wollen sie die Ölinseln evakuieren. Ich sollte bereit sein, wenn sie anrufen. Dieses Unwetter könnte für C-Breeze ein unverhoffter Glücksfall sein."
Kate schaukelte Shanna. Rustys Ankündigung machte sie nicht so froh, wie man hätte erwarten können. „Das können doch die anderen Transportfirmen übernehmen", bemerkte sie.
Rusty warf ihr einen prüfenden Blick zu. War das dieselbe Frau, die so verzweifelt darauf bedacht war, ihr Bankkonto aufzufüllen?
„Das können wir uns nicht leisten", erinnerte er sie. „Da ist immer noch eine ziemlich hohe Rechnung offen, und ich würde gern eine Auswahl von Ersatzteilen anschaffen, damit wir sowenig Zeit wie möglich für Reparaturen verlieren."
Mit nervösen Händen glättete und faltete Kate eine Babydecke, bevor sie antwortete: „Ich möchte nicht gerade jetzt hier fort. Ich wette, Cäsar dreht nach Norden und läßt das Gebiet der Förderinseln aus. Wenn er jedoch zur Küste in die Nähe von Freeport kommt, dann sind wir hier sicherer als in Austin."
„Ich hatte nicht die Absicht, dich und Shanna mitzunehmen."
Kate fuhr herum. Der Gedanke, er wolle allein zurückfliegen, war ihr gar nicht gekommen.
„Wenn ich die Hin- und Rückflüge machen muß", fuhr er fort, „wäre es mir lieber, ich brauchte mir keine Sorgen um euch zwei zu machen. Wenn dann noch Zeit ist, bevor das Unwetter eintrifft, komm ich wieder hierher. Aber wenn ich es nicht schaffe, hole ich dich und Shanna ab, sobald sich die Lage wieder beruhigt hat."
Trotz Kates Einwände hielt er an seinem Entschluß fest, und sie mußte schließlich seinen vernünftigen Argumenten nachgeben. Sie fuhr ihn zum Flughafen, wo sie den Helikopter geparkt hatten. Schweigend sah sie zu, wie er den Hubschrauber gründlich überprüfte. Dann warf er seine Reisetasche in die Kabine und kam zu Kate, um sich zu verabschieden. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und klammerte sich sekundenlang verzweifelt an ihn.
„Mach dir keine Sorgen", versuchte er, sie zu beruhigen. „Ich komme so bald Wie möglich wieder, und ich werde nach deinem Haus sehen."
„Um das Haus mache ich mir keine Sorgen", entgegnete sie. „Du bist es, um den ich mir Sorgen mache. Diese Unwetter sind gefährlich,
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