Liebst du ihn noch immer
umgeknickt worden und hatte einen Teil von Kates Garagenmauer mitgerissen. Auf dem Dach des Hauses fehlte wohl ein Dutzend Ziegel, und im Becken schwammen Trümmer.
Während der Besichtigung waren Rustys Gedanken jedoch nur teilweise bei der Zerstörung. Er hatte die Möglichkeit ansprechen wollen, daß Doug den Unfall geplant hatte. Doch Kate war in so fröhlicher, verspielter Stimmung gewesen, daß er nicht das Herz gehabt hatte, ihre gute Laune mit der Erwähnung eines Selbstmordes zu. dämpfen.
Dann hatte der „Geist" sie beide aus der Fassung gebracht. Doch da war etwas sonderbar, etwas, das keinen Sinn ergab. Rusty untersuchte das Schloß an der Haustür. Er konnte nichts entdecken, was auf ein gewaltsames Öffnen hinwies. Falls Kate sich nicht irrte und die Tür wirklich verschlossen hatte, mußte der Eindringling einen Schlüssel benutzt haben.
Rusty hatte einen Schlüssel. Die Nachbarn auf der anderen Straßenseite hatten einen Schlüssel. Und Kate, natürlich. Aber wem sonst hätte sie außerdem einen Schlüssel anvertraut?
Doug hatte gewiß einen Schlüssel gehabt.
Es war unwahrscheinlich, daß irgend jemand sein Schlüsselbund gefunden hatte, da er ja selbst noch nicht einmal geborgen werden konnte. Hatte Doug irgend jemandem einen Schlüssel gegeben, an den Kate nicht dachte oder von dem sie nichts wußte?
Rusty dachte daran, wie überzeugt Kate gewesen war, im Flur jemanden gesehen zu haben, der wie Doug aussah. Vielleicht hatte er einen Bruder, der ihm ähnlich sah. Es läge nahe, daß Dougs Familie für den Notfall einen Schlüssel besaß, und es war auch nicht abwegig; daß einer von ihnen nach dem Haus gesehen hatte. Doch ein Familienmitglied wäre nicht davongerannt, als Kate in Ohnmacht fiel.
Er ging ins Haus, um sie zu fragen, und fand sie auf der Couch liegend mit. einem Eisbeutel auf der Brust. Sie hatte alle Fenster geöffnet, doch keine frische Brise senkte die Temperatur auf ein erträgliches Maß.
„Jetzt bezahle ich dafür, daß ich Shanna in Austin gelassen habe", jammerte Kate auf Rustys Frage, was mit ihr los sei. „Aber ich bin froh, daß sie nicht hier ist. Die Hitze würde ihr nicht guttun. Im Kühlschrank und Eisfach wird alles verderben, wenn der Strom nicht bald kommt. Dies ist das letzte Eis."
Rusty stand diesem sehr weiblichen Unwohlsein vollkommen hilflos gegenüber. „Kann ich irgend etwas für dich tun?"
„Das Telefon geht noch. Ich habe meinen Arzt angerufen. Er gibt der Apotheke ein Rezept durch. Würdest du das Medikament bitte für mich abholen, wenn die Straßen passierbar sind? Es soll die Milch schneller zum Versiegen bringen und die Schmerzen lindern."
„Selbstverständlich mache ich das. Außerdem will ich zum Büro fahren und sehen, ob wir noch einen Helikopter haben."
„Wie ist es draußen?"
„Ziemlich wüst. Überall liegen Zweige und Unrat herum. Irgend jemandes Barbecuegerät ist in deinem Vorgarten, und ein Gartenstuhl schwimmt in deinem Becken. Auf dem Grund könnte noch eine Menge rumliegen, was man nicht sieht, weil das Wasser so verschmutzt ist."
„Schaden am Haus?"
„Etwas. Du rufst besser gleich deinen Versicherungsvertreter an und läßt deinen Namen mit auf die Liste setzen. In den nächsten Wochen ist er bestimmt der gefragteste Mann in der Stadt."
Sie verzog das Gesicht. „Wenn irgend jemand Eis verkauft, würdest du mir welches mitbringen?"
„Ja, und ich möchte auch neue Schlösser für deine Türen besorgen."
„Du hast etwas entdeckt, nicht?"
„Der Grund ist vielmehr, daß ich nichts gefunden habe", erklärte er. „Ich bin der Meinung, jemand hat einen Schlüssel benutzt. Weißt du, ob Doug jemandem einen Schlüssel gegeben hat? Vielleicht einem Freund oder seinem Bruder?"
Kate überlegte und schüttelte dann den Kopf. „Nicht, daß ich wüßte. Er hatte keine engen Freunde, und wie ich war er ein Einzelkind. Vielleicht haben seine Eltern einen Schlüssel. Aber sie waren nicht hier, denn sie sind nach Dallas gefahren, um Cäsar zu entgehen. Ihr Haus liegt nämlich direkt an der Küste." Sie sah Rusty an, und er las ihr die unausgesprochenen Fragen vom Gesicht ab. Unglücklicherweise wußte er keine Antworten.
„Ich werde so bald wie möglich zurück sein. Hast du deine Eltern angerufen?"
„Ja. Sie haben sich sehr große Sorgen um uns gemacht. Aus den Berichten wußten sie, daß Cäsar dieses Gebiet ziemlich schwer getroffen hat." Ihr Gesicht wurde weich. „Shanna geht es gut. Ich vermisse sie so, aber ich
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