Liebst du ihn noch immer
vorüber."
Er trug sie zum Schlafzimmer und stellte sie neben das Bett auf den Boden. Nachdem er die Bettdecke zurückgeschlagen hatte, half er ihr, sich zwischen die kühlen Laken zu legen. Dann holte er Tabletten und ein Glas Wasser. „Laß für den Notfall deine Kleidung an. Ich schlafe auf der Couch."
Kate gähnte. Es war ihr unmöglich, die Augen länger offenzuhalten. „Entschuldige", murmelte sie.
„Warum?"
„Weil ich dir den Abend verdorben habe." Sie gähnte abermals und kuschelte sich tiefer in die weichen Kissen.
Als er sie leicht auf die Lippen küßte, lächelte sie. Sie fühlte sich geborgen. Rusty war in ihrer Nähe, und er würde nicht zulassen, daß ihr etwas geschah. Beruhigt schlief sie ein.
Er bewegte sich auf sie zu. „Hast du mich vermißt, Kate?" Seine Stimme klang, als spräche er unter Wasser. „Liebst du mich noch?"
Kate wollte auf ihn zulaufen, ihm sagen, daß sie ihn vermißte und immer noch liebte. Doch er ängstigte sie. Doug war ein Stubenhocker gewesen mit heller Haut. Doch jetzt war er bleich wie der Tod.
„Wer ist der Mann in meinem Haus? Hältst du mir keine Treue?"
„Aber du bist tot", schrie sie auf. „Rusty war mir eine große Hilfe. Ich kann nicht immer allein bleiben. Shanna braucht einen Vater."
Er berührte ihre Wange mit einer Hand. Seine Finger waren kalt und naß. „Ich will nicht, daß jemand meinen Platz in deinem Leben einnimmt. Kate, du bist die einzige Frau, die ich je geliebt habe. Warte auf mich, Schatz."
„Aber Doug, du kehrst nie wieder."
„Bin ich jetzt nicht hier? Kannst du mich nicht sehen?" Sein Lächeln war besitzergreifend, übel. „Willst du nicht, daß ich bleibe?"
Sie konnte nicht zurückweichen. Eine Wand stoppte sie. „Nein, Doug, du kannst nicht bleiben. Du bist tot, und ich lebe. Laß mich."
Seine Hand, die immer noch an ihrer Wange lag, glitt hinunter zu ihrem Hals. Die Finger fühlten sich knochig an. Sie legten sich um ihre Gurgel und drückten ihr die Luft ab. „Wenn ich gehen muß, dann nehme ich dich mit mir", sagte er mit grabestiefer Stimme.
„Nein!" wollte sie schreien, aber nur ein Quieken kam heraus. „Geh, geh!«
Das Zimmer begann sich um sie zu drehen, und sie fiel. Doch der tödliche Griff ließ nicht nach. „Hilf... mir... Rusty!" rief sie schwach.
„Ich bin bei dir, Katie. Wach auf!"
Der Druck um ihren Hals ließ nach, und ihre Lungen füllten sich mit frischer Luft. Sie öffnete die Augen, und als sie Rusty liebes Gesicht erkannte, warf sie die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich herab. „Ich bin so froh, daß du da bist. Du hast mir das Leben gerettet."
„Das muß ja ein böser Traum gewesen sein.".
„Es war schrecklich. Er ist zurückgekommen und wollte nicht gehen." Sie merkte, er verstand, wen sie meinte, ohne daß sie den Namen aussprach.
„Er war nicht hier", sagte Rusty. „Es war nur ein Alptraum."
„Er wollte mich töten." Sie wußte, wie unsinnig das klang, aber sie vermeinte immer noch, die kalten Finger um ihren Hals zu spüren.
„Hier war niemand außer dir", erklärte er besänftigend. „Ich war am an deren Ende des Flures. Selbst wenn irgendwer unbemerkt an mir vorbei gekommen wäre, Rebell hätte angeschlagen." Er zog ihre zerwühlte Bett decke zurecht. „Und niemand hat versucht, dich zu töten. Du hast so unruhig geschlafen, daß sich das Bettzeug um deinen Hals gewickelt hat."
Sie wußte, wie töricht sie war, sehnte sich aber nach der Sicherheit, die nur Rusty ihr geben konnte. „Würde es dir etwas ausmachen, den Rest der Nacht bei mir zu verbringen?" Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. „Ich wollte, ich könnte dir etwas Aufregendes versprechen, aber ich möchte einfach nur, daß du mich im Arm hältst und neben mir schläfst", sagte sie.
Voll angekleidet lagen sie nebeneinander. Kate kuschelte sich an Rusty und spürte, wie Ruhe über sie kam. Alles war wieder gut.
Als Kate erwachte, strahlte die Sonne hell durchs Fenster. Die Luft im Zimmer war heiß und feucht. Rusty lag immer noch neben ihr. Sie spürte seinen Brustkorb an ihrem Rücken, und sein Arm lag schützend über ihrer Taille. Es fühlte sich gut an, ihn bei sich zu haben.
Im hellen Tageslicht stand Kate ihrem Traum - und dem Geist - sachlicher gegenüber. Allerdings gab es zwei Fakten, die sie daran hinderten, daß sie die Erinnerung ganz von sich schob. Einmal hatte die Person eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Doug gehabt. Doch Rusty hatte dafür eine befriedigende
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