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Liebst du mich wirklich, Raoul

Liebst du mich wirklich, Raoul

Titel: Liebst du mich wirklich, Raoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Craven
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Menschen erkannten, wie liebreizend und charmant sie war.
    Eine weitere professionelle Kostprobe ihres beruflichen Könnens. Das war noch der einfache Teil im Leben einer Rhianna Carlow.
    Aber übermorgen würde es all ihre schauspielerische Fähigkeit in Anspruch nehmen, schweigend dazustehen und dabei zuzusehen, wie Carrie Simons Ehefrau wurde. Mit jeder Faser ihres Körpers wollte sie hinausschreien: Nein, das darf nicht sein! Ich werde es nicht zulassen! Das muss sofort aufhören – zum Wohle aller!
    Aber würde sie es übers Herz bringen, aufzustehen und die grausame Wahrheit auszusprechen? Nur um dann das Licht der Hoffnung in Carries Augen erlöschen zu sehen, sobald ihr klar wurde, wie schändlich Simon sie betrogen hatte?
    Carrie war immer ein Sonnenschein gewesen, mit hellblonden Haaren und einem bildhübschen Gesicht. Sie strahlte von innen und hatte die dunkelhaarige Rhianna, die Außenseiterin, wie einen kleinen Mond in ihren Orbit gezogen. Durch ihre Wärme war Rhianna buchstäblich zum Leben erwacht und für die abweisende Kälte ihrer Tante und die Feindseligkeit der übrigen Bewohner von Penvarnon House entschädigt worden.
    Sie konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als sie mit ihren zwölf Jahren frierend und unglücklich vor dem Haupthaus gestanden hatte. Mit einem tonnenschweren schlechten Gewissen, weil sie gerade die strikte Regel ihrer Tante missachtete, die ihr verbot, sich frei auf dem Grundstück zu bewegen. Rhiannas Zuhause war eine kleine Wohnung, eingebaut in die früheren Stallungen. Zum Spielen dufte sie nur in das Stallgebäude und auf den umliegenden Hof gehen.
    „Dass du hierbleiben darfst, ist ein riesiges Zugeständnis von Mrs. Seymour, und dafür musst du immer sehr dankbar sein“, hatte Tante Kezia sie ermahnt. „Und die Bedingung ist: Du verlagerst deine Aktivitäten in die Nähe deiner Unterkunft, nicht darüber hinaus! Verstanden?“
    Nein, hatte Rhianna voller kindlicher Rebellion gedacht.
    Sie verstand nicht, warum ihre Mutter gestorben war, oder warum sie nicht in London bei Mr. und Mrs. Jessop bleiben durfte, die ihr Unterstützung angeboten hatten. Rhianna konnte nicht begreifen, wieso ihre Tante sie an einen Ort brachte, wo niemand sie haben wollte, am wenigsten ihre Tante selbst. Hier war Rhianna vom Rest der Welt und von allem, was sie kannte, abgeschnitten.
    Dabei wollte sie gar nicht ungehorsam sein, doch die leer stehenden, dunklen Stallungen waren keine besonders reizvolle Umgebung für ein junges Mädchen, und das offene Tor, das auf die gepflegten Rasenflächen des Haupthauses führte, wirkte absolut unwiderstehlich auf sie.
    Nur ein schneller, verbotener Blick, nahm sie sich vor. Danach wollte sie das Gatter wieder schließen, und niemand würde etwas davon erfahren.
    Also folgte sie dem Kiesweg und fand sich schließlich auf der Hintertreppe des Hauses wieder. Über den seitlichen Rasen kamen zwei Kinder etwa in ihrem Alter auf sie zugestürmt. Das Mädchen erreichte sie zuerst und lief lachend die Stufen hinauf.
    „Hallo, ich bin Carrie Seymour, und das hier ist Simon. Hat deine Mutter dich zum Kaffeetrinken mitgebracht? Das ist doch langweilig! Wir wollten gerade runter in die Bucht. Komm lieber mit uns mit!“
    „Ich kann nicht“, presste Rhianna hervor und hatte fürchterliche Angst vor den Schwierigkeiten, in die sie sich gebracht hat. „Ich dürfte gar nicht hier sein. Meine Tante hat mir gesagt, ich soll bei den Ställen bleiben.“
    „Deine Tante?“, fragte das Mädchen und machte eine kleine Pause. „Oh, dann bist du bestimmt Miss Trewints Nichte? Ich habe gehört, wie Mummy und Daddy über dich geredet haben.“ Wieder zögerte sie etwas, dann hellte sich ihr Gesicht plötzlich auf. „Aber du kannst doch nicht die ganze Zeit auf dem Hof bleiben, ohne dort was machen zu können. Das ist albern. Komm mit Simon und mir mit! Ich regle das schon mit Mummy und Miss Trewint, du wirst sehen.“
    Und auf wundersame Weise war das Carrie tatsächlich gelungen. Vermutlich mit einem engelsgleichen Lächeln in Verbindung mit gnadenloser Sturheit – wie üblich. Fröhlich hatte sie darauf bestanden, dass Rhianna im Haupthaus lebte und sie beide Freundinnen wurden. Ende der Geschichte.
    Und der Beginn einer anderen … Allerdings hatte damals noch keiner von ihnen eine Ahnung davon. Eine Geschichte von Geheimnissen, Betrug und Unglück – ohne Happy End.
    Ich hätte bei den Ställen bleiben sollen, dachte Rhianna jetzt ernüchtert. Dort wäre ich

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