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Liebst du mich wirklich, Raoul

Liebst du mich wirklich, Raoul

Titel: Liebst du mich wirklich, Raoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Craven
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gleichzeitig zu sein, und er bewegte sich so selbstsicher und gelassen über seinen Grund und Boden, als wäre er niemals fort gewesen. Und wenn er mit kühler Stimme Anweisungen gab, wurden diese von jedermann augenblicklich befolgt.
    „Und ich frage mich, wie Madam das gefällt …“ Zufällig hörte Rhianna eines Tages, wie sich die Haushaltshilfe an der Hintertür mit dem Gärtner unterhielt.
    „Ganz und gar nicht, würde ich sagen“, antwortete der Gärtner kichernd. „Aber darüber muss sie sich ja nicht den Kopf zerbrechen. Bald wird er abreisen, und ihr Leben läuft entspannter.“
    Auch für Rhianna würde der Alltag wieder angenehmer werden, jedenfalls nahm sie das an. Raoul war ganz anders, als sie ihn sich laut Carries Erzählungen vorgestellt hatte. Vor allem war er jünger und wesentlich muskulöser als in ihrer Fantasie. Trotzdem wirkte seine Ausstrahlung ungeheuer dynamisch.
    „So etwas nennt man einen Frauenschwarm“, informierte Simon sie einmal trocken, als er ihr im Ort auf dem Weg zum Einkaufen begegnete. Auch er war durch Raouls Präsenz etwas an die Seite gedrängt worden und konnte es offenbar kaum abwarten, den umschwärmten Hausherrn wieder los zu sein. „Groß, dunkel und superreich. Meine Eltern sagen, jede Frau in Cornwall unter Dreißig versucht, bei ihm zu landen.“
    „Ich finde ihn jedenfalls grässlich“, behauptete Rhianna mit fester Stimme und dachte an den stechenden Blick aus Raouls silbergrauen Augen. „Fürchterlich!“
    Ihr fiel ein, wie sie ihn eines Abends mit einer Blondine draußen auf der Terrasse gesehen hatte, als sie sich gerade anschlich, um die Musik besser hören zu können. Die beiden waren in so intimer Haltung miteinander verschlungen, dass Rhianna noch in der Dunkelheit vor Scham rot geworden war.
    „Allein beim Gedanken an ihn wird mir schlecht“, schloss sie finster.
    Simon brachte ein dünnes Lächeln zustande. „Kann ich nachvollziehen.“ Er machte eine Pause. „Hast du Lust, auf ein Eis oder eine Cola mit mir hinunter zum Hafen zu gehen? In Rollos Café?“
    Doch sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss zurück.“ Das stimmte nur zum Teil. Im Grunde wollte Rhianna nicht zugeben, dass sie von ihrer Tante lediglich das abgezählte Geld für die jeweiligen Einkäufe bekam – nicht mehr.
    „Bestimmt kannst du zehn Minuten entbehren.“, drängte Simon sanft. „Du brauchst eine Abkühlung, bevor du nach Penvarnon zurückradelst, sonst verbrennst du noch in der Sonne.“ Er grinste. „Ich lade dich ein.“
    Voller Vorfreude färbten sich ihre Wangen rosa. Der souveräne, gut aussehende Simon bot ihr tatsächlich an, sie zum Eisessen einzuladen. Normalerweise schenkte er Rhianna nicht sonderlich viel Beachtung, jedenfalls nicht, sobald Carrie in der Nähe war. Immerhin waren die beiden enge Freunde gewesen, bevor Rhianna sie kennenlernte, deshalb verbot sie sich jedes Gefühl von Neid oder Eifersucht.
    Aber im Augenblick war Carrie beschäftigt, und Rhianna erhielt so die Gelegenheit, etwas kostbare Zeit allein mit Simon zu verbringen, ohne seine Aufmerksamkeit mit der Freundin teilen zu müssen. Gleichzeitig schämte sie sich für diesen Gedanken …
    Dann sah sie Simons Lächeln und schnappte aufgeregt nach Luft. „Es darf aber nicht zu lange dauern.“
    Er kaufte ihnen Eis, und sie setzten sich in die Sonne, um die Schiffe im Hafen zu beobachten und sich über dies und das zu unterhalten. Nach einer Weile wurde Rhianna bewusst, dass sie sich dringend auf den Heimweg machen musste, und Simon half ihr von den großen Steinen, auf denen sie gesessen hatten, hinunter.
    „Hey“, sagte er, „das war echt toll. Wir müssen das unbedingt wiederholen.“
    Als sie mit dem Rad nach Hause fuhr, schäumte ihr Herz buchstäblich über. Ihr Treffen hatte nur eine halbe Stunde gedauert, aber für Rhianna war diese Zeit so wertvoll wie ein Schatz. Ein Schlüsselerlebnis für ein einsames junges Mädchen, das an der Schwelle zum Frausein stand. Eine Schwärmerei, um dem Alltag zu entfliehen.
    Leider wusste ich damals nicht, wie wenig alltagstauglich solche Gefühle sind, dachte Rhianna unglücklich, als sie plötzlich von einer blechernen Lautsprecherstimme aus ihren trüben Gedanken gerissen wurde. Der Zug hatte das Ziel fast erreicht.
    Rhianna stand auf, setzte ihre Sonnebrille auf und stellte ihre Gepäckstücke bereit, damit sie wenig später rasch aussteigen konnte.
    Du musst das nicht tun, warnte sie eine innere Stimme – nicht zum ersten Mal.

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