Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
Vom Netzwerk:
Andererseits hatte er gesagt, dass er keine Freunde außer Daniel in der Stadt hatte.
    Ich zog willkürlich das oberste T-Shirt aus dem Schrank und warf es auf das Sofa. Dann zog ich meine Bluse, meinen BH und meinen Rock aus. Die Leggins ließ ich an – nur für den Fall, dass Felix heute Nacht doch noch heimkehrte. Nachdem ich mir das T-Shirt übergezogen hatte legte ich mich unter meine Wolldecke. Ich drehte mich zur Seite und wollte gerade die Augen schließen, als mir ein Buch ins Auge fiel. Es lag nahe der Wand auf dem Boden, aufgeklappt, einige der Seiten umgeknickt. Das Buch, das Felix in seiner Wut gegen die Wand geworfen hatte.
    Ich krabbelte unter der Decke hervor und kniete mich vor dem Buch auf den Boden. Erwartungsvoll hob i ch es auf und las den Titel. Mir entwich ein frustriertes Stöhnen. Ein stinknormaler Krimi. Ich pfefferte ihn zurück auf den Boden, machte das Licht aus und kuschelte mich wieder aufs Sofa. Jetzt war es endgültig offiziell: Es gab nichts in diesem Zimmer, das mir auch nur annähernd etwas mehr über den Menschen verriet, zu dem mein Schulschwarm geworden war. Er hatte so gut wie nichts außer Kleidung mitgenommen, als er die Stadt, in der er gearbeitet hatte, verlassen hatte. Die Men’s Health und den Krimi hatte er sich wahrscheinlich am Bahnhof gekauft. Seltsamerweise heizte dieser Mangel an interessanten Informationen über Felix meine Neugier nur weiter an. Wenn er einfach heimkommen würde, so dass ich ihm all die Fragen, die sich in meinem Kopf geformt hatten, stellen konnte.
    Mit offenen Augen stierte ich in die Dunkelheit. War da nicht gerade die Außenbeleuchtung des Wohnhauses eingeschaltet worden? Ich eilte ans Fenster. Nichts. Die Außenbeleuchtung war aus, nur einige Straßenlaternen erhellten die Umgebung. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.
    Als ich wieder auf dem Sofa lag, drehte ich mich entschlossen mit dem Rücken zum Fenster. Es konnte doch nicht sein, dass ich mich wegen Felix verrückt machte. Er war erwachsen. Er konnte auf sich selbst aufpassen. Und wenn er nichts hatte, wo er schlafen konnte, würde er wieder herkommen. So einfach war das.
    Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf . Bald darauf schreckte ich wieder hoch, weil ich glaubte, die Türklingel gehört zu haben. Doch als ich den Hörer der Sprechanlage abnahm, meldete sich niemand. Ich horchte an Daniels Zimmertür, doch auch er rührte sich nicht. Wahrscheinlich hatte ich geträumt.
    Danach hatte ich das Gefühl, stundenlang nicht wieder einschlafen zu können. Und als ich gegen halb acht von der Sonne, die ins Zimmer schien, geweckt wurde, war ich sicher, gerade erst weggedämmert zu sein. Mein erster Blick galt Felix‘ Bett. Es war leer. Ich quälte mich hoch und schlurfte in die Küche. Doch Daniel schien noch zu schlafen. Kurz überlegte ich, ihn zu wecken, doch entschied mich dagegen. Stattdessen legte ich mich ebenfalls zurück in mein provisorisches Bett und schloss die Augen. Nach ein paar Minuten drehte ich mich auf die andere Seite. Das wiederholte ich noch zweimal. Dann stand ich endgültig auf. Nachdem ich die Kaffeemaschine angestellt hatte, ging ich ins Bad und zog mich an. Schließlich setzte ich mich an den Küchentisch und hoffte, dass das Geglucker der Kaffeemaschine Daniel aufwecken würde. Doch mir war selbst klar, dass das mehr als unwahrscheinlich war. Daniel hatte einen ebenso gesunden Schlaf wie ich normalerweise.
    Es war kurz vor neun oder – anders ausgedrückt – als ich gerade meine dritte Tasse Kaffee trank – dass ich endlich Schritte in Daniels Zimmer hörte. Kurz darauf kam er mit verwuschelten Haaren und nur in Boxershorts in die Küche.
    „Kaffee?“, nuschelte er.
    Ich schob ihm meine halbvolle Tasse hin.
    Er trank sie im Stehen leer.
    „Hast du was von Felix gehört?“ Eigentlich hatte ich warten wollen, bis wir zusammen beim Frühstück saßen, um dann ganz beiläufig diese Frage zu stellen. Doch ich konnte nicht warten.
    „Ist er die ganze Nacht nicht heimgekommen?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    Diese Information schien Daniel wacher zu machen, als die halbe Tasse Kaffee. „Warte, ich guck auf mein Handy.“ Er verschwand in sein Zimmer und rief kaum zwei Sekunden später: „Nichts!“ Kopfschüttelnd und mit seinem Handy in der Hand kam er zurück in die Küche. „Und jetzt?“
    „Bist du sicher, dass er hier nicht doch irgendwo Freunde hat? Oder vielleicht ist er bei seinen Eltern.“
    „Immer, wenn er zeitweise in der

Weitere Kostenlose Bücher