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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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du ihn anrufen?“
    Ich zuckte mit den Achseln. „Er wird nicht drangehen.“
    „Maja“, warnte Elena und hob in gespielt drohender Geste den Zeigefinger.
    „Schon gut“, sagte ich das zweite Mal in ebenso vielen Minuten.
    „Versprich es!“
    „Sag mal, was hast du eigentlich davon, wenn ich Felix anrufe?“
    „Seelenfrieden.“
    Ich zeigte ihr einen Vogel.
    „Ich meine es ernst. Der Gedanke, dass du hier rumhockst und dir Sorgen machst ist für mich nicht gerade beruhigend. Und ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass ich gerade genug eigene Probleme habe, oder? Im Grund bist du es mir also schuldig, den Kerl anzurufen.“
    „Am besten gehst du jetzt. Das Ganze wird absurd.“
    „Recht hast du. Wir sehen uns morgen auf der Arbeit.“ Sie winkte mir kurz zu, dann verschwand sie ins dunkle Treppenhaus.
    Ich ging hinter ihr her, um wenigstens das Licht einzuschalten. Als die Lampen aufleuchteten, war Elena schon nicht mehr zu sehen. Den Schrittgeräuschen nach zu urteilen, war sie bereits im Erdgeschoss angekommen.
    Ich zog mich in die Wohnung zurück und schloss die Tür hinter mir. Den Zettel mit Felix‘ Handynummer, die mir Daniel in beinahe unleserlicher Handschrift darauf gekritzelt hatte, hielt ich fest in meiner Faust verschlossen. Ich ging in Felix‘ Zimmer, schloss die Tür und kramte mein Handy hervor. Nachdem ich auf dem Bett Platz genommen hatte, strich den Zettel auf meinem Knie glatt. Ich entzifferte Zahl für Zahl und tippte die Nummer in mein Handy ein. Dann tat ich einen tiefen Atemzug, bevor ich auf die Verbindungstaste drückte. Einen Moment lang dachte ich, Felix‘ Handy wäre mittlerweile ausgeschaltet. Dann kam das erlösende erste Tuten. Und mir fiel ein, dass ich gar nicht wusste, was ich sagen wollte. Schnell legte ich auf. Noch mal Glück gehabt. Wenn Felix abgehoben hätte, wäre wahrscheinlich nur unzusammenhängendes Gestammel aus mir heraus gekommen. Und der Herr am anderen Ende der Leitung hätte sich köstlich amüsiert. Andererseits: Vielleicht hätte das das Eis zwischen uns gebrochen und er wäre jetzt bereits wieder auf dem Weg nach Hause.
    Ich betrachtete das Handy in meinem Schoß. Was sollte ich ihm sagen? Dass es mir leidtat? Das wäre eine Lüge. Und was ich ihm eigentlich sagen wollte war, dass er sich wie ein Kleinkind aufführte. Voller Trotz davonzulaufen, damit Daniel und ich uns Sorgen machten! Wie alt war er? Zweieinhalb?
    Meine Finger hatten sich um das Handy herum zusammengekrampft. Ich zwang mich, meine Hände zu entspannen. Ich musste mich zusammenreißen. Wenn ich erfahren wollte, wo er war und ob es ihm gutging und ihn dazu bringen wollte, zurückzukommen, musste ich meine wahren Gedanken und Gefühle auf jeden Fall zurückhalten. Zumindest, bis er wieder da war. Am besten sagte ich ihm tatsächlich, dass es mir leidtat. Ich würde so tun, als wäre ich geknickt und schuldbewusst und wollte einfach nur, dass er mir verzieh. Wenn Elena Recht hatte, so war das der Schlüssel zum Erfolg.
    Ich drückte auf Wahlwiederholung und hielt das Handy an mein Ohr. Es tutete einmal, zweimal, dreimal.
    „Hallo?“
    Ich fiel vor Schreck beinahe von der Bettkante. Gerade hatte ich auflegen wollen, weil ich mir sicher war, dass er nicht mehr abheben würde.
    „I… ich bin’s.“
    Einen Moment lang hörte ich nur ratternden Lärm. Dann: „Maja?“
    „Ja. Hör zu, es-“ Tut. Tut. Tut.
    Langsam ließ ich das Handy sinken und starrte es verständnislos an. Dann drückte ich stur ein weiteres Mal auf Wahlwiederholung. Es tutete einmal, dann kam das Besetztzeichen. Weggedrückt. Dieser unverschämte…. Ohne Nachzudenken öffnete ich das Nachrichten-Menü und begann, eine SMS einz utippen. Es dauerte kaum zehn Sekunden, dann schickte ich sie ab: Der Welt ginge es besser, wenn du unter deiner Brücke erfroren wärst.
    Ich saß einige Minuten reglos da, dann öffnete ich ein weiteres Mal das Nachrichten-Menü und las entsetzt den Text, den ich gerade abgeschickt hatte. Da kündigten auch schon zwei aufeinanderfolgende Pieptöne den Eingang einer neuen Nachricht an. Ich schluckte. Sie war von Felix. Welche Brücke?
    Ich starrte auf die Buchstaben, doch sie ergaben keinen Sinn. Entweder hatte die Kälte Felix‘ Gehirn eingefroren oder ich stand komplett auf der Leitung. Na die, unter der du geschlafen hast.
    Ich schüttelte verständnislos den Kopf.
    Piep. Piep. Hast du dir den Kopf an deinem Kunstwälzer gestoßen?
    Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Ich stand auf,

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