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Lied aus der Vergangenheit

Lied aus der Vergangenheit

Titel: Lied aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Forna
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»Aber ich hab was angespart. Das Brautgeschenk wird, glaub ich, in Ordnung sein. Außerdem, wenn Zainab mich will, dann redet sie schon mit ihren Eltern.«
    »Dann abgemacht.« Kai reicht Foday die Hand, sie schlagen ein, schnippen mit den Fingern und boxen Faust gegen Faust. Kurz darauf will Kai gehen, fragt Foday, ob er irgendetwas braucht.
    »Vielleicht könnten Sie mir ein Radio borgen?«
    »Klar, ich schau, was sich machen lässt.«
    Kai sollte mit Foday eigentlich über die nächste OP reden, aber er beschließt, es für heute dabei zu belassen. Kein Grund zu hetzen. Seine größten Herausforderungen stehen Foday noch bevor. Kai weiß das. Foday weiß das. Erst mal wartet Zainab auf ihn, in ihrem Sonntagsstaat.
    Was immer es kostet. Kai sagt sich diese Worte vor: Was immer es kostet.
    Draußen sieht er Mrs Mara unbeholfen über den unebenen Rasen stöckelnd, die Ecke des Vierecks schneidend. Er verlangsamt seinen Schritt, damit sie ihn abhängen kann, dann geht er zu Adrians Wohnung, wo er anklopft, während er gleichzeitig den Schlüssel ins Schlüsselloch steckt. Die Wohnung ist menschenleer. Die Küche ist aufgeräumt und kahl. Er füllt etwas Wasser in den Kessel, und während er darauf wartet, dass es kocht, kramt er das alte Philips-Kofferradio aus einem der Schränke. Das Ding ist sperrig und ramponiert, aber trotz seines entschiedenen Rauschens noch brauchbar. Er trinkt seinen Kaffee am Küchenfenster. Ein Honigsauger stößt herab, schwebt kurz vor der leeren Vogeltränke und ist weg.
    Und Kai, ein paar Minuten später, ebenfalls.

32
    In Elias Coles Zimmer herrscht hektische Aktivität. Adrian wartet auf dem Korridor. Nach einiger Zeit kommt ein Arzt heraus, gefolgt von einer Schwester mit einem Instrumentenrolltisch.
    »Wie geht’s ihm?«, fragt Adrian den Arzt.
    Der Mann, ein Schwede, ausgestattet mit der spröden, antiseptischen Hochnäsigkeit, die Adrian mit Nordeuropäern assoziiert, schaut ihn an und gewährt ihm automatisch den Respekt, der einem Mit-Weißen gebührt. »Nicht so toll. Aber es geht.«
    »Kann ich ihn sprechen?«
    »Sind Sie Arzt?«
    »Ich bin Psychologe«, sagt er.
    »Ah, ich verstehe. Na, dann kann ich Ihnen ja auch sagen, dass er mit Kortikosteroiden behandelt worden ist. Jetzt sieht es so aus, als würde er nicht mehr darauf ansprechen. Das ist nichts Ungewöhnliches. Steroide wirken nicht bei jedem, und selbst wenn, wirken sie nicht ewig. Das Problem ist, dass es ab dem Punkt nicht mehr allzu viele Optionen gibt. Eine Lungentransplantation kommt ja nun nicht in Betracht.« Er beugt sich ein bisschen näher zu Adrian hinüber und senkt die Stimme. »Ich meine, wie lange sind Sie schon hier?«
    »Seit Januar«, sagt Adrian.
    Der Arzt schüttelt den Kopf. »Er braucht eine Sauerstofftherapie«, sagt er, womit er Adrian nichts Neues sagt. »Es besteht die Gefahr einer Hypoxämie. Sauerstoff würde seine Lebensqualität verbessern und ihm ein paar Monate mehr zu leben geben. Vielleicht. Ich werde deswegen gleich mit der Verwaltungschefin reden.«
    Na, dann viel Glück, denkt Adrian. Er hat Mrs Mara schon drei Mal wegen eines Sauerstoffkonzentrators für Elias Cole angesprochen. Jedes Mal hat sie erklärt, sie würde sehen, was sie tun könne. Bislang hat sie nichts unternommen. Sie wird von allen Seiten mit Ansprüchen bombardiert. Elias Coles letzte Lebensmonate gehen im Gedränge unter.
    »Lassen Sie mich wissen, was Sie erreichen«, sagt Adrian. Er schaut dem Schweden nach, der mit quietschenden Gummi-Clogs auf dem Betonfußboden davonschlurft.
    Elias Cole sitzt aufrecht im Bett. Im Lauf der letzten paar Wochen hat er beträchtlich abgenommen, sein Gesicht ist fast bis auf die Knochen abgemagert. Die Haut hängt ihm in Plisseefalten um den Hals. Am Fußende des Bettes stehend, kommt sich Adrian wie der Priester in einem alten Schwarz-Weiß-Film vor, der an einem Sterbebett auf seinen Augenblick lauert. Um dieses Gefühl loszuwerden, geht er ans Fenster und schaut nach draußen. Ein Eisvogel sitzt auf dem Telegrafendraht. Einen Augenblick später gesellt sich ein zweiter zu ihm. Adrian beobachtet sie ein paar Augenblicke lang, vergisst fast den Grund seines Hierseins.
    Er wendet sich zu dem alten Mann. »Wie fühlen Sie sich?«
    Elias Cole lächelt, eine leichte Verkrampfung der Mundwinkel. »Das war der letzte Aufruf. Ich sitz jetzt in der Abflughalle.«
    Adrian lacht. »Ein bisschen Zeit haben Sie noch.«
    »Es hieß, ich könnte anfangen, das Gedächtnis zu

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