Lied der Wale
Unpünktlichkeit gefährden, denn die konnte die schönste Frau der Welt auf den Tod nicht ausstehen. Was sie ihm schon deutlich unter die Nase gerieben hatte. Und er hatte null Bock darauf, ein zweites Mal allein im Kino zu sitzen. Außerdem wollte er ›Lachsfischen imJemen‹ von Anfang an sehen. Gut, musste Leah eben bis morgen warten.
Ein letzter Versuch noch. Er betätigte gerade die Wahlwiederholung, als ein quietschvergnügter Geoffrey samt Leahs Sohnemann das Büro betrat.
»Du kommst wie gerufen.« Nick legte das Handy zur Seite.
Geoffrey, der Nick lange genug kannte, um dessen Stimmlage zu entnehmen, dass er was an der Angel hatte, gab Michael die Liste einiger ausgewählter Bücher und schickte ihn in sein Büro.
»Was gibt’s Neues aus Canaveral?«
Nick schüttelte den Kopf. »Andere Baustelle. Welcher Fall genießt absolute Priorität, wenn ich da mal jemanden zitieren darf?«
»Mach’s nicht so spannend.«
»Hab noch was über Leahs Wal-Gang rausgefunden, die Jungs sind doch nicht so sauber.«
Geoffrey hob eine Augenbraue. »A-ha.«
Nick wusste, wie er das zu deuten hatte. Eine Augenbraue nach oben bedeutete so viel wie »Wie war noch gleich dein Name«? Aber Augenbraue nach oben zusammen mit »A-ha« war ein Volltreffer. Möglicherweise eine Gehaltszulage, vielleicht hatte er sogar Aussicht auf ein eigenes kleines Büro, mindestens aber auf einen dieser Sessel, in denen man sich zurücklehnen konnte, um seine Füße bequem auf den Schreibtisch zu legen, so wie es Redford im Watergate-Film getan hatte.
»Könntest du Leah Bescheid sagen, was los ist? Ich muss dringend weg, und ich bin sicher, sie brennt drauf, es zu erfahren. Ich hab sie nur nicht erreicht.«
»Schieß los.«
Nick deutete auf den Papierstapel.
»Mein Kumpel hat doch deren Konto unter die Lupe genommen, das offizielle Konto der SeaSpirit-Bewegung.«
Geoffrey sah nicht gerade glücklich aus. »Du bist sicher, die können die Spur nicht zu uns zurückverfolgen, richtig?«
»Er hat es von seinem Computer aus gemacht, Geoffrey, so bescheuert bin ich auch wieder nicht. Falls die überhaupt was merken, werden sie glauben, dass sich ein paar Studenten an einer chinesischen Uni für ihre Bank interessieren, dafür hat Denis gesorgt. Jedenfalls hatte Leah rausgefunden, dass Fowlers auch was an die gespendet hat und ...«
»Du meinst, der Fowlers, der Sportschuhhersteller, der auch bei uns inseriert?«
»Genau der, aber von denen hab ich nix auf dem Konto gefunden. Also hab ich Fowlers angerufen, im Auftrag der SeaSpirit natürlich, und hab sie gefragt, ob wir ihnen bereits eine Spendenquittung geschickt hätten, peilst du, was ich meine, wir, quasi die SeaSpirit-Bewegung ...«
»Nick!«
Aber Nick fuhr unbeirrt fort, und Geoffrey wunderte sich, wann er überhaupt zum Atmen kam. »... wir Walretterchaotenbande hatten leider einen Wasserschaden, der unsere Buchhaltung etwas durcheinandergebracht hat. Die nette Dame in der Buchhaltung von Fowlers sagt, einen Moment, und eine Minute später meint sie, da sei noch nichts gekommen. Und ich sage, machen wir sofort, hoffe, bei dem ganzen Wasser sind noch alle Bankauszüge da, welches unsrer Konten war das noch mal? Sie schaut tatsächlich nach und meint, das auf der Santa Ana Bank, und ich denke mir, Denis, du Niete, wieso hast du’s nicht entdeckt.
Also ruf ich als Steve Bensons rechte Hand die Bank an und mach die Angestellte zur Schnecke, weil die Überweisung von Fowlers nicht auf den Kontoauszügen drauf ist. Sie schaut nach und ist jetzt völlig irritiert. Sie behauptet, die sei drauf, und als ich kurz vorm Schreikrampf bin, nennt mir die Gute doch tatsächlichdie Kontonummer. Und was soll ich dir sagen: Es ist ein völlig anderes Konto als das, was wir hatten. Ich rufe also Denis an, und er hat sich letzte Nacht wieder bei der Santa Ana eingeloggt, und jetzt halt dich fest ...« Nick blätterte in dem Ausdruck, bis er die Stelle gefunden hatte. »Fowlers, hier, und nicht nur die. Sieben oder acht weitere Konzerne. Die spenden richtig Asche, nicht paar Dollar fünfzig wie die Oma von nebenan, auf dem Konto liegen satte acht Millionen Dollar!«
Geoffrey schaute Nick begeistert an.
»Ist alles in den letzten vier Jahren reingelaufen. Sogar Hagger & Jars haben ’ne halbe Million gespendet.«
»Der Waffenhersteller?!«
Bumm. Nick zielte mit der Fingerpistole auf Geoffrey. »Genau der. Sind also nicht sehr wählerisch bei der Wahl ihrer Spender.«
Geoffrey fühlte sich
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